Die Sozialzentren in Sabra und Nabaa – Kinder schützen
Robert Caracache, Direktor unser Partnerorganisation Beit el-Nour, und sein Team führen in Beirut, in den beiden Stadtteilen Sabra und Nabaa, Beratungs- und Lernzentren für Kinder aus armutsbetroffenen Familien und aus Flüchtlingsfamilien sowie für Kinder, die keine Eltern haben und auf der Strasse leben. Hier werden spezielle ausserschulische Programme angeboten, die die Mädchen und Jungen fördern, ihr Selbstbewusstsein stärken und die Kinder für ihre Rechte sensibilisieren. Wir dokumentieren die Arbeit von Beit el-Nour in einer Fotoserie.
Südlibanon – Das Drama des Krieges vor Augen
Der maronitische Erzbischof Charbel Abdallah von Tyrus dankt den Spenderinnen und Spendern des Schweizerischen Heiligland-Vereins für die Nothilfe für die vertriebenen Menschen im Südlibanon.
Erzbischof Charbel Abdallah schreibt:
«Ich spreche Ihnen meinen tiefsten und herzlichsten Dank in meinem Namen und im Namen aller Gläubigen in meiner Diözese aus. Wir durchleben aufgrund des am 7. Oktober 2023 ausgebrochenen Krieges seit mehr als sechs Monaten eine schwierige Zeit, ohne dass es auch nur den Hauch einer Lösung gibt. Wir sehen das Drama des Krieges jeden Tag, sei es durch die teilweise oder ganz zerstörten Häuser in unseren Dörfern oder angesichts der Menschen, denen das Nötigste fehlt.
Was wir jeden Tag fürchten, sind die Gegenschläge gegen die mobilen Raketenwerfer, die nicht weit von unseren Häusern entfernt in Stellung gehen. Seit Beginn des Krieges sahen sich viele Menschen in unserer Diözese gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und in sicherere Gebiete in der Diözese Tyrus oder sogar weiter entfernt von ihrem Daheim, in der Region um Beirut Schutz zu suchen.
Wir sehen täglich, wie sich die Situation weiter verschlechtert, ohne dass es irgendwelche Initiativen gäbe, um die Lage zu beruhigen, damit die Menschen in ihre Häuser zurückkehren und ihr Leben, das sie vor dem Krieg hatten, wieder aufnehmen könnten.
Viele Kinder können nicht am Schulunterricht teilnehmen, da sie keinen Zugang zum Internet haben, um dem Unterricht online zu folgen. Die meisten Eltern sind nicht in der Lage, das nötige Schulgeld zu bezahlen, weil sie keine geregelte Arbeit haben. Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass es im nächsten Schuljahr (2024/2025) keine Klassen mehr geben wird, selbst wenn das Online-System aufrecht erhalten werden würde, denn der Alltag wird immer komplizierter.
Die Bauern im Südlibanon wagen es wegen der unsicheren Lage nicht, auf ihre Felder zu gehen und den Boden zu bearbeiten, da sie jederzeit von Scharfschützen beschossen werden könnten. Dies verheisst für das nächste Jahr nichts Gutes, da die Menschen, die dieses Frühjahr ihre Böden nicht bestellen können, in der nächsten Saison nichts ernten werden. Dies wird die verheerende Wirtschaftskrise weiter verschärfen, welche wir im Libanon seit fünf Jahren durchmachen.
In der Erzdiözese koordinieren wir weiterhin die Arbeit der Komitees, die wir in den verschiedenen vom Krieg betroffenen Pfarreien gegründet haben, um bedürftige Familien mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen oder dringend benötigte Medikamente zu beschaffen, vor allem zur Behandlung chronischer Krankheiten. Bei unserer Arbeit sind wir hauptsächlich auf finanzielle Unterstützung aus dem Ausland angewiesen, damit wir das Leben in unseren Gemeinden aufrechterhalten können.
Pfarrer Maroun Ghafari ist ein grosser Kämpfer gegen den Krieg und seine Folgen. Er ist ein aussergewöhnlicher Seelsorger, der immer für seine Pfarreiangehörigen in Alma-Chaab da ist. Am Sonntag vor einem Monat war ich bei ihm, um mit ihm die Messe zu feiern. Ich lasse ihn nicht allein.
Bitte versichern Sie sich meiner Gebete im Herrn für alle Ihre Anliegen. Vereint in Christus!
+ Erzbischof Charbel Abdallah
Libanon – Damit Schulen im Libanon überleben
Der Libanon steckt seit Jahren in einer katastrophalen Dauerkrise fest. Hinzu kommt der militärische Konflikt der Hisbollah mit Israel im Süden Libanons, der zu eskalieren droht. Dringende Hilferufe erreichen uns von den Schulen, die der Schweizerische Heiligland-Verein vor allem über die Karwochenkollekte unterstützt. Lesen Sie Auszüge aus den Bittschreiben, die uns die Verantwortlichen der Bildungseinrichtungen in Jabboulé, Beit Habbak, Alma-Chaab sowie aus Nabaa und Sabra-Chatila bei Beirut gesandt haben.
In Jabboulé in der Bekaa-Ebene führen die Schwestern der melkitischen Kongregation Notre-Dame du Bon Service eine Schule mit 600 Schülerinnen und Schülern. Mutter Jocelyne Joumaah schreibt uns:
«Auch in diesem Schuljahr verzeichnet die Schule eine Rekordzahl an Anmeldungen. Wir haben deshalb vier weitere Lehrpersonen eingestellt. Für unsere Gemeinschaft und die Lehrpersonen der Schule bedeutet dies eine Anerkennung unserer Arbeit. In diesen für den Libanon schwierigen Zeiten ist es wichtig, weitere Kinder aufzunehmen und ihnen so eine Chance zu geben, eine Schule besuchen zu können. Für die Kinder in unserer Region ist die Schule in Jabboulé eine Oase des Friedens, der Ruhe und der Sicherheit. Im Libanon weiss niemand, was der nächste Tag bringt. Die gierigen und korrupten Politiker des Landes erweisen sich als unfähig, für das Wohlergehen der Bevölkerung zu sorgen. Seit über einem Jahr hat das Land keinen Präsidenten. Das libanesische Pfund wurde so stark abgewertet, dass viele Güter hundertmal mehr kosten als noch vor drei Jahren.
Die Lehrpersonen werden vom libanesischen Staat nicht mehr ausreichend bezahlt. Unsere Schule in Jabboulé hat das Glück, offene und grosszügige Lehrerinnen und Lehrer mit einem ausgeprägten beruflichen Verantwortungsbewusstsein zu haben. Sie nehmen in Kauf, dass ihre Gehälter oft verspätet ausbezahlt werden. Wir müssen aber gestehen, dass wir in der gegenwärtigen Situation ohne Hilfe von aussen nicht überleben könnten. Unsere Mittel reichen bei weitem nicht aus, um unsere Mission in der Bekaa fortzusetzen.»
In Beit Habbak, einem Dorf im Libanon-Gebirge, führen die maronitischen Missions-Schwestern des Allerheiligsten Sakraments eine Schule vom Kindergarten bis zur Sekundarschule. Mutter Maguy Adabashy schreibt uns:
«Zusammen mit all meinen Mitschwestern möchten wir dem Schweizerischen Heiligland-Verein für seine fortwährende Hilfe danken. Ohne Ihre Unterstützung könnten wir den armen und bedürftigen Kindern hier nicht weiterhin helfen. An unserer Schule in Beit Habbak unterrichten wir 1400 Schülerinnen und Schüler im Alter von vier bis 18 Jahren. Die Kinder kommen aus 31 umliegenden Dörfern zu uns und stammen aus sehr einfachen Verhältnissen. Der Libanon ist heute von Krieg und Armut geprägt. Die Lage hier verschlechtert sich stetig. Das libanesische Pfund ist inzwischen weniger als zwei Prozent wert als vor vier Jahren. Die Preise für Grundnahrungsmittel, für Strom, Benzin und für Medikamente haben sich in den vergangenen Monaten verdreifacht. Die meisten Waren werden nur noch in US-Dollar verkauft. Wir bitten um Ihre Unterstützung für 250 armutsbetroffene Kinder, damit sie weiterhin unsere Schule in Beit Habbak besuchen und wir sie mit Essen versorgen können. Besonders schwer betroffen sind Kinder aus belasteten Familienverhältnissen: Die Väter haben keine Arbeit oder sitzen im Gefängnis, die Eltern sind geschieden oder ein Elternteil ist behindert.»
Im Südlibanon, nahe an der Grenze zu Israel, führt der maronitische Pfarrer Maroun Ghafari die Pfarrei Alma-Chaab. Er unterstützt armutsbetroffene Familien, damit ihre Kinder eine gute Schule besuchen können. Sein Unterstützungskomitee für die Oberstufe schreibt an uns: «Da die Alma Al-Chaab Secondary School im Südlibanon in einem abgelegenen Gebiet liegt, leidet sie besonders unter der seit 2019 herrschenden Finanz- und Wirtschaftskrise.
Die letzten beiden Schuljahre gehören zu den schwierigsten Jahren im öffentlichen und privaten Bildungswesen im Libanon. Viele Lehrpersonen haben gestreikt. Über 80 Prozent der Lehrkräfte wohnen in 25 bis 45 Kilometer entfernten Orten und kommen mit dem Auto zur Arbeit, da die öffentlichen Verkehrsmittel nicht verlässlich sind. Doch das Benzin ist unerschwinglich teuer geworden. Damit das kommende Schuljahr regulär durchgeführt werden kann, wurde auf Vorschlag der Lehrerschaft vor Beginn des Schuljahres ein monatlicher Benzinzuschuss zu den Gehältern festgelegt. Deshalb haben wir, ein Komitee aus Vertreterinnen und Vertretern der Lehrer- und der Elternschaft der Alma Al-Chaab Secondary School, in Abstimmung mit dem Schuldirektor, Père Maroun Ghafari, dieses Schreiben verfasst. Wir bitten um Ihre Unterstützung. Helfen Sie den Lehrerinnen und Lehrern und Mitarbeitenden der Alma-Chaab-Sekundarschule. Im laufenden Schuljahr werden 150 Schülerinnen und Schüler von 16 Lehrpersonen unterrichtet.»
In den Flüchtlingslagern Nabaa und Sabra-Chatila nahe Beirut bietet die Organisation Beit el-Nour (Haus des Lichts) unter der Leitung des Psychotherapeuten Dr. Robert Caracache ein vielfältiges Hilfsprogramm vor allem für Kinder aus armutsbetroffenen Familien durch. Er schreibt uns:
«Seit fast drei Jahren wird der Libanon von der verheerendsten Krise seiner modernen Geschichte heimgesucht. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der massiven Explosionen im Hafen von Beirut im August 2020 hat sich die Wirtschafts- und Finanzkrise weiter verschärft. Der Libanon erlebt eine Hyperinflation und eine massive Entwertung des libanesischen Pfunds. Ein Grossteil der Bevölkerung hat Mühe, auch nur seine Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Viele Lehrkräfte beteiligten sich an längeren Streiks, da sie mit ihren derzeitigen Einkünften nicht überleben können. Die Privatschulen mussten ihre Gebühren erhöhen, die nun sowohl in Dollar als auch in libanesischem Pfund entrichtet werden können. Angesichts dieser Herausforderungen sind unsere beiden Präventions- und Sozialzentren in Nabaa und Sabra-Chatila Leuchttürme der Hoffnung. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter unterstützen unermüdlich Jungen und Mädchen, damit sie in staatliche und private Schulen integriert werden. Damit helfen sie, Schulabbrüche zu verhindern und schützen vor allem Mädchen vor einer Frühverheiratung. Hunderttausende vertriebene syrische Familien befinden sich immer noch im Libanon und zehntausende palästinensische Flüchtlinge leben hier seit langem in Flüchtlingslagern. An diese Menschen, vor allem an deren Kinder, wendet sich die Hilfe von Beit el-Nour.»
Helfen Sie den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrpersonen unserer Projektpartner im Libanon. Ihre grosszügige Spende schenkt ihnen neue Hoffnung und gibt Kindern aus schwierigen Verhältnissen mittels guter Schulbildung eine Chance auf ein besseres Leben.
Ein herzliches Vergelts Gott!
Hans Rahm
Vermerk für Ihre Spende:
Schulen im Libanon
Libanon – Sozialarbeit der armenisch-katholischen Kirche
Das armenisch-katholische Patriarchat von Kilikien mit Sitz in Beirut hat mit Annie Kaloust eine sehr erfahrene und engagierte Sozialarbeiterin, die sich für die Bedürftigsten in ihrer Gemeinschaft einsetzt.
Sie berichtet über die katastrophale wirtschaftliche, soziale und medizinische Situation im Land: «Es fehlt an Strom, Wasser, Benzin für die Autos und an Gas für die Küchen. Viele Bür-gerinnen und Bürger, die die Gebühren nicht bezahlen können, haben kein fliessendes Wasser, kein Gas und keinen Strom mehr. Jeden Samstag verteilen wir warme Mahlzeiten und Lebensmittelpakete. Der Zugang zu Spitälern wird immer schwieriger, da diese keine Kranken mehr aufnehmen, die bei der nationalen Krankenkasse versichert sind, und es herrscht ein grosser Mangel an Medikamenten. Krebspatientinnen erhalten keine Chemotherapien mehr, Dialysepatienten können nicht mehr behandelt werden. Die Bevölkerung fühlt sich nicht mehr sicher. Einbruchsdelikte nehmen zu. Zahlreiche Geschäfte haben ihren Betrieb eingestellt und arbeitslose Angestellte zurückgelassen. Über 200 Banken wurden geschlossen, die Verwaltungen arbeiten auf Sparflamme.»
Hilfe für die Schwestern von Jabboulé im Libanon – «Damit die Flamme der Hoffnung nicht erlischt!» Lehrerinnenlöhne für Jabboulé
Unter schwierigsten Verhältnissen halten die Schwestern von Jabboulé in der Bekaa-Ebene an der libanesisch-syrischen Grenze die Flamme der Humanität und Nächsten-liebe am Brennen. Der Libanon steht vor dem Staatsbankrott. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt bereits unter der Armuts-grenze. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, steigt rasant. Mehr als eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge leben in einem Land mit sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Zehntausende von Menschen ohne Zukunft hausen Palästinenserlagern im ganzen Land.
Während viele Menschen das Land Richtung Europa und Nordamerika verlassen, bekräf-tigen die Schwestern von Jabboulé ihr Engagement für das libanesische Volk: «Was demLibanon am meisten fehlt, mehr als Wasser, mehr als Strassen, mehr als Elektri-zität, sind Menschen, die sich voll und ganz für das Gemeinwohl einsetzen und die auf allen Ebenen zusammenarbeiten, um die vielfältigen Probleme dieses Landes zu lösen», betont Sr. Jocelyne Joumaa, die Oberin der Gemeinschaft.
Durch die Coronakrise
In der Coronakrise halten die Schwestern und die Lehrerinnen und Lehrer der beiden Schulen in Jabboulé und Jdeideh den Schulbetrieb weiterhin am Laufen. Während der Ausgangssperre erfolgte der Unterricht auf den verschiedenen Stufen per WhatsApp, damit die Schülerinnen und Schüler keinen Schulstoff verpassten. Einige Schwestern fahren regelmässig in die umliegenden Dörfer und verteilen Lebensmittelpakete an arme Familien. Jede Woche können sie, dank der Unterstützung lokaler Wohltäter, in Beirut neue Vorräte abholen. Damit können sie jedes Paket so zusammenstellen, dass es den Bedürfnissen der Familien entspricht. Dabei hilft ihnen eine von Vertrauenspersonen vor Ort erstellte Liste.
Ein Land kommt nicht zur Ruhe
«Seit der Coronakrise haben die Grossdemonstrationen im Land zunächst nachgelassen,» erzählt Sr. Jocelyne. Mit der katastrophalen Wirtschafts- und Finanzkrise nehmen sie aber wieder zu. Inzwischen haben so viele Menschen ihre Arbeit verloren und kein Einkommen mehr, dass die Verarmung bereits bei über fünfzig Prozent liegt. Die Menschen schreien vor Hunger. «Anfangs Juni hat der Bildungs-minister das Ende des Schuljahres angekündigt, weil Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken oder sie den Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr bezahlen können,» erzählt die Ordensfrau.
Die Schwesterngemeinschaft im Wirtschaftsstrudel
Der Zerfall der libanesischen Währung bedroht auch die wirtschaftliche Existenz der Schwestern. «Das Geld, das wir heute in den Händen halten, verliert so schnell an Wert, dass es morgen nur noch einen Bruchteil wert ist,» berichtet Sr. Jocelyne. Eine weitere Schwierigkeit sind die hohen Lebenshaltungskosten. «Wir sind mit einem exorbitanten Preisanstieg konfrontiert, » erzählt die Oberin. «Die Supermärkte schreiben die Produkte gar nicht mehr an, weil sich die Preise von einem Tag auf den anderen ändern.»
Leuchttürme in der libanesischen Bildungslandschaft
Bisher ist es den Schwestern gelungen, ihre beiden Schulen am Leben zu erhalten. «Wir sorgen für eine qualitativ hochwertige Bildung, damit auch Kinder aus beschei-denen Familienverhältnissen eine Zukunft haben“, erklärt Sr. Jocelyne. «Insbesondere katholische Schulen sind Leuchttürme der Hoffnung, weil sie sich für Toleranz und ein friedliches Zusammen-leben in einer zerrissenen Gesellschaft einsetzen.» Dennoch nimmt der Druck auf die Schwestern immer mehr zu. Seit mehreren Jahren haben sie keine Zuschüsse mehr vom Bildungsministerium erhalten und die Eltern sind mittlerweile nicht mehr in der Lage, die Schulgebühren für ihre Kinder aufzubringen.
Spendengelder können die Schulen retten
All dies bringt die Schwestern in Gefahr. In diesem Jahr haben sie noch keine Lehrerinnenlöhne zahlen können, was auch die Existenz der Familien der Lehrpersonen bedroht. «Wenn wir unsere beiden Schulen schliessen müssten, würden mehr als 800 Familien unserer Schüler versprengt. 90 Lehrpersonen würden arbeitslos und statt ihnen zu helfen, in ihrer Region zu bleiben, würden wir uns mitschuldig machen, dass sie in die Stadt ziehen oder in den Westen immigrieren müssten,» erklärt Sr. Jocelyne. Deswegen bitten die Schwestern von Jabboulé um finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Sicherung der Lehrerinnen-gehälter. Damit die Schulen weiterbestehen können, für die Kinder und Jugendlichen in der Bekaa-Ebene, für die Lehrerinnen und Lehrer, für die Eltern und die Schwestern.
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«Seit 2019 lebt der Libanon im Krisenmodus, der sich weiter verschärft. Vor einem Jahr haben die Banken alle Konten blockiert und zahlen nur noch kleinere Beträge und nur in libanesischer Währung aus. . Dies gilt auch für die Konten unserer Ordensgemeinschaft. Von 2018 bis 2021 hat sich die Kaufkraft im Libanon um 90 Prozent verringert.
Die Familien unserer Schülerinnen und Schüler sind von schon Jahre anhaltenden Wirtschaftskrise massiv betroffen, die durch die Pandemie noch zusätzlich verschärft wird. Immer weniger Familien können die Schulgebühren ihrer Kinder bezahlen. Von Seiten des libanesischen Staates können wir keine Unterstützung erwarten.
Pater Raymond (Mitte) bittet um Hilfe.
Von der französischen Regierung haben wir einen einmaligen Betrag über 30.000 Euro für unsere Primarschule in Tripolis erhalten, und einen weiteren Betrag über 77 Millionen libanesischen Pfund (10’000 Dollar) für die gleiche Schule. Das ist eine grosszügige Hilfe, aber unsere existenzbedrohenden Probleme sind damit nicht gelöst. Deswegen sind wir auf weitere Spenden angewiesen, damit wir unsere Bildungsauftrag weiterführen können.»
Pater Raymond Abdo, Provinzial der Karmeliten im Libanon
Informationen zur Schule in Kobayat:
Die «École al Carmelia» der Karmeliter in Kobayat ist in ihrer Existenz gefährdet. An der 1947 gegründete Primarschule unterrichten 36 Lehrpersonen in 26 Klassen 367 Jungen und 321 Mädchen (455 Christinnen und Christen sowie 233 Musliminnen und Muslime). Obwohl die Schule halbgratis ist, konnten die Eltern der Kinder lediglich 15 Prozent der Schulgebühren bezahlen. Die Beitragszahlungen des Bildungs-ministerium sind seit dem Schuljahr 2016/2017 ausstehend. Die Schule liegt in der Region Akkar im Norden des Landes, die von der Krise besonders hat betroffen ist.
Damit das normale Leben weitergehen kann – Ende Oktober erreichte unsere Geschäftsstelle in Luzern ein dringender Anruf aus dem Libanon. Schwester Nada Saad aus Beit Habbak auf dem «Mont Liban» bat um dringende Unterstützung. Die Gemeinschaft der Sœurs Missionnaires du Très Saint Sacrement zeigt sich sehr besorgt, weil sie damit rechnen, dass die 40-jährige Heizung, welche alle Gebäude mit Wärme und Warmwasser beliefert, jederzeit aussteigen könnte.
Wie aussichtslos die Situation im Libanon angesichts einer katastrophalen Wirtschafts- und Finanzkrise, angesichts einer andauernden Regierungskrise, angesichts eines rasanten Währungszerfalls, angesichts der fortdauernden Coronapandemie und der verheerenden Explosionskatastrophe vom 4. August im Beiruter Hafen ist, ist inzwischen auch in der Schweiz vielen Menschen bekannt. Nur dürfen wir angesichts dieser unermesslichen Not das «normale Leben» im Libanon nicht vergessen.
Damit Kinder, Jugendliche und Lehrpersonen weiterarbeiten können
Dazu gehört auch eine Heiz- und Warmwasseranlage der Schul- und Schwesterngebäude in Beit Habbak, damit Kinder, Jugendliche, Lehrpersonen, Angestellte und Schwestern dort normal weiterarbeiten und leben können. In Beit Habbak führen die Missionsschwestern eine Primar- und Sekundarschule mit insgesamt 1470 Schülerinnen und Schülern aus der Region Byblos im Alter von drei bis 14 Jahren. Die meisten Primarschülerinnen und Primarschüler werden hier gratis unterrichtet, die Sekundarschüler bezahlen reduzierte Gebühren. Im Internat nebenan erhalten 80 Mädchen im Alter von vier bis 18 Jahren bei Vollpension ebenfalls eine umfassende Ausbildung, medizinische Behandlung und Kleidung. Sie kommen aus schwierigen Verhältnissen – ihre Eltern sind gestorben oder geschieden, sind arm, arbeitslos oder im Gefängnis.
Viele Familien sind finanziell am Ende
Die Mädchen im Internat sind gratis untergebracht, das Sozialministerium übernimmt 25 Prozent der Kosten, 75 Prozent der Kosten werden aus Spenden oder durch den Orden finanziert. Ob der Staat seinen Anteil angesichts der Krise überhaupt noch zahlen kann, ist zweifelhaft. Die Familien der Schülerinnen jedenfalls können es zu einem grossen Teil nicht mehr.
Da die Schwestern jederzeit mit dem vollständigen Ausstieg der Heizung rechnen müssen, haben sie bereits im Herbst 2019 begonnen, Geld für die neue Anlage zu sammeln. Ihre Eigenmittel reichen dafür nicht mehr. Der Kostenvoranschlag für die neue Heiz- und Warmwasseranlage für alle Gebäude liegt bei knapp 70 000 US-Dollar. Leider haben sie erst die Hälfte des Betrags zusammen. Doch es eilt, der Winter ist nah. Deswegen bitten die Schwestern von Beit Habbak um unsere Hilfe, damit sie mit allen Kräften auch in dieser verzweifelten Situation ihrem Auftrag in Beit Habbak nachkommen können.
Wir engagieren uns für Frauen in libanesischen Gefängnissen
Die sozio-ökonomische und politische Lage im Libanon ist äusserst angespannt. Mit mehr als einer Million syrischer Flüchtlinge bei knapp sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern leidet das Land extrem unter den Auswirkungen des Syrienkonflikts. Die Folge ist eine Zunahme von Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Kriminalität, Drogenmissbrauch, Prostitution sowie der Ausbeutung von Kindern
und Frauen. Robert Caracache, Direktor von Beit-el-Nour, berichtet.
Das Hilfswerk Beit-el-Nour – arabisch: Haus des Lichtes und der Hoffnung – engagiert sich in drei Tageszentren für die Prävention und den Schutz von gefährdeten Jugendlichen und palästinensischen und syrischen Flüchtlingskindern, die verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt sind. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit ist der Einsatz für Hunderte von Mädchen und Frauen, die Opfer sexueller Ausbeutung sind, und von Frauen, die in den drei Frauengefängnissen im Libanon inhaftiert sind. Auf dieses Engagement möchte ich hier näher eingehen.
Grundlegende Lebenskompetenzen vermitteln
Unser Team ist multidisziplinär und unterstützt und fördert die inhaftierten Frauen während der Untersuchungs- und Haftzeit und begleitet sie nach der Entlassung bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Unsere Hauptaktivitäten in den Frauengefängnissen sind Alphabetisierung, Berufsbildung, psychosoziale Betreuung, Gesundheitsfürsorge, Rechtshilfe, Empowerment, Persönlichkeitsschulung sowie die Organisation von Freizeitaktivitäten. Beit-el-Nour organisiert Workshops, in denen die Frauen grundlegende Lebenskompetenzen erlangen können wie Sozialkompetenz, die Fähigkeit, sinnvolle Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen oder die Fähigkeit, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und Verantwortung für sich und die Familie wahrzunehmen. Unser Team organisiert Aufklärungskampagnen über die Einhaltung von Hygieneregeln, bietet freiwillige HIV-Tests an und schult die Insassinnen zu diesen Themen. Wir fördern das Bewusstsein für die Einhaltung von Menschenrechten in Ausbildungskursen.
Aufseherinnen für die Einhaltung von Menschenrechten sensibilisieren
Ein spezieller Kurs richtet sich an die Aufseherinnen in den Frauengefängnissen und erfolgt in Abstimmung mit der Leitung, die für die innere Sicherheit zuständig ist. Wir tauschen uns über die Eignung der Aufseherinnen aus, die in den Frauengefängnissen unter schwierigen Bedingungen arbeiten, und fördern ihr Bewusstsein für die Einhaltung von Mindeststandards im mitmenschlichen Umgang in Übereinstimmung mit der internationalen Menschenrechtskonvention. Eine stete Weiterbildung und Sensibilisierung der Aufseherinnen im Umgang mit den Insassinnen sind ebenso wichtig wie eine aufmerksame Begleitung von unserer Seite.
Frauen auch nach ihrer Entlassung unterstützen
Es wurde eine Fokusgruppe mit Häftlingen gegründet, die Opfer von Prostitution wurden, um ihre Ansichten über das aktuelle, libanesische Prostitutionsgesetz zu erfahren; diese sollen in das Rechtspapier einfliessen, das Beit-el-Nour gemeinsam mit anderen NGOs erarbeitet. Für die aus der Haft entlassenen Frauen und Mädchen haben wir in unserem Tageszentrum in Sin-el-Fill, einem Vorort von Beirut, ein spezielles Angebot eingerichtet. Dort stellt unser Team für die Frauen die notwendigen Dienstleistungen zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft sicher. Sie finden im Sin-el-Fill-Zentrum einen Ort, an dem sie bei der Lösung von allen wichtigen Problemen unterstützt werden und sie treffen auf andere Frauen in derselben Situation, um ihre Erfahrungen auszutauschen und ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken.
Drei konkrete Geschichten von Frauen, die Hilfe im Projekt Beit-el-Nour fanden
Die Geschichte von Rim
Die Sozialarbeiterin im Frauengefängnis in Tripolis erzählt von Rim, einer 23-jährigen aus Syrien geflüchteten Insassin. Rim war ein Einzelkind und floh nach dem Tod ihrer Eltern im Krieg in den Libanon. Hier suchte sie nach Arbeit, fiel aber bald in die Fänge der Mafia, durch die sie in die Prostitution geriet. Sie wurde schwanger und brachte ein Mädchen zur Welt. Bei ihrer Verhaftung war dieses Kind eineinhalb Jahre alt.
Bei Haftantritt musste sie ihr kleines Mädchen einer Organisation anvertrauen. Doch diese gaben ihr Kind ohne das Einverständnis der Mutter und somit illegal zur Adoption frei.
Die Sozialarbeiterin, die sie während ihrer Haftzeit begleitete, entdeckte, was geschehen war. Rim ist zutiefst verzweifelt, hoffte sie doch, ihre Tochter spätestens nach der Haftentlassung wiederzusehen. Rim erhielt Unterstützung bei der Einreichung einer Klage, der Fall liegt nun beim Jugendrichter. Wir hoffen, dass das kleine Mädchen zu seiner Mutter zurückkehren wird, sobald sie rehabilitiert und aus dem Gefängnis entlassen ist.
Die Geschichte von Marie
Marie stammt aus Syrien, ist 23 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann wurde kürzlich von einem Schrapnell getroffen. Seither ist er behindert und kann nicht mehr arbeiten. Um ihre Familie ernähren zu können, beschloss Marie, auf der Suche nach Arbeit in den Libanon zu kommen und ihre beiden Kinder bei ihren Grosseltern zu lassen. Unglücklicherweise geriet sie an einen illegalen Prostitutionsring, der sie in einem «Luxushotel» in Beirut einsperrte und zur Prostitution zwang. Sie wurde bei einer Razzia der Sittenpolizei befreit und befindet sich nun im Frauengefängnis von Tripolis, wo sie auf einen Prozess wartet, der ihre Unschuld beweisen muss.
Marie wird derzeit von unserer Psychologin betreut, denn sie ist durch das Erlittene stark traumatisiert. Wir hoffen, dass die Wunden dieser jungen Frau heilen und dass sie nach ihrer Entlassung eine angemessene und anständige Arbeit finden kann.
Die Geschichte von Mira
Unsere Sozialarbeiterin im Frauengefängnis in Tripolis, hat von Mira, einer anderen jungen Frau, erzählt, die 26 Jahre alt ist und vor etwa 9 Monaten verhaftet wurde. Mira ist allein stehend und lebte mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester zusammen.
Mira leidet an einer angeborenen Missbildung, einem Riss an ihrer Oberlippe. Diese Missbildung führt zu Schwierigkeiten beim Sprechen. Mira hat wegen dieser Behinderung immer mehr Selbstvertrauen verloren und Hass gegen sich selber entwickelt. Dies hat sie dazu getrieben, zunehmend in den Konsum von Drogen zu flüchten. Deswegen wurde sie verhaftet.
Im Gefängnis wird sie sowohl von einem Psychologen und einer Sozialarbeiterin von Beit-el-Nour betreut, die sich auch auf juristischer Ebene bemühen, damit Mira möglichst schnell aus dem Gefängnis entlassen wird. Wir hoffen, dass wir ihr nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis helfen können, sich einer Operation zur Behebung der Missbildung zu unterziehen, die ihr helfen kann, sich selbst zu akzeptieren.
Lernen, um Notlagen zu lindern – Hilfe für syrische Flüchtlingskinder im Libanon
Die Schulsysteme in Syrien und im Libanon sind total unterschiedlich. Deswegen ist es für syrische Flüchtlingskinder und ihre Familien im Libanon sehr schwierig, daran Anschluss zu bekommen. Unser Partner Robert Caracache, Direktor des Hilfswerks Beit-el-Nour und sein Team, unterhalten in Beirut, in den beiden Stadtteilen Sabra und Nabaa, Beratungs- und Lernzentren für Kinder aus Flüchtlingsfamilien sowie deren Eltern, die sie bei der Integration in das libanesische System unterstützen sollen. Dank Spenden, auch des Schweizerischen Heiligland-Vereins, ist dieser Besuch für die Flüchtlingsfamilien kostenfrei. Robert Caracache berichtet.
Die 12-jährige Hana und ihre 10-jährige Schwester Janine lebten zusammen mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem sechsjährigen Bruder Samir in der Region Idlib in Syrien. Die Familie musste wegen anhaltender Luftangriffen überstürzt ihr zu Hause und ihr Geschäft verlassen und floh in den Libanon. Im Moment wohnen die fünf Personen in zwei kleinen, dunklen und nur mit dem Nötigsten eingerichteten, schlecht isolierten Räumen – im Winter ist es hier sehr kalt und im Sommer sehr heiss.
Wie in den meisten Flüchtlingsfamilien hat der Vater keine regelmässige Arbeit und die Familie muss befürchten, dass das Geld nicht für die Miete reicht. Monatlich erhält die Familie vom UNHCR – dem Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen – Gutscheine für Essen und Hygieneartikel. Dank unserer Hilfe konnten die beiden Mädchen an der öffentlichen Schule registriert werden, können dort eine Nachhilfeklasse und einen Präventionsunterricht besuchen, um sich vor sexuellen Übergriffen zu wehren. Das jüngste Kind in der Familie, das am stärksten durch den Krieg traumatisiert wurde, wird psychologisch betreut. Die Mutter nimmt an einem speziellen Programm für Flüchtlingsmütter teil.
Fayda lernt täglich Neues und fühlt sich nicht mehr wertlos
Fayda ist ein 11-jähriges, syrisches Mädchen. Sie floh vor zwei Jahren mit ihrer Familie in den Libanon. Auf ihrem Weg in den Libanon muss sie schreckliche Dinge erlebt haben. Der Schock in ihrem Gesicht war so offensichtlich und sprach Bände. Fayda lebt nun mit ihren Eltern und ihrem achtjährigen Bruder in einer kleinen Wohnung in Nabaa in der Nähe unseres Zentrums. Ihr Bruder leidet an Trisomie 21 und die Familie konnte keinen heilpädagogischen Betreuungsplatz für das behinderte Kind finden. Deswegen muss es bei seiner Mutter zuhause bleiben.
Auch Fayda hatte noch nie ein Schulzimmer betreten und half ihrer Mutter zuhause im Haushalt. Ihre Mutter hatte grosse Angst, dass ihre Tochter ohne eine Schulbildung aufwachsen und als Analphabetin ohne Selbstachtung leben müsse. Faydas Mutter hörte von unserem Zentrum von einer Nachbarin. Fayda besucht nun bei uns Kurse in Rechnen, Lesen und Schreiben, sowie Freizeitaktivitäten und Persönlichkeitsbildung. Inzwischen konnte sie eine Menge lernen. Ihre Mutter kommentiert Faydas Fortschritte: «Ich bin sehr erleichtert, dass meine Tochter das Zentrum besuchen kann. Sie lernt täglich Neues und fühlt sich nun nicht mehr wertlos anderen Kindern gegenüber.»
Eine grosse Kluft
Nahima unterrichtet an der öffentlichen Schule in Nabaa. Die Lehrerin erzählt: «Lernen ist eine der besten Methoden, um die Notlage von Flüchtlingskindern zu lindern. Lernen ist ein Recht aller Kinder. Die Kinder hier sind sehr lernbegierig. Die Schule schafft einen sicheren Platz für diese Kinder, wo sie weniger verletzbar und vor Missbrauch geschützt sind. Zwischen den Flüchtlingskindern und den anderen
Kindern hier im Libanon stelle ich eine grosse Kluft fest, die auch durch den sehr unterschiedlichen Erziehungshintergrund dieser Kinder bedingt ist. Kinder mit älteren Geschwistern lernen leichter. Einige Kinder haben ausgesprochene Lernschwierigkeiten, einige sind hyperaktiv, aber bei allen versuchen wir einen Weg zu finden, sie in den normalen Unterricht einzubeziehen.»
Nahima erinnert sich an ein 10-jähriges Mädchen, das bei ihr den Unterricht besuchte: «Das Mädchen war sehr schüchtern und konnte sich schlecht ausdrücken. Ich legte ihren Fall dem Zentrum Beit-el-Nour vor. Das Mädchen wurde psychologisch abgeklärt und konnte dort verschiedene psychologische Programme besuchen. Das Mädchen kann sich heute besser ausdrücken, sie nimmt aktiv an den Gruppenarbeiten teil und macht grosse Fortschritte in ihrer Klasse.»
Unsere Möglichkeiten sind sehr begrenzt
Eltern, deren Kinder unser Zentrum besuchen, erzählen: «Als Flüchtlinge im Libanon sehen wir uns hier mit einem völlig anderen Schulsystem konfrontiert. Unsere Kinder sind neuen Unterrichtsfächern, anderen Stundenplänen und einem anderen Unterrichtsstil gegenübergestellt. Deshalb braucht es eine spezielle Anstrengung von unserer Seite. Wir sind sehr froh, dass unsere Kinder an einem vorbereitenden Lernprogramm in den beiden Zentren in Nabaa und Sabra teilnehmen und sich so auf den Schulbesuch vorbereiten können.»
Ein Vater meint: «Unsere Möglichkeiten, um unsere Kinder beim Erlernen des Unterrichtsstoffes und beim Erledigen der Hausaufgaben zu helfen, sind sehr begrenzt. Unsere Kinder kommen mit einer enormen Menge von Hausaufgaben heim. Sie sind müde vom Lernen den ganzen Tag lang, von der grossen Stoffmenge und von den wöchentlichen Prüfungen. Oft vergessen sie ihre Bücher oder ihre Hausaufgabenhefte, so dass wir keine Ahnung haben, was zu tun ist. Dazu kommt, dass wir in sehr beengten Verhältnissen als Familie leben müssen und sich die Kinder zu Hause deshalb nicht konzentrieren können. Bei vielen Fragen fühlen wir uns völlig überfordert.»
Die Lern- und Beratungszentren von Beit-el-Nour in Sabra und Nabaa bieten Nachhilfeunterricht für Flüchtlingskinder in Französisch, Englisch, Arabisch, Mathematik und Naturwissenschaften. Sie bieten Hausaufgabenhilfe. Fragen werden beantwortet und der Lernstoff nochmals erklärt. Im Zentrum können die Kinder in einer ruhigen Atmosphäre arbeiten. Ausgebildete Lehrpersonen stehen zur Verfügung, um den Kindern zu helfen und die nötigen Wissenslücken zu schliessen. Das Zentrum ist ein gastfreundlicher Ort, wohin die Kinder gerne gehen, weil sie sich hier sicher und verstanden und wirklich in ihren Fragen unterstützt fühlen. Ein Team von Sozialarbeitern und Psychologen steht für besondere Aufgaben bereit.
+ Robert Caracache, Beirut
«Mehr als sieben bewaffnete Konflikte ereigneten sich seit 1948 in unserer Region,» sagt Pater Maroun Y. Ghafari, der Pfarrer der maronitischen Pfarrei von Alma-Chaab. Das kleine christliche Dorf liegt ganz im Südwesten des Libanons, unweit der israelischen Grenze. Im Herbst 2019 flammten erneut landesweite Proteste auf gegen Parlament, Regierung und Präsident. In dieser andauernden Ausnahmesituation kümmert sich Pater Maroun vor allem um die Schwächsten seiner Gemeinde: chronisch Erkrankte, mittellose Witwen und viele Kinder, die sich eine Schulbildung nicht leisten können. Der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt dieses Engagement mit Mitteln aus dem Karwochenopfer.
«Gerade jetzt ist die Situation im ganzen Land wieder sehr gefährlich,» schreibt uns der maronitische Pfarrer im Oktober. Viele Menschen demonstrierten im Libanon gegen Ungerechtigkeit, Armut und Korruption. Immer wieder würden Strassenblockaden errichtet, Pneus verbrannt. Die Schulen seien seit Tagen geschlossen. Die Region des Südlibanons ist wegen der Nähe zur israelischen Grenze ohnehin seit Jahrzehnten ständigem Druck der verschiedenen Konfliktparteien ausgesetzt: der schiitischen Hisbollah-Miliz, der libanesischen Armee und dem israelischen Militär. Die dramatischen Wunden der verschiedenen Libanonkriege (1975–90, 1982, 2006) sind auch im christlichen Dorf Alma-Chaab noch immer sicht-, vor allem aber spürbar – «die Menschen erwarten auch jetzt weder Versöhnung noch Frieden», konstatiert Pater Maroun. Immerhin würden die Menschen dank der FINUL, der Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon, und der libanesischen Armee in einer Art «Waffenstillstand» leben.
Keine Zukunftsaussichten
Die Paroisse Notre Dame gehört zur maronitischen Diözese Tyrus und liegt ganz in der Nähe der Kleinstadt Naqura, wo sich seit 1978 das FINUL-Hauptquartier befindet. Dort haben auch einige Menschen aus Alma-Chaab Arbeit gefunden und ihre Familien können davon ganz gut leben. Allerdings hat die FINUL seit 2013 keine neuen Mitarbeitenden mehr angestellt. Die grosse Mehrheit der Dorfbevölkerung lebt von den spärlichen Einkünften aus den Olivenhainen und von den kargen Böden. Viele junge Menschen sehen deshalb ihre Zukunft nur noch in der Migration in eine libanesische Stadt oder ins Ausland. Andere aber sind vor kurzem erst nach Alma-Chaab gekommen: Derzeit leben rund 120 syrische Flüchtlinge im Dorf und helfen bei der Landarbeit, beim Hausbau und als Haushaltshilfen, wie Pater Maroun berichtet.
Verschiedene Hilfsprojekte für die Ärmsten der ohnehin armen Bevölkerung im Südlibanon gehen auf die Initiative der deutschen Ordensfrau Sr. Waltraud Marian zurück. Pfarrer Ghafari führt diese Hilfe mit engagierten Helferinnen und Helfern in vier Bereichen weiter: Jeden Montag kommt eine vierköpfige medizinische Equipe – darunter im Moment auch ein französischer FINUL-Militärarzt – ins Pfarrhaus und führt kostenlose Konsultationen durch. Bei den jährlich bis zu 800 medizinischen Beratungen werden – je nach Umständen der Patientinnen und Patienten – Medikamente zu reduziertem Preis oder gratis abgegeben. Auch um chronisch kranke Menschen kümmert sich Pater Maroun, zum Beispiel um den zuckerkranken Toni M., der wegen seiner Krankheit von Frau und Kindern verlassen wurde und nun bei seiner verwitweten Schwester Alice lebt. Manchmal, schreibt Pfarrer Ghafari, reichen 300 US-Dollar nicht zur Deckung der monatlichen Behandlungs- und Pflegekosten.
Witwen und Waisen sind besonders bedroht
Dreimal jährlich verteilt die Pfarrei Nahrung, Kleidung, Wäsche und einen finanziellen Zustupf (80 bis 200 US-Dollar) an über 20 armutsbetroffenen Familien. Viele Witwen und Waisen sind nach dem Tod der Ehemänner und Väter auch in ihrer materiellen Existenz bedroht. Auch unverheiratete Frauen sind im Südlibanon von Altersarmut betroffen – zum Beispiel die 88-jährige Marta S., die viele Jahrzehnte hart gearbeitet hat. Im Alter muss sie viel Geld für ihre angeschlagene Gesundheit ausgeben, dafür hat sie auch ein vom Vater geerbtes Stück Land verkauft. Nun ist sie ständig auf Sauerstoff angewiesen und braucht Tag und Nacht eine Hilfe im Haus. Ein dritter, wichtiger Bereich ist die Schulbildung, die im Libanon vom Staat kaum oder gar nicht finanziert wird. Während Jahren hat ein Wohltäter aus dem Dorf das Schulgeld für zehn Schülerinnen und Schüler bezahlt, deren Eltern sich die Schule nicht leisten konnten. Durch weitere Spenden konnte für 40 bis 60 Schülerinnen und Schüler das Schulgeld reduziert werden. Wegen wirtschaftlicher Einbussen im arabischen Raum habe der Wohltäter vor zwei Jahren seine Unterstützung eingestellt, schreibt Pater Maroun, auch die vielen Einzelspenden seien stark zurückgegangen. Deshalb ist im Moment gerade der Bildungsbereich dringend auf ausländische Hilfe angewiesen.
Nothilfe an der Pfarrhaustür
Im vierten Bereich, der Nothilfe, geht es laut Pfarrer Ghafari jeweils um sofortige Unterstützung bei kleiner und grosser akuter Not – «wenn Menschen an die Pfarrhaustür klopfen und um Hilfe bitten.»
+Boris Schlüssel, Oberwil bei Zug
Hilfe aus der Schweiz Der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt die Arbeit von Pater Maroun Y. Ghafari in Alma-Chaab regelmässig mit Mitteln aus dem Karwochenopfer. Vor kurzem wurden 5000 Franken aus dem Notfallkonto überwiesen und ermöglichten die Reduktion des Schulgeldes für 27 Schülerinnen und Schüler, darunter Waisen und syrische Flüchtlingskinder, wie uns Pfarrer Ghafari schreibt. Er dankt infiniment im Namen all jener, die ihre Dankbarkeit für die Hilfe aus der Schweiz ausdrücken möchten. Wer die Hilfsprojekte von Pater Maroun unterstützen möchte, kann seine Spende an den Schweizerischen Heiligland-Verein überweisen.
«Wir Schwestern seien verrückt, wenn wir blieben!» Das sagte vor rund eineinhalb Jahren Sœur Jocelyne Joubaa von den Schwestern «Unserer Lieben Frau vom guten Dienst» aus Jabboulé in der libanesischen Bekaa-Ebene. Eine Delegation des Schweizerischen Heiligland-Vereins traf sich im März 2017 in Beirut (Libanon) mit Sœur Jocelyne (inzwischen Mère Jocelyne), mit der damaligen Mère Pascale Khadra und mit zwei Jugendlichen, die im Orphelinat von Jabboulé lebten.
Es wurde damals eine eindrückliche Begegnung mit diesen vier ganz starken Persönlichkeiten. Wie geht es ihnen nun heute? Die Schwestern sind geblieben. Mère Jocelyne Joumaa berichtet aus Jabboulé, eines steht fest: Verrückt sind sie nicht geworden, aber sie sind auch weiterhin mutig mit ihrem Einsatz für eine bessere Welt.
«Unsere Region – die Bekaa-Ebene ganz in der Nähe der libanesisch-syrischen Grenze – ist momentan befriedet. Die Berge, die rund um die Bekaa-Ebene liegen, sind dank des Einsatzes der libanesischen Armee von terroristischen Gruppen des ‹Islamischen Staates› befreit. Doch wir leiden weiterhin unter den Folgen dieses schrecklichen Krieges im nahen Syrien. Unser ländlicher Raum steht nach wie vor unter immensem wirtschaftlichem Druck durch diesen Krieg. So können die Landwirte infolge der Schliessung der Grenze zu Syrien keine Exporte tätigen, was die Region immer ärmer macht.»
Der Krieg ist also – hoffentlich für lange, lange Zeit – nicht mehr präsent im libanesischen Hinterland, doch seine Folgen sind allgegenwärtig, prägen den Alltag der Menschen wie auch der Schwesterngemeinschaft und ihrer Schule mit dem Orphelinat. So nähmen, sagt Mère Jocelyne, die Anfragen von Eltern, die für ihre Kinder einen Platz in einem oder gar beiden dieser Institutionen suchen, ständig zu. Sie könnten nicht mehr alle Anfragen positiv beantworten.
Trotzdem: in der Schule der Schwestern kann sehr gut gearbeitet werden, alle Jugendlichen, die in diesem Jahr ihren Abschluss angestrebt hatten, hätten bestanden. So auch Charbel, der im Vorjahr bereits abschliessen konnte. Charbel erzählte bei seinem Treffen mit dem SHLV in Beirut aus seinem Leben. Er ist Syrer und kam auf der Flucht vor dem Krieg mit seinen Eltern in die Bekaa-Ebene. Er studiere nun, so Mère Jocelyne, in der Nähe von Jabboulé an einer High School. Auch Rachel, die zweite damalige Schülerin von Jabboulé, die die Delegation des SHLV im März 2017 in Beirut getroffen hatte, konnte ihren damaligen Traum verwirklichen: sie studiert nun an einem Gymnasium in Beirut und lebt wieder in ihrem Elternhaus.
Vor kurzem seien die beiden ins Orphelinat für einige Tage zurückgekehrt, beiden – so hat sich Mère Jocelyne überzeugen können – ginge es sehr gut.
Doch der Betrieb an der Schule geht weiter. «Von Zeit zu Zeit fahren wir mit den Kindern in einem Bus in die Natur hinaus, um dort gemeinsam zu wandern. So können sie auch viele neue Dinge entdecken …». Überhaupt: die Kinder erhalten eine gesunde und ausgewogene Ernährung, allfällige Arztkosten werden ihnen bezahlt – und jetzt hat der Winter in der hochgelegenen Ebene begonnen: es kann sehr kalt werden, die Ausgaben für Strom und Brennstoff sind hoch.
Der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt die Schule und das Orphelinat in Jabboulé mit grosser Überzeugung! «Ihre Hilfe ist unerlässlich und ermöglicht es uns, in der Bekaa-Ebene zu bleiben und uns um die Kinder und Jugendlichen zu sorgen, die uns anvertraut sind!», bedankt sich Mère Jocelyne Joumaa.
Für die katholischen Schulen im Libanon sind die Sommerferien mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Die Regierung hat im Juli einen Entscheid publiziert, wonach Beamte, also auch die Lehrerinnen und Lehrer, auf das Schuljahr 2017/2018 aufgrund neuer Berechnungstabellen eine Lohnerhöhung erhalten. Man spricht von 19 bis rund 30 Prozent.
Dies könnte schwerwiegende Folgen für die libanesischen Schulen mit sich bringen, von denen sich zwei Drittel nicht in Trägerschaft des Staates befinden und bei denen es sich grösstenteils um Schulen der christlichen Kirchen im Libanon handelt. Die maronitischen Bischöfe wissen, dass nur mit staatlicher Unterstützung eine finanzielle Krise der katholischen Schulen mit verheerenden Folgen für das gesamte Bildungswesen verhindert werden kann. Sie betonen aber auch, dass die katholischen Schulen eine solche Gehaltserhöhung nicht ablehnen, jedoch verhindern wollen, dass dies zu einem drastischen Anstieg der Schulgebühren führe, die wiederum von den Familien zu bezahlen wären. Sie fordern deshalb, dass der Staat die Differenz übernimmt. «Die privaten Schulen unterrichten über zwei Drittel aller libanesischen Schüler. Wenn wir nicht weiterarbeiten, wird dann der Staat in der Lage sein, diesen Der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt im Libanon direkt oder indirekt mehrere Schulen. In unserer Ausgabe 2/2017 lernten Sie Sr. Jocelyne, die Leiterin der Schule in Jabboulé in der Bekaa-Ebene kennen. Hier gehen 600 Kinder aus der Umgebung zur Schule, darunter auch die 120 Kinder aus dem Orphelinat und syrische Flüchtlingskinder. In Beit Habbak besuchen 1350 Kinder die Schule, wobei 650 nur die Hälfte bezahlen und weitere 80 intern im Kinderheim leben. Nicht zu vergessen die Kinder in Ain Warka, Bzommar und Alma-Chaab und auch die syrischen Flüchtlingskinder, die dank Beit-el-Nour Schulunterricht erhalten.
Vermerk für Ihre Spende: Schulen im Libanon
Ali, Soura und Farah – drei Kinder, drei Schicksale in Beirut
Nur eine Minderheit der Flüchtlinge im Libanon lebt in eigentlichen Flüchtlingslagern in Zelten. Die meisten sind in Mietunterkünften oder kleinen Häusern in den Armenquatieren der Grossstädte untergebracht. Ihre Wohnsituation ist oft unsicher und ungesund.
In Nabaa und Sabra bei Beirut leben Tausende von Flüchtlingen. Hier unterhält das Projekt Beit-el-Nour Beratungsstellen für Kinder, die vom Krieg traumatisiert sind. Sie werden oft von staatlichen Gesundheitsdiensten oder christlichen Pfarreien, die Nahrungsmittel in diesen Quartieren verteilen, zu Beit-el-Nour geschickt oder sie hören durch Mund-zu-Mund-Propaganda davon. Robert Caracache, Vizedirektor von Beit-el-Nour, stellt anhand der Schicksale von Ali, Soura und Farah die Arbeit seiner Organisation vor.
Ali – auf sich alleine gestellt
Ali ist neun Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und seinen vier Schwestern seit mehr als vier Jahren in einer Unterkunft für syrische Flüchtlinge in Beirut. Sein Vater hat die Familie verlassen und ist nach Syrien zurückgekehrt. Ali besucht nur sehr unregelmässig die Schule und ist den ganzen Tag auf sich gestellt. Eine Sozialarbeiterin hat er nachts auf der Strasse in eines unserer Zentren eingewiesen. Wir haben als erstes mit der Mutter Kontakt aufgenommen, die sehr erleichtert war, dass ihr Kind lebt und nicht entführt wurde oder tot ist. Der Jugendrichter hat entschieden, dass Ali nach einer psycho-sozialen Behandlung bei uns zu seiner Familie zurückkehren soll, damit er wieder zur Schule gehen kann.
Soura – starke Angstzustände
Die 15-jährige Soura wird in unserem Zentrum in Sabra behandelt. Vorher hat sie zusammen mit ihren vier Geschwistern bei ihren Eltern gelebt. Ihre Mutter verhielt sich sehr aggressiv gegenüber ihren Kindern. Ihr Vater unternahm mehrere Selbstmordversuche. Die Kinder waren Zeugen dieser Aktionen und waren dadurch stark traumatisiert. Unsere Sozialarbeiterin stellte bei Soura starke Angstzustände und eine schwere Depression fest. In einem Gespräch mit der Mutter erfuhren wir, dass Soura als 13-Jährige zweimal vergewaltigt worden war. Die Mutter erzählte auch, dass sie selbst als Jugendliche vergewaltigt worden war. Soura hat nun regelmässig Gespräche mit unserer Sozialarbeiterin und mit unserer Psychologin, in denen sie erzählte, wie sehr sie unter den Erinnerungen an diese Gewalttaten leidet. Schritt für Schritt hat Soura neues Vertrauen in ihr Leben zurückgewonnen.
Farah – Vater-Tochter-Konflikt
Die 12-jährige Farah lebt mit ihrer fünfköpfigen Familie in dem palästinensischen Flüchtlingslager Sabra, in einer Behausung aus einem einzigen Raum, einer kleinen Küche sowie einer Toilette. Ihr Vater schlägt sie, wenn sie aufmüpfig wird. Farah wurde in ihrer Familie vernachlässigt und entwickelte Minderwertigkeitsgefühle. Ihr Verhalten ist nicht altersgemäss. Bei uns ist Farah ein ruhiges und ängstliches Mädchen. Dank der Therapiegespräche mit unserer Sozialarbeiterin und Psychologin verändert Farah ihr Verhalten. Auch ihr Vater, den wir einbeziehen, verhält sich toleranter seiner Tochter gegenüber, als wir es erwartet haben.
Libanons Regierung in Geldnot: Französisch in der Bekaa-Ebene
Bus um Bus hält vor der Schule in Jabboulé. Die Kinder steigen aus, schultern ihren Rucksack und rennen los. Im Schulhof stellen sie sich in Reihen auf, Klasse neben Klasse, zuvorderst die Klassenlehrerin. Zuerst ertönt ein fröhliches «Guten Morgen», dann singen sie gemeinsam die Nationalhymne des Libanon.
Jabboulé ist ein kleines Dorf in der Bekaa-Ebene. Es ist eine liebliche, aber auch rauhe Gegend mit grünen Hügeln und kurvigen Strassen. Der Wind bläst fast ständig, im Winter fällt Schnee. Es wird vor allem Landwirtschaft betrieben. Hier haben die Schwestern des melkitischen Ordens «Notre-Dame du Bon Service» ein «Orphelinat» aufgebaut. 120 Kinder haben bei ihnen ein neues Zuhause gefunden. Sie stammen aus armen Familien, schwierigen Verhältnissen oder sind Waisen. Alle Mädchen und Buben sind kostenlos aufgenommen, auch die 20 Kinder, die wegen des weiten Schulwegs wochenüber bei ihnen leben.
Gleich nebenan befindet sich die «Ecole episcopale». 600 Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren besuchen diese Schule, vom Kindergarten über die Primarschule und die erweiterte Primarschule («complémentaire») bis zum Brevet. 20 der Kinder sind Christen, 580 sind Muslime Die 33 Lehrerinnen und Lehrer stammen aus der Gegend. Junglehrer erhalten ein Monatssalär von USD 900, erfahrene Lehrer bis USD 1200. Der Monatsbedarf für die Löhne inklusive Sozialversicherung und Vorsorge liegt bei USD28000.
Der Staat übernimmt einen Teil der Schulkosten für die Primarschüler, doch die letzte Überweisung erfolgte 2011/2012. Immer mehr Eltern können das Schulgeld nicht oder nur teilweise bezahlen. Die Kinder werden trotzdem aufgenommen; dies entspricht der Grundhaltung der Schwestern, dass alle Kinder ein Recht auf Bildung haben. Für die Kinder des «Orphelinat» und 30 syrische Flüchtlingskinder ist die Schule gratis. Die Schwestern helfen selbstverständlich auch ihren Familien.
Die syrische Grenze ist nah, der Gefechtslärm ist hörbar. Welches Glück, dass es diese Schule gibt. Wir unterstützen sie, damit die Kinder weiterhin eine gute Schulbildung erhalten und die Lehrpersonen in ihrer Umgebung arbeiten können.
Spendenvermerk: Französisch in der Bekaa-Ebene
Solidarität mit dem Libanon
Im Libanon leben inzwischen über 1,4 Millionen aus den Nachbarländern geflohene Menschen. Dass auch ein beträchtlicher Teil der libanesischen Bevölkerung inzwischen bedürftig ist, scheint unterzugehen. Dies weil die Wohnungen knapp oder die Mieten kaum mehr bezahlbar sind, es weniger Arbeitsplätze gibt, die Löhne tief sind und die Teuerung steigt. Staat und Wirtschaft sind damit überfordert.
Die libanesische Regierung kann diese Menschen nicht vollumfänglich unterstützen. Deshalb ist die bedürftige Bevölkerung vermehrt auf die Unterstützung lokaler und ausländischer Hilfsorganisationen sowie kirchlicher Institutionen angewiesen.
Von den rund 600 000 Kindern syrischer und irakischer Herkunft besuchen 75 000 öffentliche Schulen. In der Bekaa-Ebene haben auch Ordensschwestern diese Aufgabe übernommen, und die armenische Kirche in Bourj Hammoud, einem Quartier in Beirut, kümmert sich um „ihre“ Flüchtlinge und deren Kinder. Verschiedene Organisationen beschäftigen sich mit der Trauma-Bewältigung. Es gibt neue Ambulatorien und Abgabestellen für Medikamente, Lebensmittel, Haushalt- und Hygieneartikel, Matratzen, Leintücher, Wickeltaschen, Kleider usw. Doch das Engagement der Einheimischen wird allmählich zur Last und kritische Stimmen fragen, weshalb die Flüchtlinge Unterstützung aus dem Ausland erhalten, ihnen hingegen nicht geholfen wird.
Rund eine Million Libanesen lebt von weniger als 4 Dollar am Tag. Da die staatlichen Sozialwerke die Not nicht mehr wirksam bewältigen können, vertrauen die Libanesen den lokalen Kirchen. Doch auch für diese wird es immer schwieriger, genügend Spenden und Unterstützungsgelder zu erhalten. Dazu kommt, dass auch die kirchlichen Institutionen für zahlreiche Flüchtlinge sorgen. Ihre Schulen, Kinderheime, Krippen, Pflege- und Behindertenheime, Ambulatorien und die Sozialarbeit brauchen deshalb jedmögliche Unterstützung.
Wir arbeiten seit langem mit verschiedenen Institutionen und Organisationen im Libanon zusammen und sehen, was sie leisten. Wir danken auch in ihrem Namen von ganzem Herzen für jede Unterstützung.
Spendenvermerk: Solidarität mit dem Libanon
Regionale Produkte für die Region Akkar
Der Fluss „Al-Kebir“ schlängelt sich durch die sanfte Hügellandschaft und bildet die natürliche Grenze zwischen dem Libanon und Syrien. Das Dorf Menjez liegt in der fruchtbaren Akkar-Ebene. Terrassierungen und historische Bewässerungskanäle prägen die Landschaft, in der Nähe liegen einige touristische Sehenswürdigkeiten.
Stark vernachlässigte Gegend
Trotzdem ist Akkar eine stark vernachlässigte Gegend. Gemäss Angaben der UNO leben über 60 Prozent der lokalen Bevölkerung unter dem Existenzminimum, weshalb viele aus der Region weggezogen sind. Seit dem Syrienkonflikt hat sich diese Situation noch verschärft. Zahlreiche Menschen sind in die Region von Akkar geflüchtet und leben nun dort in Zelten. Sie nehmen jede sich bietende Arbeit an, auch zu Tiefstlöhnen, was die Einheimischen noch vermehrt zum Weggehen veranlasst.
Start im Oktober
Das neue „Centre Notre-Dame de la Citadelle pour la réhabilitation professionnelle des personnes à besoins spécifiques“ in Menjez ist für die ganze Gegend wichtig. Das Zentrum startet im Oktober und wird tagsüber 30 bis 35 behinderten Personen und ihren Betreuerinnen und Betreuern eine Beschäftigung bieten.
Das Angebot
Vorderhand gibt es vier Abteilungen:
– Verkauf von frisch geerntetem Gemüse, von Tiefkühlprodukten und Eingemachtem
– Produktion von landestypischen Käsesorten aus Kuhund Ziegenmilch, die nicht in einem Keller reifen müssen
– Imkerei und Honigverkauf
– Herstellung von Patisserie
Sämtliche Produkte können auf dem lokalen Markt verkauft werden, und auch die regionalen Supermärkte sind stark daran interessiert. Die Region Akkar umfasst zwischen 200 und 300 Dörfer mit 300 000 bis 350 000 Einwohnern
Die Einrichtungskosten
Die Kosten für die Ausstattung aller Ateliers belaufen sich auf umgerechnet rund 65 000 Franken. Wir fördern dieses Projekt, denn damit erhalten die Menschen wieder Arbeitsmöglichkeiten in ihrer Region. Denn auch hier gilt: «Aus der Region für die Region». Das macht Sinn.
So sehen die Räume momentan noch aus:
Mit Ihrer Unterstützung werden sie bald schon mit eifrigen Menschen mit flinken Händen erfüllt sein.
Spendenvermerk: Für die Region Akkar
Beit Habbak: Einrichtung Medienzentrum
Die noch junge Schwesterngemeinschaft „Soeurs Missionnaires du Très Saint Sacrement“ in Beit Habbak, Jbeil, ist eine äusserst wichtige soziale Institution in einer sehr armen Region im Libanon. Sie dient als Anlaufstelle fü die rund 30 Dörfer in der Umgebung.
Der Aufgabenbereich der Mission bewegt sich zwischen halbprivaten Schulen, Waisenhäuser, Kirchgemeinden, Kliniken, Ambulatorien, Näh- und Stickerei-Ausbildungszentren. Das Hauptanliegen ist die Ausbildung von jungen Menschen, hauptsächlich Mädchen aus den ärmsten ländlichen Gegenden. Die Primar- und Sekundarschule zählt rund 1150 Schülerinnen und Schüler, die zum grössten Teil unentgeltlich den Unterricht besuchen können. 800 dieser Schüler sind zwischen 5 und 14 Jahre alt.
In Ain Warka und Beit Habbak betreuen die Schwestern zwei Internate mit 70 und 90 Mädchen, welche aus schwierigen familiären Verhältnissen stammen.
Um einen zeitgemässen Unterricht anbieten zu können, richtet nun die Gemeinschaft ein Medienzentrum mit 100 Plätzen ein. Die Schülerinnen und Schüler erhalten erhalten Zugang zum Internet und können mittels elektronischen Enzyklopädien und Büchern für das Studium recherchieren. Dieses Zentrum dient 28 Klassen, welche abwechslungsweise wöchentlich ein paar Stunden darin verbringen können. In den freien Stunden können die Schüler die Computer nutzen, um ihre Hausaufgaben zu erledigen oder um für ihre Prüfungen zu lernen.
An der Finanzierung dieses Projektes (Kauf von Tischen, Computern, Programmen, Büchern) beteiligen sich die Schwesterngemeinschaft selbst, Pontifical Mission Libanon, Oeuvre d’Orient und der Schweizerische Heiligland-Verein.