Schweizerischer Heiligland-Verein
Association suisse de Terre Sainte
Associazione svizzera di Terra Santa
Swiss Holy Land Association
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Projekte Palästina

Gesundheitsversorgung in Schwierigkeiten – Notfallprogramm für die Region Bethlehem

Vom Gaza-Krieg sind auch die Menschen im Westjordanland betroffen. Neben der emotionalen Last angesichts von Grausamkeit und Elend zwingt die wirtschaftliche Misere viele Familien in die Armut. Darunter leiden ganz besonders gesundheitlich angeschlagene Menschen. Für sie wird in der Region Bethlehem von der Pontifical Mission in Jerusalem gerade ein medizinisches Notfallprogramm auf den Weg gebracht – auch dank der Unterstützung durch den Schweizerischen Heiligland-Verein.

 

Der grausame Krieg, der vom abscheulichen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, hat auch die Lebenssituation im Westjordanland und in Ostjerusalem dramatisch verändert: Die Arbeitslosigkeit ist seither stark angestiegen und betrug Mitte Jahr 32 Prozent. Palästinensische Arbeiterinnen und Arbeiter, die bis zum Krieg in Israel arbeiteten und 22 Prozent der «Arbeitskraft» in der Westbank ausmachten, haben ihre einzige Einkommensquelle verloren. Der Entscheid der israelischen Regierung, für die palästinensische Autonomiebehörde bestimmte Steuergelder zurückzuhalten, verunmöglicht zudem die Auszahlung der Löhne an die Mitarbeitenden der palästinensischen Verwaltung – und beeinträchtigt das Wirtschaftssystem in der Westbank zusätzlich.

 

Unter dem Gaza-Krieg leiden auchMenschen im Westjordanland – ganz besonders Menschen, die gesundheitlich angeschlagen sind.
Unter dem Gaza-Krieg leiden auch
Menschen im Westjordanland – ganz besonders Menschen, die gesundheitlich angeschlagen sind.

 

Auf private Hilfe angewiesen

Die dramatische wirtschaftliche Situation stürzt viele palästinensische Familien in grosse Not: Sie müssen mit eingeschränktem oder gar keinem Einkommen überleben. Die Armut trifft jene besonders hart, die ohnehin durch gesundheitliche Probleme oder chronische Krankheiten beeinträchtigt sind. Ohne Zugang zu Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten verschlimmert sich ihr Gesundheitszustand dramatisch. Erschwerend kommt hinzu, dass es in den palästinensischen Gebieten keine staatliche Krankenversicherung gibt. Es gibt nur private Krankenversicherungen – was für viele nicht bezahlbar ist. Deshalb wenden sich viele an private Non-Profit- bzw. caritative Organisationen, welche medizinische Hilfe zu reduzierten oder ganz subventionierten Kosten anbieten. Was wiederum für die privaten Betreiber von Gesundheitseinrichtungen grosse finanzielle Herausforderungen bedeutet.

 

Die Pontifical Mission in Palestine bittet umHilfe für 700 armutsbetroffene Menschen, die im Shepherd’s Field Hospital ambulant behandelt werden sollen.
Die Pontifical Mission in Palestine bittet um
Hilfe für 700 armutsbetroffene Menschen, die im Shepherd’s Field Hospital ambulant behandelt werden sollen.

 

 

Behandlung dank Notfallprogramm

Deshalb bringt das päpstliche Hilfswerk Pontifical Mission in Palestine (PMP) 
gerade ein Notfallprogramm auf den Weg – unter dem etwas sperrigen Titel: «Gesundheitliche Notfallversorgung für schlecht versorgte und besonders verletzliche Palästinenserinnen und Palästinenser im Bezirk Bethlehem». Dank der Unterstützung durch die Diözese Stockholm (Schweden) und den Schweizerischen Heiligland-Verein will das PMP-­Notfallprogramm mehr als 700 Patien-
tinnen und Patienten eine ambulante Spitalbehandlung im Shepherd’s Field Hospital ermöglichen. Zudem sollen rund 400 dringend notwendige Labortests und die lebenswichtigen Medikamente für bis zu 600 mittellose Menschen finanziert werden. Für die Umsetzung des Notfallprogramms kann die PMP auf die Erfahrung und Unterstützung der «Beit Sahour Cooperative Society» zählen, die sich seit 1959 im Bereich von sozialen Dienstleistungen engagiert, wie PMP-Regionaldirektor Joseph Hazboun erklärt. Im Oktober ist das Notfallprogramm angelaufen.

Boris Schlüssel

 

Vermerk für Ihre Spende:

Notfallprogramm für Region Bethlehem

 

Die Handwerkerschule in Bethlehem und die Auswirkungen des Gaza-Krieges

Ihre Unterstützung hilft uns, weiterzumachen

 

Die Ereignisse vom 7. Oktober und der anschliessende Gaza-Krieg haben enorme Auswirkungen auf unsere Arbeit in der Handwerkerschule in Bethlehem. Im ersten Kriegsmonat standen wir vor grossen Herausforderungen, was die Teilnahme unserer Schüler am Unterricht in Bethlehem betraf, da die Mobilität aller Palästinenserinnen und Palästinenser im ganzen Westjordanland massiv eingeschränkt und die Strassen unsicher waren. Danach konnten wir den regulären Schulbetrieb wieder aufnehmen. Heute hat sich die Zahl der Lernenden verbessert. Dennoch haben 54 Schüler wegen des Gaza-Krieges die Ausbildung abgebrochen.

Derzeit bieten wir elf verschiedene Ausbildungskurse in den Bereichen Elektrizität, Kfz-Mechatronik, Kfz-Mechanik, Drehen und Fräsen sowie Schreinerei an. Ausserdem gibt es je eine Ausbildung in digitalem Marketing und Grafikdesign für junge Frauen. In diesem Jahr haben wir insgesamt 200 Schüler in regulären Kursen und 100 Schüler in Kurz­zeit­kursen. Nach Abzug der Abbrecher werden diesen Sommer 240 Studierende abschliessen. Aufgrund der aktuellen Situation wird es jedoch keine Abschlussfeier geben. Wir beschäftigen neun Vollzeit- und Teilzeitlehrkräfte.

In den letzten Jahren waren viele Arbeitsmöglichkeiten in Israel angesiedelt, wodurch die palästinensische Wirtschaft stärker von der israelischen Wirtschaft abhängig wurde. Diese Beschäftigungsmöglichkeiten sind seit dem 7. Oktober verschwunden. Die Arbeitslosenquote im Westjordanland hat 45 Prozent erreicht, davon ist der grössere Anteil Frauen. Mit den jüngst von Israel verhängten Kollektivstrafen und der Annullierung von Arbeitsbewilligungen werden diese Zahlen noch weiter steigen.

Einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht zufolge ist das BIP im Westjordanland und im Gazastreifen im ersten Monat des Krieges um 4 Prozent gesunken. Der Krieg und seine Auswirkungen haben mehr als 400 000 Menschen in Palästina in die Armut getrieben. Schätzungen zufolge sind bis 31. Januar 2024 in Israel und den palästinensischen Gebieten aufgrund des aktuellen Konflikts 507 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Davon entfallen 201 000 Arbeitsplätze auf den Gazastreifen und 306 000 Arbeitsplätze auf das Westjor­danland. Trotz dieser schwierigen Bedingungen wollen wir unsere Arbeit in der Handwerkerschule fortsetzen. Ihre Unterstützung ermöglicht uns, die laufenden Kosten zu decken und einen Teil der unbezahlten Schulgebühren jener Auszubildenden zu übernehmen, die in der aktuellen Situation nicht in der Lage sind, sie zu bezahlen.

+ Marwa Diarbakerly

 

Vermerk für Ihre Spende:
Handwerkerschule in Bethlehem

 

 

Tony Ballout (35) Direktor der Schule
Im Moment leidet unsere Lehrtätigkeit unter der eingeschränkten Bewegungsfreiheit unserer Schülerinnen und Schüler zwischen den Städten im Westjordanland und unter den gestiegenen Transportkosten. Dennoch hoffen wir, die Zahl der eingeschriebenen Schüler im kommenden Schuljahr erhöhen zu können. Wir haben festgestellt, dass die Beschäftigungschancen und die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt für Absolventen einer Berufs­ausbildung höher sind als für Hochschulabsolventen. Wir haben auch festgestellt, dass sich das Sozialverhalten unserer Lernenden seit COVID-19 merklich verändert hat. Viele junge Menschen leiden unter psychischen und
sozialen Problemen und haben vermehrt Mühe, sich in die Gesellschaft einzufügen. Als Institution sind wir stets bestrebt, unsere Angebote auszubauen und unsere Dienstleistungen zu verbessern. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler inspirieren und ihnen die technischen Fähigkeiten vermitteln, die sie auf dem Arbeitsmarkt brauchen.

 

Muath Al Sakakiya (33) Dozent für Elektrizität und erneuerbare Energien
Die Handwerkerschule hat sich durch neu gegründete Partnerschaften mit externen Akteuren weiterentwickelt. Durch diese Verbindungen können wir aktuelle und gefragte Ausbildungsprogramme anbieten, etwa für erneuerbare Energien. Es gibt unterschiedliche Niveaus bei den Lernenden. Es gibt einige mit hervorragenden Noten, aber auch solche mit schlechten Leistungen. In diesem Jahr hatte ich einen Schüler mit einer Hörbehin­derung, der Jahrgangsbester wurde. Angesichts der insta­bilen politischen und wirtschaftlichen Lage, in der wir hier leben, haben wir Angst vor der Zukunft. Unsere Aufgabe ist es, die uns anvertrauten jungen Leute so gut wie möglich zu unterstützen.

 

Nakhleh Makhlouf (29) Automechaniker und Autotronic-Ausbildner
Ich habe erst vor kurzem an­gefangen, an der Schule zu arbeiten. Ich bin motiviert und unsere Labors sind gut ausgestattet. Die Präsenz der Schüler war zu Beginn des Schuljahrs gut, ist seit dem 7. Oktober aber stark beeinträchtigt. Die meisten Schüler, die sich für Automechanik angemeldet haben, sind gering qualifiziert. Wir wenden viel Mühe und Geduld auf, um mit ihnen zu arbeiten und ihnen bestmöglich zu helfen. Die Hälfte von ihnen kommt aus Flüchtlingslagern, und ihr Leben dort ist schwierig. Unsere Hoffnung ist es, den Lernenden eine gute Ausbildung zu ermög­lichen.

 

Hussam Tayseer Mohamad Hajahjeh (19) Auszubildender Elektroniker, im ersten Jahr
Ich komme aus dem Dorf Tqou’ im Süden von Bethlehem, wo es nur wenige Arbeitsmög­lichkeiten gibt. Zurzeit arbeite ich in einem Friseursalon im Flüchtlingslager Shofat, das in einer HUB-Zone liegt. Die Arbeitsmöglichkeiten sind nicht stabil. Die Zukunft ist für mich ungewiss, wir leben jeden Tag in einer anderen Situation. Ich hoffe, dass sich unsere Lage verbessern wird und wir bald frei und ohne Einschränkungen arbeiten können.

 

Yousef Fayez Khalil Sa’ed (18) Elektroniker, im zweiten Jahr
Ich komme aus Ortas Village in der Nähe von Bethlehem. Der Arbeitsmarkt bietet derzeit nur begrenzte Möglichkeiten. Früher waren die Möglichkeiten grösser und ich konnte leicht einen Job finden. Im Moment habe ich keine Arbeit. Nach meiner Ausbildung könnte ich als Elektro­niker arbeiten. Die derzeitige Situation ist nicht gut, und ich glaube nicht, dass die Lage nach dem Krieg wieder so sein wird wie vorher.

 

Fares Salahat (32) Elektroniker, im zweiten Jahr
Es gibt Arbeit für Elektroniker. Bevor ich hierherkam, um zu studieren, habe ich im Niederspannungsbereich gearbeitet, ohne ein Zertifikat zu haben. Wir sind sehr auf Elektrizität angewiesen, denn sie ist überall um uns herum: bei der Arbeit, in unseren Wohnungen und in Fabriken. Die meisten Maschinen und elektrischen Geräte werden im medizinischen Bereich, in der Lebensmittelindustrie und im Sicherheitsbereich eingesetzt. Ich habe mich an der Handwerkerschule eingeschrieben, weilsie für ihre gute Qualität der Dienstleistungen und Lehr­methoden bekannt ist und ich meine Fähigkeiten weiterentwickeln will. Im Moment habe ich einen Job. Ich arbeite für die Regierung, versuche aber, mein Einkommen mit Aufträgen als Elektroniker zu verbessern.

 

Psychosoziale Beratungsdienste im Gazastreifen

Vom Krieg traumatisierte Kinder stärken

 

Die Lebenssituation im Gazastreifen ist katastrophal. Das Gebiet ist seit Jahren abgeriegelt und leidet unter einer anhaltenden Wirtschaftskrise. Die israelischen Luftschläge im Mai, wo zahlreiche Wohngebäude ganz oder teilweise zerstört wurden, haben die Situation weiter verschärft. Die Schäden, welche der Krieg 2014 und die elf Kriegstage im Mai 2021 angerichtet haben, sind aber nicht nur materieller Natur. Viele Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen. 22 Prozent der Menschen im Gazastreifen benötigen psychosoziale Hilfe. Darunter befinden sich fast 300 000 Kinder. Joseph Hazboun erzählt, wie das Päpstliche Missionswerk (Pontifical Mission) in Jerusalem diesen Kindern beisteht.

Kinder nehmen an einer psychosozialen Gruppensitzung in Gaza-Stadt teil.
Kinder nehmen an einer psychosozialen Gruppensitzung in Gaza-Stadt teil.

 

Die psychosoziale Notlage in Gaza spitzt sich zu. Humanitären Berichten der UN-­Gesundheitsdienste zufolge erzählen Kinder von einer Vielzahl von emotionalen Problemen. Schülerinnen und Schüler sprechen von einem ständigen Gefühl der Angst und Hilflosigkeit oder leiden unter Lernschwierigkeiten. Fehlende Zukunftschancen verstärken das Gefühl des Verlorenseins. Die Traumata und die anhaltenden Angstzustände führen zu verschiedenen seelischen Erkrankungen.

Der Regionaldirektor des Päpstlichen Missionswerks Joseph Hazboun besucht Kinder während einer psychosozialen Sitzung der Partnerorganisation AISHA in Gaza-Stadt im September 2021.
Der Regionaldirektor des Päpstlichen Missionswerks Joseph Hazboun besucht Kinder während einer psychosozialen Sitzung der Partnerorganisation AISHA in Gaza-Stadt im September 2021.

 

Deswegen haben Partnerorganisationen von uns Beratungs- und Therapiestellen an mehreren Orten im Gaza­streifen eingerichtet. Die Organisation AISHA etwa bietet diverse Formen von Ein­zel- und Gruppentherapien für Kinder im Zen­trum von Gaza-Stadt an. Die Leistungen umfassen Unterstützungssitzungen, Me­dikamente und weitere medizinische Hilfsmittel sowie Workshops zur Psycho­edukation. Ausserdem versorgt AISHA Schulen mit Spielzeug­säcken und organisiert kostenlose Freizeitausflüge in Parks in ganz Gaza.

Die NECC-Mutter-Kind-Klinik, ein anderer Partner von uns, bietet kostenlose, spezialisierte, psychosoziale Beratungen für Kinder in drei Zentren im Gaza­streifen an. Den NECC-Beraterinnen zufolge leiden zahlreiche Kinder unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und erleben dabei Gefühle der Angst und Schutzlosigkeit. Die Mitarbeitenden von NECC sind psychologisch geschult und wenden in ihren Einzel- und Gruppensitzungen Problemlösungsansätze gemäss den Standards der WHO und des palästinensischen Gesundheitsminis­teriums an. Eine kognitive Verhaltenstherapie ermöglicht den Kindern, ihre unterdrückten Gefühle in Zeichnungen, Geschichten oder Spielen auszudrücken. Wird ein psychisches Problem festgestellt, werden die Kinder in einer Reihe von Einzelthe­rapiesitzungen weiterbehandelt. NECC führt in bestimmten Fällen auch Hausbesuche durch, um Kinder und ihre Familien, die ihre Termine nicht wahrnehmen, daheim zu unterstützen. Bei schweren Fällen erfolgt eine Überweisung in spezialisierte Einrichtungen.

Wir danken dem Schweizerischen Heiligland-Verein für seine Unterstützung, die uns ermöglicht, unsere Partner im Gazastreifen zu stärken, damit diese den Schwächsten in der Gesellschaft, den vom Krieg traumatisierten Kindern, beistehen können.

Joseph Hazboun, Jerusalem­

 

Statements von Betroffenen

 

Das Gesundheitszentrum AISHA unterstützt einen 13-jährigen Jungen in Gaza-­Stadt, der unter einer PTBS leidet. Seine Mutter erzählt: «Mein Sohn hat sehr viel Angst und kann nachts nicht schlafen. Er wacht mit schrecklichen Albträumen auf. Dank psychologischer Hilfe geht es ihm nun besser. Sein Selbstvertrauen kehrt zurück und er kann wieder die Schule besuchen.»

Die Mutter eines sechsjährigen Mädchens aus Rafah berichtet: «Meine Tochter leidet seit dem Krieg im Mai unter Bettnässen und Angstzuständen. Die Beraterin von NECC gab mir Ratschläge, wie ich mein Kind unter­stützen kann. Etwa wenn ich meine Tochter ermutige zu zeichnen, damit sie ihre Gefühle ausdrückt, oder indem ich ihr gutes Verhalten lobe. Seither geht es ihr besser.»

Die Mutter des vierjährigen Sajed aus Rafah erzählt: «Seit den Angriffen im Mai leidet mein Sohn unter starken Angstzuständen. Er ist im Kindergarten völlig apathisch und isoliert. Die Beraterin von NECC gab mir Tipps, wie ich mich zu Hause verhalten kann, und sie besuchte Sajed mehrmals im Kindergarten, wo sie mit ihm arbeitete. Er durfte sogar einige Aktivitäten dort anleiten, was sein Selbstvertrauen und sein Selbstwert­gefühl stärkte. Sein Verhalten hat sich seither enorm verbessert.»

Vermerk für Ihre Spende: Traumatisierte Kinder in Gaza

Im Raum der Sinne

Das Al Farah Center – das «Glückszentrum» – in Jerusalem gehört zum grossen Bildungswerk der La Salle-Schulbrüder im Heiligen Land. Ein interdisziplinäres Team unterstützt hier Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten. Die Probleme der Kinder und Jugendlichen stehen oft in Zusammenhang mit den belastenden Lebensumständen in Israel und Palästina. Ein besonders heilsamer Ort im Al Farah Center ist der «Sensory Room», der auch dank der Unterstützung des Schweizerischen Heiligland-Vereins eingerichtet werden konnte.

Der Sensory Room – ein heilsamer Ort im Al Farah Center

Der lange, schmale Raum ist in sanftes grünes Licht getaucht, an der Stirnwand leuchtet unter dem Fenster eine friedliche Landschaft, neben dem Bildschirm blubbern Sauerstoffblasen in zwei gläsernen Röhren… eine «sphärische» Stimmung durchweht den «Sensory Room» an der La Salle-Schule mitten in Jerusalem, unweit der Altstadt. Der «Raum der Sinne» gehört zum Al Farah Center, wo mehr als zehn Lehrpersonen rund 200 Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten betreuen und unterstützen. Vom Support profitieren neben den Kindern und Jugendlichen aus sieben christlichen Schulen im Grossraum Jerusalem auch deren Familien und rund 100 Lehrpersonen aus dem regulären Schulbetrieb.

Die Last der schwierigen Lebensumstände

Der «Sensory Room» bietet verschiedene Möglichkeiten, die Sinne und die eigene Gefühlswelt zu entdecken, sich zu fokussieren und zu konzentrieren, innere Ruhe und Gelassenheit zu finden. Das hilft besonders jungen Menschen mit Lernschwächen oder Verhaltensstörungen, die oft in Zusammenhang mit der andauernd angespannten politischen und ökonomischen Situation auftreten, auch als Folge von Drogenmissbrauch und Gewalt. Neben pädagogischen Fachpersonen gehören deshalb auch Psychologen und Psychotherapeutinnen zum Al Farah-Team. Zudem besteht eine Kooperation mit der Bethlehem Universität und der Jerusalem Universität. Ein deutliches Zeichen für den Erfolg des Zentrums ist die Tatsache, dass an den christlichen Schulen nur zwei bis vier Prozent der Mittelschüler die Schule vorzeitig abbrechen, während die Abbruchrate an den öffentlichen Schulen bis zu 35 Prozent beträgt.

Am Al Farah Center für Kinder mit Lernschwierigkeiten arbeitet ein interdisziplinäres Team von Pädagogen, Psychologinnen und Therapeuten.

Bildung für Kinder aus prekären Verhältnissen

Das Al Farah Center ist aus dem 2007 gegründeten «Special Education Department» der La Salle-Schulbrüder hervorgegangen. Die «Lasallians», wie die Brüder wegen ihres Gründers Jean-Baptiste de La Salle auch genannt werden, sind seit 1876 im Heiligen Land tätig. An den fünf La Salle-Schulen in West- und Ostjerusalem, Bethlehem, Jaffa und Amman unterrichten derzeit 428 Lehrpersonen mit weiteren 137 Angestellten über 5‘000 Schülerinnen und Schüler im Alter von drei bis 18 Jahren. Die Kinder gehören verschiedenen Ethnien und Religionen an – die Hälfte der Kinder und 80 Prozent der Mitarbeitenden sind christlich. Viele Familien leiden unter der prekären wirtschaftlichen Situation – dramatisch verschärft durch die Corona-Krise – und können das Schulgeld nur teilweise oder gar nicht bezahlen.

Damit der geregelte Schulbetrieb aufrecht erhalten werden kann, sammelt der Schweizerische Heiligland-Verein Spenden, um die Lehrerlöhne weiterhin zu finanzieren. Unterstützen Sie das Bildungswerk der „Lasallians“ im Heiligen Land mit Ihrer Spende, weil Bildung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Frieden und Gerechtigkeit in einer von Gewalt und sozialer Not beherrschten Region ist.

Boris Schlüssel, Oberwil bei Zug

 

Spendenvermerk:  Lehrerlöhne an der La Salle-Schule in Jerusalem

Heilpädagogische Schule in Beit Sahour

Die Schule in Beit Sahour bei Bethlehem wurde 1995 von Sr. Rose Mesa von den „Franziskanerinenn von der Eucharistie“ gegründet. Verhaltensauffällige und traumatisierte Kinder zwischen vier und sechzehn Jahren erhalten hier einen individuell angepassten Schulunterricht.

Spätestens nach drei Jahren müssen sie stabilisiert in die reguläre Schule zurück. Einzelnen werden Lehrstellen in der salesianischen Handwerkerschule vermittelt. Ungefähr die Hälfte dieser Kinder sind Christen, die andere Hälfte Muslime.

Wir besuchten auf unserer Projektreise das Holy Child Program in Beit Sahour im Palästinensischen Autonomiegebiet. Familiäre Spannungen, politische Ungerechtigkeiten oder Todesfälle erschweren diesen jungen Menschen, dem offiziellen Schulunterricht konzentriert zu folgen.

Zwölf Personen (Lehrer, Sozialarbeiter, Familienberater und eine Krankenschwester) betreuen die 30 Kinder in dieser speziellen Schule mit viel Liebe und Hingabe. Mit Musik, Tanz, spielerischen Umgangsformen und dem geregelten Tagesablauf nehmen sie den Kindern viel Druck weg. Auch die Eltern werden in diesen Prozess einbezogen. In Gesprächen klärt der Familienberater die Ursache der Probleme. Die soziale und spirituelle Erziehung ist wichtig. Täglich beten die christlichen und muslimischen Kinder miteinander. Hinter dem Haus ist ein Platz, wo die Kinder für ihre lieben Verstorbenen einen Rosenstrauch pflanzen können. So lernen sie mit dem Tod und der Traurigkeit umzugehen.

Damit diese Schule bestehen kann – sie wird vom Staat nicht unterstützt, obwohl sie ihm eine wichtige Aufgabe abnimmt – ist das Holy Child Program auf Spenden angewiesen. Wir geben diesen Kindern eine Chance, damit sie einer lebenswerten Zukunft entgegengehen können.

Spendenvermerk: Holy Child Program

Medizinische Nothilfe in Gaza

Mitte November 2012 stand der Gazastreifen während acht Tagen unter Beschuss israelischer Luftangriffe und Schiffsartillerie. Es entstanden massive Schäden an Gebäuden, an Infrastruktur und in Wohngebieten. UNAgenturen schätzen, dass 1,6 Millionen Menschen davon betroffen sind.

1700 Häuser erlitten Schäden, 300 davon wurden vollständig zerstört. Die Offensive traf Gaza-Stadt am schlimmsten. Hier wurde insbesondere die öffentliche Infrastruktur empfindlich getroffen: Gesundheitseinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Universitäten, Moscheen, Brücken, Forschungszentren, Sporteinrichtungen, Polizei und Regierungsgebäude usw. Grosse Schäden entstanden auch in den überfüllten Flüchtlingslagern im Norden. 12000 Menschen mussten die abgelegenen Grenzgebiete des Gazastreifen räumen. Sie wurden in Unterkünfte (UNRWA- und Hochschulen) verlegt und in zum Teil beschädigten Häusern von Verwandten untergebracht.

Rettungskräfte und Spitäler arbeiten täglich rund um die Uhr, um das Leben von Verletzten und Kranken zu retten. Krankenhäuser berichten über einen grossen Mangel an Medikamenten und medizinischen Utensilien. Für die medizinische Notfallversorgung arbeiten die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern unentgeltlich in Doppelschichten. Sie benötigen dringend Medikamente, Einwegspritzen, Spritzen, Zentrifugalröhrchen, Kochsalzlösungen und Operationshandschuhe, um all die Verletzten und Kranken versorgen zu können.

Seit letzten November haben sich die laufenden Unterhaltskosten (Strom, Wasser und Öl für den Betrieb der Generatoren) verdoppelt. Die Pontifical Mission for Palestine (PMP) leistet in Zusammenarbeit mit Near East Council of Churches (NECC) und Krankenhäusern in Gaza Stadt und Rafah wesentliche medizinische Hilfe und Versorgung für rund 20000 Menschen. Für diese dringende Hilfeleistung benötigt die PMP weitere finanzielle Unterstützung. Wir wollen dem Aufruf der PMP folgen und für die medizinische Nothilfe in Gaza Spenden sammeln.

 

Spendenvermerk: Nothilfe Gaza

Bethlehem: Familienzentrum der Franziskaner-Schwestern

Das Familienzentrum der Franziskaner Schwestern in Bethlehem wurde 2004 gegründet. Ihr Ziel ist es, Familien, die durch den jahrelangen bewaffneten Konflikt an einem Trauma leiden, mit Beratung und Arbeitsbeschaffung zu unterstützen und sie finanziell zu begleiten.

Das Familienzentrum hat Bildungsprogramme für Kinder geschaffen, und Familien wer den beim Wiederaufbau oder bei der Sanierung ihrer Wohnungen unterstützt. Schwester Maria Grech, Direktorin des Zentrums, hat sich an den Schweizerischen Heiligland-Verein gewendet. Sie bittet um Mithilfe bei der Sanierung vor allem von Wohnräumen von Bethlehemer Familien mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten.

Viele Wohnungen sehen desolat aus. Die hygienischen Verhältnisse sind schlimm und können Krankheiten auslösen. Im Vordergrund steht die Erfüllung von dringenden Grundbedürfnissen. Dank diesen Massnahmen können Wohnsituation und Hygiene verbessert werden.

Gleichzeitig wird Arbeit geschaffen in einem Gebiet, wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist. Zahlreiche Familien haben ihre Einkommensquelle verloren. Junge Arbeitskräfte (Maurer, Maler, Elektriker, Sanitärinstallateure, etc.), die sich mit Auswanderungsgedanken tragen, können zurückgehalten werden, in dem sie am Wiederaufbau und an der Sanierung von Wohnungen beschäftigt werden. Damit können sie sich ein kleines Einkommen für ihre teils grossen Familien sichern. Seit der Gründung des Familienzentrums konnten mit diesem Programm bereits 154 Handwerker beschäftigt werden.

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