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21. November 2024

«Krippenwelten» in Stein am Rhein und in Bethlehem

Wie Gott «einer von uns» wurde

 

Wer die «KrippenWelt» mitten in der malerischen Altstadt von Stein am Rhein betritt, wird überwältigt von der bunten Vielfalt und unglaublichen Kreativität der gezeigten Weihnachtskrippen aus aller Welt.

Im ältesten Haus der historischen Altstadt von Stein am Rhein hat die grosse Krippensammlung der Münchner Familie Hartl eine wunderbare Bleibe gefunden.
Im ältesten Haus der historischen Altstadt von Stein am Rhein hat die grosse Krippensammlung der Münchner Familie Hartl eine wunderbare Bleibe gefunden.

 

Ein Besuch dieses einzigartigen Museums lohnt sich gerade in der Advents- und Weihnachtszeit – aber auch weit darüber hinaus! Noch bis am 5. Januar zeigt das Museum Kloster Muri übrigens peruanische Krippendarstellungen in Zusammenarbeit mit der «KrippenWelt».

Im ältesten Haus der historischen Altstadt von Stein am Rhein hat die grosse Krippensammlung der Münchner Familie Hartl vor 13 Jahren eine wunderbare Bleibe gefunden – inzwischen ist die Sammlung auf über 1500 Krippen angewachsen. Weit ab vom klassischen Weihnachtsmarkt-Groove werden in der aktuellen Ausstellung rund 600 Krippen aus über 80 Ländern gezeigt. Dabei überraschen die unterschiedlichen Materialien – von Muscheln über Schwemmholz bis zu bunten «Schoggi-Papierli». Die kreativen Darstellungen des Krippengeschehens vermitteln etwas von der «Universalität» der Menschwerdung Gottes: Im Krippenkind ist Gottes Liebe Mensch geworden – nicht nur für uns, sondern auch bei uns, einer von uns!

Zur «KrippenWelt», dem ersten Krippenmuseum der Schweiz, gehören auch ein kleines Bistro, ein Shop und ein Kunstgewölbekeller.

Nähere Informationen: Krippenwelt Stein am Rhein.  Im Dezember bis Mitte Januar täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet

 

 

«Navidad en Peru» im Kloster Muri

Das Museum Kloster Muri im aargau­ischen Freiamt zeigt noch bis am 5. Januar in einer Sonderausstellung eine grosse Zahl von Krippen aus Peru. Die Exponate stammen alle aus der «Krippen­Welt»-Sammlung in Stein am Rhein.

Nähere Informationen: murikultur.ch

 

Das internationale Krippenmuseum in Bethlehem

Für viele Christinnen und Christen sind der Ortsname Bethlehem und der bi­blische Ausdruck Krippe – ein Wort für den Futtertrog, in den Maria das neugeborene Jesuskind nach der Überlieferung des Lukasevangeliums gelegt hat – zu einer Bezeichnung für die Weihnachtsgeschichte geworden. Ein Ansporn für die Salesianer in Bethlehem am Geburtsort Jesu im Herzen Bethlehems, nur wenige Schritte von der Geburts­kirche entfernt, am Heiligabend 1999 zu Beginn des neuen Jahrtausends ein Krippenmuseum zu eröffnen. Das in­ternationale Krippenmuseum befindet sich im Erdgeschoss des historischen Salesianerklosters von Bethlehem und verfügt über eine Sammlung von mehr als 200 Krippen verschiedener Stile und Grössen, aus verschiedenen Teilen der Welt. Jede ausgestellte Krippe ist ins­pirierend und einzigartig und zeigt die Geburt Christi zu verschiedenen Zeiten sowie aus verschiedenen kulturellen und künstlerischen Blickwinkeln. Das internationale Krippenmuseum ist morgens, nachmittags und abends nach Absprache für Gruppen geöffnet. Führungen werden in italienisch, englisch, französisch und deutsch angeboten.

Kontakt: +972 598 911 555, Eintritt 5 Euro pro Person

Boris Schlüssel und Marwa Diabakerly

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21. November 2024

Interview – Pater Georges Aboud über die aktuelle Lage in Syrien

«Wir brauchen geistliche Solidarität und finanzielle Unterstützung»

Pater Georges Aboud, viele Jahre in Damaskus tätig und mit unserem Partner Bischof Nicolas Antiba in Damaskus verbunden, besuchte im Oktober auf Einladung des Hilfswerks Kirche in Not verschiedene Pfarreien in der Deutschschweiz. Lucia Wicki-Rensch, Medienbeauftragte von Kirche in Not, führte im Auftrag des Schweizerischen Heiligland-­Vereins dieses Interview.

 

Pater Georges, wie ist die aktuelle politische Situation der Christinnen und Christen in Syrien?

Pater Georges Die Situation der Christinnen und Christen ist unverändert. Die Kurden kontrollieren immer noch den nordöstlichen Teil von Syrien an der Grenze zum Irak, wo auch die Amerikaner eine Militärbasis haben. Auf der anderen Seite unterstützt die Türkei im Bezirk Idlib die verschiedenen bewaffneten islamistischen Gruppierungen.

Und die wirtschaftliche Situation?

Auf der wirtschaftlichen Ebene sind die Teuerung sowie die Inflation das grösste Problem. Zum einen als Folge des Krieges, der 2011 begann. Zum anderen wegen der massiven Sanktionen, die von den Amerikanern und Europäern 2020 noch verschärft worden sind.

Wie sieht der Alltag der Menschen aus?

Es mangelt an Strom, der nur vier Stunden pro Tag zur Verfügung steht. Die Löhne sind gleich tief geblieben wie vor der Inflation. Medikamente sind Mangelware. Besonders für schwierigere gesundheitliche Probleme sind sie sehr teuer.

Inwiefern hat der Krieg in Gaza und im Libanon Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Syrien?

Wie man in den Nachrichten hört, bombardiert Israel auch Ziele in Damaskus und Umgebung – auch den Flughafen. Seit die israelische Armee die Angriffe auf den Libanon verschärft hat, sind bereits viele Libanesinnen und Libanesen wie auch syrische Flüchtlinge nach Syrien geflohen. Und es werden immer mehr, obwohl die Lage auch dort sehr prekär ist.

Welche Nachrichten erreichen Sie von ihrer Familie, die aus dem Südlibanon kommt? Wie halten Sie Kontakt zu ihrer Familie?

Meine Familie berichtete mir von den schrecklichen Bombardierungen in Beirut, wo sie zurzeit lebt. Die Wohnung meiner Mutter in Sabtiyeh, 5 Kilometer vom Hisbollah Hauptquartier Haret Hreik entfernt, wo die starken Detonationen stattgefunden haben, hat mehrmals gewakelt. Mein jüngster Bruder Michèle, der ebenfalls nicht weit weg wohnt, musste mit seiner Familie die Wohnung verlassen und an einem anderen Ort gehen, da die Kinder und die Frau von diesen Angriffen stark traumatisiert wurden. Im Elternhaus im Schoufgebirge in der Ortschaft Kafarnabrak beherbergen wir jetzt einige libanesische Flüchtlingsfamilien aus der Beka-Ebene. Ich stehe mehrmals täglich mit ihnen in telefonischen Kontakt und hoffe, dass diese Verbindungen weiterhin funktionieren.

Was berichtet Bischof Antiba?

Der emeritierte Patriarchalvikar der griechisch-katholisch melkitischen Kirche in Damaskus Nicolas Antiba ist verzweifelt über die extrem schwierige Lage der Christinnen und Christen in seiner Heimat. Er sieht die grosse Not in Damaskus und im ganzen Land und versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen.

Wie ist die Stimmung unter den orientalischen Christinnen und Christen in Deutschland, die Sie als Seelsorger begleiten?

Die orientalischen Christinnen und Christen in Deutschland sind äusserst beunruhigt und traurig über das Geschehen in ihrer Heimat. Sie fühlen sich ohnmächtig gegenüber der politischen und militärischen Lage. Sie haben wenig Ressourcen, um Angehörige zu unterstützen. Sie bedauern, dass die internationale Gemeinschaft diese Gewalt nicht stoppen kann.

Wie können Christinnen und Christen in der Schweiz helfen?

Jede Christin und jeder Christ möge sich nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten für die Gerechtigkeit und den Frieden im Nahen Osten und auf der ganzen Welt einsetzen. Pater Georges, vielen Dank für das Gespräch.

Pater Georges, vielen Dank für das Gespräch.

Andreas Baumeister

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21. November 2024

«Ein Traum ist wahr geworden» Das neue Gemeindezentrum im Tal der Christen wird eingeweiht

Dank der Spenden des Fokusprojektes 2023 des Schweizerischen Heiligland-Vereins für die Kindertagesstätte konnte das Gemeindezentrum der Pfarrei zu Unserer Lieben Frau in Mashta Azar im Tal der Christen im Nordwesten Syriens saniert werden. Es wird am 21. November eingeweiht

 

Auch Freiwillige helfen bei den Umbauarbeiten mit.
Auch Freiwillige helfen bei den Umbauarbeiten mit.

Die umfangreichen Arbeiten dauerten von Juni bis Oktober 2024. Die Einweihung des Zentrums wird am Patro­zinium der Pfarrkirche, dem Fest der Darstellung der heiligen Jungfrau Maria, am 21. November erfolgen. Nun stehen ein Sitzungsraum, ein Mehrzweckraum, eine Küche und Sanitäranlagen zur allgemeinen Nutzung bereit. Die Räume werden für Aktivitäten der Pfarrei – Kindertagesstätte, Religionsunterricht, Traueranlässe, Vorträge, Frauenverein, Kinder- und Jugendarbeit – genutzt.

Sowohl die melkitische Pfarrei als auch die orthodoxe Gemeinde werden das neue Pfarreizentrum belegen. Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Region sind als Gäste willkommen; zwei Gruppen haben die Räume bereits für August 2025 für eine Woche reserviert. Wir sind alle sehr glücklich, so gut ausgestattete Lokalitäten zur Verfügung zu haben und danken den Spenderinnen und Spendern des Schweizerischen Heiligland-Vereins sehr herzlich.

+ Bischof Georges Khawam

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20. August 2024

«Ich träume von einem Jerusalem, wo alle ihren Platz haben»

Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem spricht über das Leiden der Menschen im Heiligen Land

Abt Nikodemus Schnabel von der deutschsprachigen Abtei Dormitio in Jerusalem hielt sich anlässlich des Pilgersonntags des kirchlichen Hilfswerks «Kirche in Not» im Mai in Einsiedeln auf. Andreas Baumeister traf ihn zu einem Gespräch und redete mit ihm über die aktuelle Situation der Menschen im Heiligen Land.

Jacques Berset (links) und Andreas Baumeister (rechts) beim Interview mit Abt Nikodemus Schnabel in Einsiedeln.
Jacques Berset (links) und Andreas Baumeister (rechts) beim Interview mit Abt Nikodemus Schnabel in Einsiedeln.

 

Abt Nikodemus, wie erleben Sie die aktuelle Situation in Jerusalem angesichts des Gaza-Krieges? Abt Nikodemus Schnabel: Die Lage in Ostjerusalem ist katastrophal. Der Pilgertourismus ist völlig zusammengebrochen. Die Strassen in der Altstadt sind leergefegt.

Was ist mit Ihren Angestellten in der Dormitio? Die ersten Wochen nach dem Hamasüberfall am 7. Oktober konnten unsere Angestellten, die mehrheitlich aus Bethlehem kommen, nicht zu ihrem Wohnort zurückkehren, weil die Checkpoints dicht waren. Wir haben im Kloster alle leeren Zimmer für unsere etwa 30 Mitarbeitenden bereit gemacht und wie in einer grossen WG gelebt.

Und jetzt? Inzwischen können die Leute wieder nach Hause zurückkehren. Aber sie müssen am Abend immer rechtzeitig zurück sein, damit sie ihre Einreiseerlaubnis von Bethlehem nach Israel nicht verlieren.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation haben Sie niemanden entlassen? Wir entlassen niemanden von unseren Angestellten, weil wir diese Menschen und ihre Familien in die Armut entlassen würden. Das Kloster zahlt jeden Monat einen fünfstelligen Eurobetrag, obwohl wir fast keine Einnahmen haben.

Das Leid des Gaza-Kriegs ist auch bei Ihnen spürbar? Praktisch alle unsere Angestellten kennen jemanden, der vom Gaza-Krieg betroffen ist. In der Dormitio fühle ich mich wie auf einer Insel des Friedens, umgeben von einem Ozean aus Leid.

Sehen Sie denn einen Hoffnungsschimmer? Wir müssen rauskommen aus dem Teufelskreis des Hasses. Weg von Parolen wie «Israel nur für Jüdinnen und Juden» und «Palästina nur für Palästinenser­innen und Palästinenser.» Wir müssen Wege finden, dass Jüdinnen und Juden in Sicherheit und Palästinenserinnen und Palästinenser in Freiheit leben können.

Ihr Traum? Mein Traum: ein multireligiöses Jerusalem, wo alle Kinder Abrahams Platz haben: Juden, Christen und Muslime. Wir Mönche auf dem Zion versuchen schon heute diesen Traum zu leben und setzen uns dafür ein, dass die Dormitio ein solcher Ort ist: in Konzerten, in Gesprächsforen, in Kunstausstellungen.

Vielen Dank für das Gespräch, Abt Nikodemus.
Andreas Baumeister

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15. Mai 2024

Begegnung mit Sumaya Farhat-Naser «Wir müssen an der Hoffnung festhalten»

Im April weilte die palästinensische Christin und Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser in der Schweiz. In Schaffhausen nahm sie sich Zeit für eine Begegnung mit Mitarbeitenden und freiwillig Engagierten der katholischen und der reformierten Kirche. Ein persönlicher Rückblick von Vorstandsmitglied Boris Schlüssel.

Kennengelernt habe ich Sumaya Farhat-­Naser vor dreissig Jahren in Jerusalem, sie kam ins Theologische Studienjahr an der Dormitio-Abtei und erzählte uns aus erster Hand über die dramatische Lebenssituation der Menschen in den «besetzten Gebieten». Während der ersten «Intifada» waren alle Schulen mehrere Jahre geschlossen – auch die Bir­seit-Universität, an der die Naturwissenschaftlerin lehrte. Der Studienbetrieb wurde im Geheimen in Privathäusern fortgesetzt, immer wieder schlich sich die Professorin mit ihren Studierenden nachts ins Labor auf dem Uni-Gelände. Wir Studierenden der Dormitio waren erschüttert über den Bericht von Sumaya Farhat-Naser und tief beeindruckt vom Mut und vom Engagement der zierlichen Frau aus der «Westbank».

Unser Kontakt ist in der Zwischenzeit nie ganz abgebrochen, immer wieder habe ich Sumaya eingeladen, um Pilgergruppen über das Leben im besetzten Palästina zu berichten. Stets hat sie auch von den verschiedenen Friedens­initia­tiven und Friedensprojekten erzählt, die sie in Palästina vor allem für Frauen und Jugendliche organisiert hat. Ihre langjährigen Freundschaften und Kontakte zu Friedensprojekten in Israel wurden in den letzten Jahren systematisch unterbunden.

Nun hat sich die Gelegenheit für eine Begegnung mit kirchlichen Mitarbeitenden und freiwillig Engagierten aus dem Kanton Schaffhausen ergeben. Und wieder waren die fast fünfzig Gäste tief beeindruckt vom «Zeugnis» der Friedensaktivistin aus Palästina. Ihr nüchterner Bericht über das alltägliche Überleben der Menschen in den palästinensischen Gebieten – vor und nach den Massakern
vom 7. Oktober in Israel – hat alle erschüttert. Der offene Austausch zwischen Sumaya und dem Publikum hat eindrücklich gezeigt, wie schwierig ein Gespräch über den «Nahost-Konflikt» und den «Gaza-Krieg» derzeit ist. Umso wichtiger sind solche Gelegenheiten zur direkten, persönlichen Begegnung.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob sie unter den «aktuellen Umständen» noch Hoffnung auf eine «Friedenslösung» für Palästina und Israel habe, sagte Sumaya Farhat-Naser ohne Zögern: «Ja, wir müssen an der Hoffnung festhalten, das sind wir unseren Kindern schuldig.» Dass die 75-jährige Mutter und Grossmutter aus Birseit auch nach einem ganzen Leben voller Unrecht und Gewalt, voller «Hoffnungsmomente», schwerer Enttäuschungen und Rückschläge noch immer – wie damals bei unserer ersten Begegnung 1991 – an dieser Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden festhält, hat mich tief berührt und herausgefordert: Wie könnte ich, wie könnten wir in Europa, im Westen diese Hoffnung für unsere Geschwister in Palästina und Israel aufgeben! 

Boris Schlüssel

Am Rande der Veranstaltung hat sich Sumaya Farhat-Naser zum Engagement des Schweizerischen Heiligland-Vereins geäussert: «Diese Unterstützung von Schulen und Hochschulen und die Begleitung der Menschen über viele Jahre in Palästina ist eine wichtige Stütze, die jungen Menschen Bildung und Ausbildung ermöglicht. Arbeits­beschaffung und Verbesserung der Lebenssituation bahnen den Weg für eine bessere Zukunft. Das gibt Freude und Hoffnung. Das Dasein solcher Institutionen schafft Vertrauen, gibt Schutz und Raum für einen lebendigen Austausch von Gedanken und Meinungen und schenkt Hoffnung. Vereint im Glauben und basierend auf den gemeinsamen Idealen und Werten der drei abrahamitischen Religionen, ist ein Leben in Würde und Sicherheit möglich. Bildung zum Frieden und Wahrung der Menschlichkeit sind oberste Ziele, die als Vorbild ausstrahlen und auf die Gesellschaft positiv wirken.»


Sumaya Farhat-Naser

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15. Mai 2024

Walter Bühlmann ist gestorben

Eine Würdigung des langjährigen Redaktors unserer Zeitschrift «HeiligesLand»

Walter Bühlmann wurde am 18. Januar 1938 in Eschenbach in eine katholische Familie hineingeboren. Nach der Matura an der Kantonsschule Luzern widmete er sich dem Philosophie- und Theologiestudium, zunächst an der Theologischen Fakultät Luzern (1959 –1961), dann bis zum Lizentiat (1964) an der Päpst­lichen Universität Thomas von Aquin in Rom (Angelicum). Nach der Priesterweihe in Sirnach kam er nach Willisau ins erste Vikariat und lernte nach dem ihn sehr prägenden Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) die allgemeine Seelsorge kennen.

Dabei interessierten ihn Bibel, Theologie und das Heilige Land so sehr, dass er sich für ein Weiterstudium in Freiburg (Schweiz) und Jerusalem (und Qumran) entschloss. Dieses beendete er mit dem Doktorat «Vom rechten Reden und Schweigen» über die Kapitel 10–31 des alttestamentlichen Buchs der Sprüche. Das ermöglichte ihm die Übernahme der biblischen Arbeitsstelle für den Religions- und Bibelunterricht in Luzern sowie die Er­teilung alttestamentlicher Vorlesungen und Kurse an der Theologischen Fakultät Luzern.

Walter Bühlmann leitete von 1973 bis 1982 die Redaktion unserer Zeitschrift «HeiligesLand». Als fünfter Redaktor begleitete er den Namenswechsel vom Pilgermagazin «Jerusalemer Pilgerbrief» zur Mitgliederzeitschrift «HeiligesLand». In dieser Zeit führte er regelmässig Studiengruppen ins Heilige Land. Sein Anliegen: bibeltheologisches Wissen einem breiten Publikum bekannt zu machen. Dieses Anliegen prägte auch seine Redaktionstätigkeit. Hier flossen Pilgerberichte und populäre bibeltheologische Beiträge über biblische Stätten und Ausgrabungen in die Zeitschrift ein, um die Leserinnen und Leser zu motivieren, selbst eine Pilgerreise ins Heilige Land zu unternehmen. Nachdem er etliche Jahre als Regens für die Ausbildung künftiger Seelsorgenden im Bistum Basel verantwortlich war, wirkte Walter Bühlmann in den letzten Jahren als Seelsorger im Pastoralraum Region Sursee. Am 13. April ist Walter Bühlmann mit 86 Jahren gestorben. 

Andreas Baumeister

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6. Februar 2024

Die Missionsgesellschaft des Heiligen Paulus

Als religiöses Institut ist die Missions­gesellschaft des Heiligen Paulus, die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde, die älteste Missionsgemeinschaft innerhalb der melkitisch-katholischen Kirche. In der Melkitischen Kirche gibt es drei Mönchsgemeinschaften: die Salvatorianer, die Basilianer vom Heiligsten Erlöser (Choueirites) sowie die Basilianer von Aleppo, die aber alle drei keine missionarische Ausrichtung haben.

Das Charisma des Gründers der Pau­listen, Germanos Mouakkad, wurde 1903 von ihm selbst definiert: der Dialog mit den Muslimen, der interkonfessionelle Dialog, die Verkündigung sowie die christliche Pressearbeit. Die Ausbildung im Seminar, die akademische Ausbildung an der Universität und die pastorale Arbeit haben alle eine gemeinsame Ausrichtung: den Dialog. Derzeit arbeiten 23 Paulistenmissionare im Nahen Osten.

Ein Jahrhundert lang berichtete die
von den Paulistenmissionaren herausgegebene und geleitete Zeitschrift Al-Maçarrat über das kirchliche, ökumenische und interreligiöse Leben im Nahen Osten. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krise musste sie ihr Erscheinen einstellen.

Ein weiteres Ziel der Paulistenmissionare ist es, Bischöfe zu unterstützen, die aufgrund des Priestermangels nicht in der Lage sind, alle ihre Pfarreien mit Seelsorgern zu besetzen. Hier unterstützen die Paulisten insbesondere finanziell schwache Pfarreien.

Im Erzbistum Latakia sind drei Paulistenmissionare in Marmarita in der Pastoralarbeit aktiv. Der derzeitige Patriarch der Melkitischen Kirche, Msgr. Youssef Absi, stammt aus der Paulistengesellschaft. Patriarch Maximos IV. Sayegh, der auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil für Aufsehen sorgte, stammte ebenso aus dieser Gesellschaft. Viele Paulistenbischöfe haben ihre Spuren in der Kirchengeschichte hinterlassen. Der letzte unter ihnen, Boulos Nassif Borkhoche, Erzbischof von Bosra und Hauran, der erst vor drei Jahren verstarb, spielte während des Syrienkriegs eine wichtige Rolle in der Vermittlung zwischen dem Regime und den Rebellenmilizen. Er rettete mehreren Menschen das Leben. 

+ Erzbischof Georges Khawam, Latakia

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12. November 2023

Weihnachten im Nahen Osten

Mosaik der Geburt Christi in der Paulus-Kathedrale in Harissa (Libanon)

Das Fest der Geburt von Jesus Christus, ist am 25. Dezember, und die heiligen drei Könige kamen am 6. Januar, um das Jesuskind zu verehren. Dies ist das landläufige Verständnis von Weihnachten. Doch wann Jesus von Nazareth geboren ist, haben die Evangelisten nicht festgehalten.

Wahrscheinlich zu Beginn des 4. Jahrhunderts entstand in Alexandrien das Epiphanie-Fest. Die alexandrinischen Christen deuteten das Fest des hellenistischen Gottes Aion um zum Fest der Erscheinung des Herrn. Dieses Ideenfest in der Nacht zum 6. Januar verband die Geburt Christi, die Verehrung durch die Magier, die Taufe im Jordan und das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kanaan.

Die Menschwerdung Gottes zu feiern war die liturgische Antwort auf die Irrlehre des Arianismus, der in dieser Zeit entstand. Der alexandrinische Priester Arius ordnete Jesus Christus Gott dem Vater unter und leugnete die Wesensgleichheit. Patriarch Athanasios von Alexandrien verteidigte den auf dem Konzil von Nicäa formulierten Glauben an Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.

Bei Deiner Taufe im Jordan, Herr, wurde die anbetungswürdige Dreifaltigkeit geoffenbart. Denn des Vaters Stimme zeugte für Dich, da sie Dich nannte den geliebten Sohn, und der Geist in Gestalt einer Taube bekräftigte die Gewissheit des Wortes. Christus, Gott, der erschien und die Welt erleuchtet, Ehre sei Dir!

Troparion am 6. Januar im byzantinischen Ritus

Kondakion

Du bist heute dem Erdkreis erschienen und Dein Licht ist über uns aufgeleuchtet. Voll Erkenntnis singen wir Dir: Gekommen bist Du, bist erschienen, unzugängliches Licht.

In Rom hat etwa zur gleichen Zeit das Geburtsfest Christi das römische Fest der Geburt der unbesiegten Sonne am 25. Dezember abgelöst. Kaiser Aurelian hatte 274 diesen personifizierten Sonnenkult als römischen Staatskult eingeführt, um alle Völker des römischen Reiches untereinander zu verbinden. Die römischen Christen gaben dem Festtag einen neuen Sinn und feierten stattdessen den geschichtlichen Christus, «die Sonne der Gerechtigkeit» (Mal 3,20) und «das Licht zur Erleuchtung der Heiden» (Luk 2,32). In der römischen Stadtliturgie lässt sich das Weihnachtsfest am 25. Dezember erstmals für das Jahr 336 nachweisen.

Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest zunächst im lateinischen Abendland und erreichte ein halbes Jahrhundert später auch den griechischen Orient, wo bereits am 6. Januar das Epiphanie-Fest die Geburt und die Taufe Jesu Christi feierte. Gregor von Nazianz führte das Weihnachtsfest um 380 in Konstantinopel ein und Johannes Chrysostomos 386 im syrischen Antiochien. Im Gegenzug übernahm der lateinische Westen das Epiphanie-Fest am 6. Januar. Nur die armenische Kirche, die schon ausserhalb des Einflussgebiets lag, übernahm das Weihnachtsfest nicht, sondern feiert am 6. Januar Geburt und Taufe Jesu Christi.

Weihnachtstropar im byzantischen Ritus

Deine Geburt, Christus, Gott, hat der Welt das Licht der Erkenntnis aufstrahlen lassen. Damals wurden die Gestirnverehrer von einem Stern belehrt, Dich anzubeten die Sonne der Gerechtigkeit und Dich den Aufgang aus der Höhe zu erkennen. Herr, Ehre sei Dir.

Kondakion 3. Ton

Heute gebiert die Jungfrau den Überseienden und die Erde gewährt dem Unzugänglichen eine Höhle. Engel lobsingen mit den Hirten, Weise ziehen mit einem Stern. Denn für uns wurde das Kind neugeboren. Der urewige Gott.

Der Weihnachtszeit geht im Osten eine 40-tägige Fastenzeit voraus. Die Fastenregeln mit Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchspeisen sind recht streng. Im Westen hat das Konzil von Trient mit anderen liturgischen Reformen die Adventszeit auf 4 Wochen verkürzt.

Doch warum feiern verschiedene Kirchen im Osten Weihnachten erst am 7. Januar? Diese Kirchen benutzen den alten julianischen Kalender, den Julius Caesar inspiriert vom ägyptischen Kalender eingeführt hat. Der julianische Kalender geht in 4 Jahrhunderten 3 Tage nach. 1582 liess daher Papst Gregor XIII. 10 Tage ausfallen und erweiterte die Schaltjahrregel. Seither sind 3 weitere Schalttage (1700, 1800 und 1900) im gregorianischen Kalender gegenüber dem julianischen ausgefallen. Daher fällt der julianische 25. Dezember derzeit auf den gregorianischen 7. Januar. Einige orthodoxe Kirchen wie die griechische haben die Kalenderreform mit der Zeit übernommen; andere wie die russisch-, die serbisch- und die georgisch-orthodoxe Kirche, sowie auch die koptische und die syrische Kirche hielten an ihrem alten liturgischen Kalender fest.

Auch die Bräuche rund um Weihnachten unterscheiden sich im Nahen Osten. Das von Franz von Assisi propagierte Krippenspiel hat sich im Osten nicht verbreitet. Die Vorbereitungszeit auf Weihnachten wird von der Fastenzeit geprägt. Die Kommerzialisierung der Adventszeit ist zwar durch die westlichen Filme bekannt, der Geschenkedruck ist jedoch nicht bekannt. Die Kinder bekommen neue Kleider, die dann am Weihnachtsfest-Gottesdienst erstmals getragen werden.

Hans Rahm

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16. August 2023

Spiritueller Impuls – Der Heilige Ephräm der Syrer – Theologe und Dichter

Der heilige Ephräm der Syrer kam um das Jahr 306 im syrischen Nisibis in einer christlichen Familie zur Welt. Papst Benedikt XVI. sagte in der Generalaudienz am 28. November 2007 über Ephräm: «Er war der bedeutendste Vertreter des Christentums syrischer Sprache, und es gelang ihm, auf einzigartige Weise die Berufung des Theologen mit jener des Dichters zu verbinden.

Er bildete sich und wuchs heran an der Seite des Bischofs Jakobus von Nisibis (303–338); mit ihm gemeinsam gründete er die theologische Schule seiner Stadt. Nach seiner Diakonweihe nahm er intensiv am Leben der christlichen Ortsgemeinde teil, bis Nisibis im Jahr 363 in die Hände der Perser fiel. Ephräm emigrierte nun nach Edessa, wo er seine Tätigkeit als Prediger fortsetzte. In dieser Stadt starb er 373 als Opfer der Pest, mit der er sich bei der Pflege der Pestkranken angesteckt hatte.»

Ephräm der Syrer (306–373) wird im Osten und im Westen verehrt.

 

Eine besondere Rolle in Ephräms Werken nimmt die Jungfrau Maria ein. Immer wieder bestaunt er in seinen Marien­liedern das Mysterium des Wirken Gottes, wie es in Maria zum Ausdruck kommt. Ephräm schreibt:

Niemand weiss, wie er nennen soll
Deine Mutter, o Herr!
Nennt er sie «Jungfrau»
– ihr Kind steht dagegen;
«Vermählte», keiner hat sie erkannt.
Wenn aber schon deine Mutter
unbegreiflich ist – wer kann dich fassen?

Der heilige Ephräm der Syrer wird im Osten und Westen verehrt. Papst Benedikt XV. erhob ihn 1920 zum Kirchenlehrer. Viele Hymnen und Gebete wurden in andere Sprachen übersetzt. Das eindrückliche Gebet am Ende der Gottesdienste in der grossen Fastenzeit im byzantinischen Ritus wird Ephräm dem Syrer zugeschrieben:

Herr und Gebieter meines Lebens,
einen Geist des Müssiggangs,
des Kleinmuts, der Herrschsucht und
der Geschwätzigkeit gib mir nicht.
Einen Geist aber der Besonnenheit,
Demut, Geduld und Liebe gewähre mir,
deinem Knecht.

Ja, Herr, König, schenke mir, meine
Fehltritte zu sehen und meinen Bruder
nicht zu verurteilen; denn du bist
gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Das Bild zeigt einen Doppelschrein für den heiligen Ephräm den Syrer und den heiligen Yehnis Kame im Kloster al-Adra as-Surian im ägyptischen Wadi Na­troun, auf halbem Weg von Kairo nach Alexandria. Ephräm kam den Eremiten Pishoy (320 –417) besuchen, der in der Senke als Einsiedler lebte und zahlreiche Schüler um sich geschart hatte. Er steckte den Wanderstab in gebührender Entfernung von der Zelle des Pishoy in die Erde und blieb längere Zeit bei ihm.

Wie er wieder aus der Zelle des Pishoy kam, hatte der Stab Wurzeln geschlagen. Um den Tamarinden-Baum haben die Mönche des Syrer-Klosters ein Gebäude gebaut, das später eine Druckerpresse beherbergte. Vom 9. bis 14. Jahrhundert lebte in diesem Kloster eine syrische Mönchsgemeinschaft mit den koptischen Mönchen zusammen. Die Marienkirche neben der Zelle des Pishoy wurde im 12./13. Jahrhundert mit Wandmalereien mit koptischen und syrischen Inschriften ausgemalt.

Die reiche Kollektion an syrischen Handschriften in der Klosterbibliothek zog viele europäische Bibliophile an. Die wichtigsten Manuskripte befinden sich heute im Vatikan, in der Nationalbibliothek in Paris und im britischen Museum in London.

Hans Rahm

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16. August 2023

Neues aus Jabboulé – Unser Kinderheim benötigt weitere Unterstützung

Im Rahmen der Karwochenkollekte konnte der Schweizerische Heiligland-­Verein das Kinderheim der Schwestern der Kongregation Notre-Dame du Bon Service in Jabboulé an der libanesisch-syrischen Grenze unterstützen. Im beiliegend abgedruckten Dankesbrief berichtet die Generaloberin über die momentane Situation vor Ort.

Sehr geehrte Freundinnen und Freunde vom Schweizerischen Heiligland-Verein

Schwester Alyia, die Leiterin unseres Kinderheims, schliesst sich meinem Dank an Sie für die Unterstützung unserer Institution im Rahmen der Karwochenkollekte an.

Aufgrund der weiterhin wirtschaftlich prekären Lage im Libanon und der ständigen Abwertung des libanesischen Pfunds sind die Betriebskosten unseres Kinderheims weiterhin sehr hoch, hauptsächlich wegen der hohen Energiekosten, aber auch wegen der teuren Preise für Lebensmittel und medizinische Dienstleistungen. Wir können unseren Kleinen nicht die gleichen Einschränkungen auferlegen wie den erwachsenen Personen, denen wir helfen.

Neun Kinder haben die Schwestern in Jabboulé neu aufgenommen, ohne dafür staatliche Unterstützung zu erhalten.

 

Vor kurzem haben wir neun sehr kleine Kinder aufgenommen, die uns vom Jugend­richter anvertraut worden sind. Sie benö­tigen besonders viel Liebe, Fürsorge und Zuwendung. Der Staat leistet für diese Betreuungsaufgaben, die wir sehr gerne übernehmen, keine Entschädigung. Bis im Herbst werden einige der Kinder eine neue Familie gefunden haben.

Wir fügen Ihnen gerne einige Fotos unserer Kleinen bei, damit Sie besser verstehen, welche Verantwortung wir übernommen haben. Allen Mitgliedern und Spenderinnen und Spendern des Heiligland-Vereins sei für alles gedankt, was sie für das Glück unserer Kinder tun. Wir beten für all ihre Anliegen und auch für die Ihren.

Mère Jocelyne Joumaah

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