Schweizerischer Heiligland-Verein
Association suisse de Terre Sainte
Associazione svizzera di Terra Santa
Swiss Holy Land Association
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Projekte Palästina

Psychosoziale Beratungsdienste im Gazastreifen

Vom Krieg traumatisierte Kinder stärken

 

Die Lebenssituation im Gazastreifen ist katastrophal. Das Gebiet ist seit Jahren abgeriegelt und leidet unter einer anhaltenden Wirtschaftskrise. Die israelischen Luftschläge im Mai, wo zahlreiche Wohngebäude ganz oder teilweise zerstört wurden, haben die Situation weiter verschärft. Die Schäden, welche der Krieg 2014 und die elf Kriegstage im Mai 2021 angerichtet haben, sind aber nicht nur materieller Natur. Viele Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen. 22 Prozent der Menschen im Gazastreifen benötigen psychosoziale Hilfe. Darunter befinden sich fast 300 000 Kinder. Joseph Hazboun erzählt, wie das Päpstliche Missionswerk (Pontifical Mission) in Jerusalem diesen Kindern beisteht.

Kinder nehmen an einer psychosozialen Gruppensitzung in Gaza-Stadt teil.
Kinder nehmen an einer psychosozialen Gruppensitzung in Gaza-Stadt teil.

 

Die psychosoziale Notlage in Gaza spitzt sich zu. Humanitären Berichten der UN-­Gesundheitsdienste zufolge erzählen Kinder von einer Vielzahl von emotionalen Problemen. Schülerinnen und Schüler sprechen von einem ständigen Gefühl der Angst und Hilflosigkeit oder leiden unter Lernschwierigkeiten. Fehlende Zukunftschancen verstärken das Gefühl des Verlorenseins. Die Traumata und die anhaltenden Angstzustände führen zu verschiedenen seelischen Erkrankungen.

Der Regionaldirektor des Päpstlichen Missionswerks Joseph Hazboun besucht Kinder während einer psychosozialen Sitzung der Partnerorganisation AISHA in Gaza-Stadt im September 2021.
Der Regionaldirektor des Päpstlichen Missionswerks Joseph Hazboun besucht Kinder während einer psychosozialen Sitzung der Partnerorganisation AISHA in Gaza-Stadt im September 2021.

 

Deswegen haben Partnerorganisationen von uns Beratungs- und Therapiestellen an mehreren Orten im Gaza­streifen eingerichtet. Die Organisation AISHA etwa bietet diverse Formen von Ein­zel- und Gruppentherapien für Kinder im Zen­trum von Gaza-Stadt an. Die Leistungen umfassen Unterstützungssitzungen, Me­dikamente und weitere medizinische Hilfsmittel sowie Workshops zur Psycho­edukation. Ausserdem versorgt AISHA Schulen mit Spielzeug­säcken und organisiert kostenlose Freizeitausflüge in Parks in ganz Gaza.

Die NECC-Mutter-Kind-Klinik, ein anderer Partner von uns, bietet kostenlose, spezialisierte, psychosoziale Beratungen für Kinder in drei Zentren im Gaza­streifen an. Den NECC-Beraterinnen zufolge leiden zahlreiche Kinder unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und erleben dabei Gefühle der Angst und Schutzlosigkeit. Die Mitarbeitenden von NECC sind psychologisch geschult und wenden in ihren Einzel- und Gruppensitzungen Problemlösungsansätze gemäss den Standards der WHO und des palästinensischen Gesundheitsminis­teriums an. Eine kognitive Verhaltenstherapie ermöglicht den Kindern, ihre unterdrückten Gefühle in Zeichnungen, Geschichten oder Spielen auszudrücken. Wird ein psychisches Problem festgestellt, werden die Kinder in einer Reihe von Einzelthe­rapiesitzungen weiterbehandelt. NECC führt in bestimmten Fällen auch Hausbesuche durch, um Kinder und ihre Familien, die ihre Termine nicht wahrnehmen, daheim zu unterstützen. Bei schweren Fällen erfolgt eine Überweisung in spezialisierte Einrichtungen.

Wir danken dem Schweizerischen Heiligland-Verein für seine Unterstützung, die uns ermöglicht, unsere Partner im Gazastreifen zu stärken, damit diese den Schwächsten in der Gesellschaft, den vom Krieg traumatisierten Kindern, beistehen können.

Joseph Hazboun, Jerusalem­

 

Statements von Betroffenen

 

Das Gesundheitszentrum AISHA unterstützt einen 13-jährigen Jungen in Gaza-­Stadt, der unter einer PTBS leidet. Seine Mutter erzählt: «Mein Sohn hat sehr viel Angst und kann nachts nicht schlafen. Er wacht mit schrecklichen Albträumen auf. Dank psychologischer Hilfe geht es ihm nun besser. Sein Selbstvertrauen kehrt zurück und er kann wieder die Schule besuchen.»

Die Mutter eines sechsjährigen Mädchens aus Rafah berichtet: «Meine Tochter leidet seit dem Krieg im Mai unter Bettnässen und Angstzuständen. Die Beraterin von NECC gab mir Ratschläge, wie ich mein Kind unter­stützen kann. Etwa wenn ich meine Tochter ermutige zu zeichnen, damit sie ihre Gefühle ausdrückt, oder indem ich ihr gutes Verhalten lobe. Seither geht es ihr besser.»

Die Mutter des vierjährigen Sajed aus Rafah erzählt: «Seit den Angriffen im Mai leidet mein Sohn unter starken Angstzuständen. Er ist im Kindergarten völlig apathisch und isoliert. Die Beraterin von NECC gab mir Tipps, wie ich mich zu Hause verhalten kann, und sie besuchte Sajed mehrmals im Kindergarten, wo sie mit ihm arbeitete. Er durfte sogar einige Aktivitäten dort anleiten, was sein Selbstvertrauen und sein Selbstwert­gefühl stärkte. Sein Verhalten hat sich seither enorm verbessert.»

Vermerk für Ihre Spende: Traumatisierte Kinder in Gaza

Die Handwerkerschule in Bethlehem

«Wir wollen unser Angebot modernisieren und weiterentwickeln»

 

Auch die Handwerkerschule der Salesianer in Bethlehem, die der Schweizerische Heiligland-Verein seit vielen Jahren unterstützt, litt unter den Auswirkungen der Pandemie. Der Leiter der Schule, Pater Lorenzo Saggiotto, berichtet im folgenden Beitrag, wie die Handwerkerschule der Krise und einem sich wandelnden Arbeitsmarkt begegnet.

Die Pandemie hatte auch in Bethlehem schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen, weil sie den Pilgertourismus zeitweise vollständig zum Erliegen brachte. Dies hatte auch Folgen für die Handwerkerschule der Salesianer: im Schuljahr 2019/2020 konnten fast 90  Prozent der Familien der Auszubildenden kein vollständiges Schulgeld bezahlen, weil sie ökonomisch vom Pilgertourismus abhängig sind.

Finanzielle Löcher aus eigener Kraft gestopft

Trotzdem beschloss die Schulleitung, auch den Schülern, die nicht in der Lage waren das Schulgeld zu bezahlen, einen Abschluss zu ermöglichen. Einen Teil der fehlenden Schulgelder konnten wir dank Spenden internationaler Hilfs­organisationen ausgleichen. Dennoch mussten wir finanzielle Löcher auch aus eigener Kraft stopfen, etwa durch die Einnahmen in unserer Bäckerei.

Die Anzahl der eingeschriebenen Schüler für das Schuljahr 2020/2021 betrug nur die Hälfte des Durchschnitts der letzten Jahre. Die Aktivitäten der Handwerkerschule mussten immer wieder unterbrochen werden, da positive Fälle bei Schülern und Lehrkräften festgestellt wurden. Dank der Impfungen entspannte sich in den letzten Monaten des Schuljahres die Situation. Auch die finanzielle Lage verbesserte sich im zurückliegenden Schuljahr, weil die meisten Auszubildenden mehr als 70 Prozent der Schulgebühren bezahlen konnten.

 

Trotz fehlendem Schulgeld konnten alle Schüler im Coronajahr ihre Ausbildung abschliessen.

 

In den ersten Monaten 2020 hatte der Provinzialrat der Salesianer im Nahen Osten damit begonnen, eine Umstrukturierung der Bethlehemer Bildungseinrichtung in Erwägung zu ziehen, um auf den sich wandelnden palästinen­sischen Arbeitsmarkt zu reagieren. Eine Analyse der Einschreibetrends der letzten fünf Jahre zeigte, dass das Interesse an einer mehrjährigen technischen Ausbildung abnimmt, während das Interesse der über 16-Jährigen an einer einjährigen Berufsausbildung, die vom Arbeitsministerium anerkannt ist und einen Zugang zum Arbeitsmarkt bietet, zunimmt. Dies hat auch mit den eingeschränkten finanziellen Ressourcen der Familien der Schüler zu tun.

Um die anhaltende unstabile Situation zu überwinden, benötigt die Handwerkerschule weiterhin finanzielle Unterstützung, um einerseits die Qualität der angebotenen Ausbildungsgänge zu verbessern und um andererseits das Angebot sowie die Teilnehmerzahlen zu erhöhen sowie benachteiligte und armutsbetroffene Familien bei der Zahlung des Schulgeldes zu entlasten. Um unsere Angebote zu optimieren, überarbeiten wir die Lehrpläne im Hinblick auf eine marktorientierte Perspektive und führen eine Studie durch, wie wir den vorhandenen Maschinenpark und die Schulungsausrüstungen modernisieren können.

Die Handwerkerschule überarbeitet ihre Lehrpläne, um ihre Schüler noch besser für den Arbeitsmarkt
auszubilden.

 

Zukunftsweisendes Ausbildungs­modul

Ein zukunftsweisendes Ausbildungsmodul in unserer Handwerkerschule ist ein Kurzzeitkurs, den wir mit einer lokalen Organisation zusammen durchführen, in dem die Teilnehmenden ihre allgemeinen Schreinerfähigkeiten verbessern können. Eine Teilnehmerin an diesem Kurs ist etwa Balques (32 Jahre) aus Beit Sahour. Sie lernte hier in Bethlehem zuerst Goldschmiedin und organisierte mit einer Freundin einen Markt für lokale Unternehmerinnen. Sie besucht einen Kurs im «Vocational Training Center», denn sie möchte das Sortiment in ihrem Epoxidharz On­lineshop erweitern, indem sie diese Produkte mit Holzkreationen kombiniert.

Lehrerfortbildung an der Handwerkerschule

 

Reem Al-Araj (47 Jahre) ist Mutter von vier Kindern und führt mit neun Frauen aus ihrem Dorf ein Geschäft, wo sie aus recyceltem Holz, aus Plastik und anderen Materialen Stühle, Tische und Dekorationsgegenstände herstellen. Ihr Betrieb konnte sich eine Lasermaschine beschaffen. Reem lernte die Bedienung der Lasermaschine mit Hilfe des Internets, Übung und viel Geduld und verbessert nun im Schreiner-Workshop ihre Fähigkeiten in der Verarbeitung von Holz.

Pater Lorenzo Saggiotto, Bethlehem

Spendenvermerk:  Handwerkerschule in Bethlehem

Im Raum der Sinne

Das Al Farah Center – das «Glückszentrum» – in Jerusalem gehört zum grossen Bildungswerk der La Salle-Schulbrüder im Heiligen Land. Ein interdisziplinäres Team unterstützt hier Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten. Die Probleme der Kinder und Jugendlichen stehen oft in Zusammenhang mit den belastenden Lebensumständen in Israel und Palästina. Ein besonders heilsamer Ort im Al Farah Center ist der «Sensory Room», der auch dank der Unterstützung des Schweizerischen Heiligland-Vereins eingerichtet werden konnte.

Der Sensory Room – ein heilsamer Ort im Al Farah Center

Der lange, schmale Raum ist in sanftes grünes Licht getaucht, an der Stirnwand leuchtet unter dem Fenster eine friedliche Landschaft, neben dem Bildschirm blubbern Sauerstoffblasen in zwei gläsernen Röhren… eine «sphärische» Stimmung durchweht den «Sensory Room» an der La Salle-Schule mitten in Jerusalem, unweit der Altstadt. Der «Raum der Sinne» gehört zum Al Farah Center, wo mehr als zehn Lehrpersonen rund 200 Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten betreuen und unterstützen. Vom Support profitieren neben den Kindern und Jugendlichen aus sieben christlichen Schulen im Grossraum Jerusalem auch deren Familien und rund 100 Lehrpersonen aus dem regulären Schulbetrieb.

Die Last der schwierigen Lebensumstände

Der «Sensory Room» bietet verschiedene Möglichkeiten, die Sinne und die eigene Gefühlswelt zu entdecken, sich zu fokussieren und zu konzentrieren, innere Ruhe und Gelassenheit zu finden. Das hilft besonders jungen Menschen mit Lernschwächen oder Verhaltensstörungen, die oft in Zusammenhang mit der andauernd angespannten politischen und ökonomischen Situation auftreten, auch als Folge von Drogenmissbrauch und Gewalt. Neben pädagogischen Fachpersonen gehören deshalb auch Psychologen und Psychotherapeutinnen zum Al Farah-Team. Zudem besteht eine Kooperation mit der Bethlehem Universität und der Jerusalem Universität. Ein deutliches Zeichen für den Erfolg des Zentrums ist die Tatsache, dass an den christlichen Schulen nur zwei bis vier Prozent der Mittelschüler die Schule vorzeitig abbrechen, während die Abbruchrate an den öffentlichen Schulen bis zu 35 Prozent beträgt.

Am Al Farah Center für Kinder mit Lernschwierigkeiten arbeitet ein interdisziplinäres Team von Pädagogen, Psychologinnen und Therapeuten.

Bildung für Kinder aus prekären Verhältnissen

Das Al Farah Center ist aus dem 2007 gegründeten «Special Education Department» der La Salle-Schulbrüder hervorgegangen. Die «Lasallians», wie die Brüder wegen ihres Gründers Jean-Baptiste de La Salle auch genannt werden, sind seit 1876 im Heiligen Land tätig. An den fünf La Salle-Schulen in West- und Ostjerusalem, Bethlehem, Jaffa und Amman unterrichten derzeit 428 Lehrpersonen mit weiteren 137 Angestellten über 5‘000 Schülerinnen und Schüler im Alter von drei bis 18 Jahren. Die Kinder gehören verschiedenen Ethnien und Religionen an – die Hälfte der Kinder und 80 Prozent der Mitarbeitenden sind christlich. Viele Familien leiden unter der prekären wirtschaftlichen Situation – dramatisch verschärft durch die Corona-Krise – und können das Schulgeld nur teilweise oder gar nicht bezahlen.

Damit der geregelte Schulbetrieb aufrecht erhalten werden kann, sammelt der Schweizerische Heiligland-Verein Spenden, um die Lehrerlöhne weiterhin zu finanzieren. Unterstützen Sie das Bildungswerk der „Lasallians“ im Heiligen Land mit Ihrer Spende, weil Bildung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Frieden und Gerechtigkeit in einer von Gewalt und sozialer Not beherrschten Region ist.

Boris Schlüssel, Oberwil bei Zug

 

Spendenvermerk:  Lehrerlöhne an der La Salle-Schule in Jerusalem

Die Technische Schule der Salesianer in Bethlehem

Im Mittelpunkt steht der Schüler, die Schülerin

Bethlehem. Pater Daniel steht vor dem grossen Eisentor der technischen Schule im Herzen der Bethlehemer Altstadt. Der ägyptische Salesianer, seit fünf Jahren Schulleiter und Rektor der Salesianergemeinschaft in Bethlehem, verabschiedet seine Schüler persönlich.

Zurück bleiben eine Handvoll Zwölftklässler. Sie kommen aus Nablus, aus Hebron, aus Orten im Westjordanland, welche die tägliche Anreise zum Unterricht schwierig machen. Ein Zimmer in Bethlehem, Familienbesuche alle ein bis zwei Wochen, lautet die Lösung, um den unberechenbaren Checkpoints der israelischen Armee zu entgehen.

Einfach ist das nicht, sagt Khaled Salam aus Nablus in fliessendem Englisch, «aber ich lerne hier, um meine Familie stolz zu machen». Im Übrigen ist der 17-jährige gerne hier. «Die Gemeinschaft mit den Brüdern und den Lehrern hier ist eine besondere, und was ich lerne, hilft mir enorm für die Zukunft.»

Auf das gute Miteinander von Schülern und Lehrern ist Pater Daniel besonders stolz: «Dafür habe ich fünf Jahre gekämpft Palästinensische Lehrer denken, der Schüler müsse zu allererst gehorchen. Aber Schüler haben Gefühle. Wenn man sie erreichen will, muss man ihnen zuhören.» Die dadurch entstandene familiäre Atmosphäre schätzen die Schüler besonders – und kommen schon mal deutlich vor Unterrichtsbeginn auf den Campus, um sich mit ihren Lehrern auszutauschen. «Das wichtigste an einer Schule sind die Schüler, nicht die Lehrer», sagt Pater Daniel. Jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn treffen sich alle zum Morgengespräch zu einem bestimmten Thema, das jeden Monat wechselt.

www.heiligland.ch_bethlehem_handwerksschule_02

Sie lehren nicht nur Handwerk sondern auch «Liebe».

Nicht nur in Sachen Schüler-Lehrer-Beziehungen sind die Salesianer vorbildlich. Auch das Miteinander der Religionen ist ein wichtiger Aspekt. Mit elf Schülern sind die Christen deutlich in der Minderheit. Der Kontakt zu ihnen, zu den mehrheitlich christlichen Lehrern und den Salesianerbrüdern, eröffne den muslimischen Schülern eine neue Welt: «Viele sagen uns, ‹Ihr seid anders, als wir dachten›», sagt Pater Daniel. «Sie danken uns für die Werte, die sie bei uns gelernt haben.»

In diesen Geist gehören für den Salesianer auch Begegnungen mit dem israelischen Nachbarn. Grundsätzlich, sagt er, sind die Beziehungen gut, «weil sie wissen, dass wir hier Liebe lehren. Wir lehren die Schüler, dass ihre Feinde «Ignoranz und Hass heissen, nicht Israel». Umso bedauerlicher sei es, dass das Pilotprojekt vom vergangenen Jahr – ein Tagesausflug der Schule nach Israel – in diesem Jahr wegen fehlender israelischer Genehmigungen nicht wiederholt werden konnte.

Ruf der guten Ausbildung eilt voraus

Traditionell wird in Palästina das Handwerk vom Vater an den Sohn weitergegeben. Die Salesianerschule und ihre technische Ausbildung hat daher ein Alleinstellungsmerkmal im Land, ihre Absolventen sind entsprechend gefragt. «Wir decken einen Grossteil des Marktes ab», sagt Elektrikdozent Ibrahim Diyarbakerli, der von dem sonst in Palästina üblichen Praktikumsprinzip nicht überzeugt ist. «Das funktioniert in Europa, wo grosse Unternehmen professionell ausbilden. Die kleinen Familienbetriebe hier haben nicht genug Zeit für ihre Praktikanten.»

Khaled, Ghaad und ihre Mitschüler führen unterdessen mit zunehmendem Stolz und schwindender Scheu durch die verschiedenen Sektionen der Schule. Von Drehmaschinen über computergesteuerte Präzisionsfräsmaschinen über Schaltbretter, die Fehler in Automatisierungsprozessen simulieren, zu ausgebauten Automotoren: in ihren verschiedenen Fachbereichen sind die Schüler in ihrem Element. Alle hier hoffen auf gute Abschlussnoten, um dann an einer ausländischen Universität zu studieren. Am renommierten Massachusetts Institute of Technology will Khaled Maschinenbau studieren. Ghaad, Muawia und Karam träumen vom Studium in Deutschland.

Der Ruf der guten Ausbildung eilt der Schule mittlerweile voraus. Eltern hören vom Erfolg früherer Absolventen und schicken ihre Söhne. 149 Schüler und 20 Lehrer in den sechs Sektionen Tischlerei, Drehen und Fräsen, Elektrik, Industrieelektronik, Automechanik und Mechatronik zählt der Schulzweig, zu den Berufsbildungskursen am Nachmittag kommen 169 weitere Teilnehmer.

Fast vor dem Aus

Allem Erfolg zum Trotz könnte die Schule sich ohne Hilfe von aussen nicht halten. Vor drei, vier Jahren stand die Schule beinahe vor dem finanziellen Aus. 3000 Schekel jährliches Schulgeld, umgerechnet 850 Franken, decken nicht einmal die Hälfte der Kosten – und sind doch das Maximum dessen, was Familien zahlen können, wie Pater Daniel erklärt. «Längst nicht alle können das volle Schulgeld zahlen, manche zahlen überhaupt nichts».

Um die laufenden Kosten abzufangen sowie Maschinen und Material einzukaufen, sind die Salesianer auf Spenden z. B. vom Schweizerischen Heiligland-Verein ebenso angewiesen wie auf kluges Wirtschaften. Die Kunsthandwerksabteilung, die dem Orden seit Jahren ein Defizit beschert, muss daher zum Bedauern des Schulleiters im kommenden Mai schliessen. Der beständige Wandel des Angebots ist ein Grundzug, der die Schule seit ihrer Gründung prägt.

Neue Projekte erfordern die Kenntnis des Marktes, sagt Ibrahim Diyarbakerli, nicht selten seien die Salesianer dabei Pioniere in Palästina. Automatikgetriebe an Autos etwa sei so ein Zweig, in dem es bisher kaum Fachleute gebe. Photovoltaik, eines der jüngsten Kinder im Angebot, ein weiterer. «Der Markt entwickelt sich ständig weiter, wenn wir nicht mitgehen, können wir dichtmachen.»

Die technische Ausbildung mache es den Schülern bei der Jobsuche wesentlich leichter als etwa Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer, sagt Industrieelektronikdozent Elias Baboun, «weil sie ihre vielfältigen Fertigkeiten auch in benachbarten Branchen einbringen können». Nichts desto trotz leide der Arbeitsmarkt enorm unter der politischen Situation, die das Land zu einer Art «geschlossenen Kreislauf» mache. Wenn es erst Frieden gibt, zeigt sich der Bethlehemer Christ optimistisch, «werden nicht nur unsere Schüler das grosse Los ziehen, sondern viele von aussen hier Arbeit finden». In der Zwischenzeit hilft ein eigenes Job-und Karrierezentrum an der Schule den Abgängern auf dem Weg in die Arbeitswelt.

Mit den Absolventen pflegt die Schule gute Kontakte. Ein Ehemaliger etwa, sagt Pater Daniel, habe unlängst zugestimmt, 19 Schüler in seinem Betrieb als Praktikanten weiter auszubilden. «Zahlreiche Erfolgsgeschichten hier und im Ausland geben unserem Schulkonzept recht», sagt Pater Daniel, der die Schulleitung in den kommenden Monaten an seinen syrischen Mitbruder Bashir abgeben und nach Kairo zurückkehren wird. «Was wir hier anbieten, ist wichtig für die Menschen!»

+ Andrea Krogmann, Jerusalem

Spendenvermerk: Technische Schule, Bethlehem

 

Ausbildung von Handwerkern in Bethlehem

Eine Handwerkerschule erwartet man vielleicht nicht gleich in Bethlehem. Doch die Salesianerpatres sind Visionäre und haben bereits 1967 eine solche Schule am Geburtsort Jesu eröffnet.

Die „Salesian Technical School“ in Bethlehem bietet zwei Bildungswege an. Eine reguläre dreijährige Berufsausbildung für technisch-handwerkliche Berufe, die mit dem staatlich anerkannten Abschlussdiplom Tawjihi abgeschlossen wird, und für frühe Schulabgänger und Berufsleute weiterbildende technische Abendkurse im „Vocational Training Center“.

Die jungen Männer können die folgenden Berufe erlernen: Mechaniker-Dreher CNC, Elektriker (ein- und dreiphasig), Auto-Mechatroniker, Industrie-Elektroniker, Schreiner. Die Quote der bestandenen Abschlussprüfungen liegt bei 85%. Seither wurden schon knapp 30‘000 junge Menschen aus der Region zu kompetenten Handwerkern ausgebildet.

Die ersten Salesianerpatres trafen 1891 in Bethlehem ein. Sie errichteten die Herz-Jesu-Kirche, gründeten ein Zentrum für Kunsthandwerk und das Internationale Krippenmuseum und gaben so jungen Menschen eine Arbeitsmöglichkeit. Das 2005 gegründete „Salesian Artistic Center“ ist eine Kunstschule und bildet, in Zusammenarbeit mit der italienischen NGO „VIS“ (Volontariato Internazionale per lo Sviluppo) Frauen und Männer im alten palästinensischen Kunsthandwerk (Olivenholz, Perlmutt und Keramik) aus. Ihre Arbeiten, hergestellt mit traditionellen Materialien und Instrumenten, können im „Salesian Artistic Center“ vor Ort gekauft werden.

Im Verlaufe der Jahre kamen weitere Werke dazu: Das Jugendcenter mit 200 Buben und Mädchen, die Scouts (Pfadfinder) mit 120 Mitgliedern, die Schule mit 150 Schülerinnen und Schülern und vor allem die Bäckerei, die gegen 600 bedürftige Familien gratis mit Brot versorgt. Die Kirche ist spirituelles Zuhause für fast 200 einheimische Christen. Ihre Arbeit ist aktuell, dynamisch, lebhaft, nah bei den Menschen. Die Patres stammen aus Ägypten, Italien, Indien, Libanon und Vietnam.

Im letzten Schuljahr besuchten 140 junge Männer die Handwerkerschule und 147 die Abendkurse. Das ist beachtlich, wenn man weiss, dass in dieser Region die Ansicht vorherrscht, dass nur ein Studium eine „richtige“ Ausbildung sei. Was zur Folge hat, dass vielerorts ein Mangel an Handwerkern besteht.

Die Schulkosten pro Auszubildenden liegen bei 1‘800 Franken, erhoben werden 700 Franken pro Schüler bzw. 500 Franken pro Kursteilnehmer. Da tatsächlich aber nur rund 40% der Kosten bezahlt werden können, sind die Salesianer auch auf Spenden angewiesen. Der Schweizerische Heiligland-Verein kennt ihre Arbeit und unterstützt sie deshalb seit Jahren mit 20‘000 Franken aus dem Karwochenopfer. Dank dem schuleigenen Stellenvermittlungsbüro können die bestens ausgebildeten jungen Männer nach Abschluss gleich arbeiten. Die Handwerkerschule ist aber auch Arbeitgeberin für 20 Mitarbeitende und Berufsfachleute aus der Region.

Der grösste Teil der Lernenden sind Muslime, doch das spielt bei den Salesianern keine Rolle, die Ausbildungsplätze sind für alle offen. In jedem Unterrichtsraum hängen ein Kreuz und ein Bild von Don Bosco – es hat deswegen aber noch nie eine kritische Bemerkung gegeben. Jeden Tag gibt es einen ethischen Impuls von zehn Minuten, denn sie möchten den jungen Menschen neben der guten beruflichen Ausbildung auch eine Grundlage für ein Zusammenleben auf der Basis des Evangeliums mitgeben und Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit und Friedfertigkeit vermitteln.

Die rasanten technischen Fortschritte machen auch vor den an der Salesian Technical School angebotenen Berufen nicht Halt. Sie erfordern ein stetes Anpassen und Weiterentwickeln sowohl der Lehrmittel, der Unterrichtsmethoden als auch ein Aktualisieren des Maschinenparks und der technischen Installationen. So sind momentan nicht nur neue Kurse im Bereich Solartechnik geplant, sondern werden auch – erstmals – Lehrgänge für junge Frauen in den Bereichen Zeichnen und Wirtschaft entwickelt.

Zunächst aber muss das Computer-Labor aufgerüstet werden. Von den 32 PC’s sind 20 baldmöglichst zu ersetzen; ihre Lebensdauer ist erreicht, ebenso die Kapazitätsgrenze. Denn es sollten neue Lern- und Trainingsprogramme installiert werden können, die für die Ausbildung nötig sind.

Auch die Abteilung „Autotronik“ bedarf einer Aktualisierung. Damit die Lernenden den heutigen Bedürfnissen entsprechend ausgebildet werden können, braucht es neue technische Geräte. So fehlen aktuelle Diagnose-Tools und Apparate für mechanisch-elektronische Simulationen. Nach Anpassung der Ausbildungsprogramme erhalten die zukünftigen Automobil-Mechatroniker eine optimale und zeitgemässe Ausbildung, sodass sie bestens für den Arbeitsmarkt gerüstet sind.

Wir wollen die Salesianer dabei unterstützen und danken für jede Spende zugunsten der Handwerkerschule von ganzem Herzen.

 

Spendenvermerk: Handwerkerschule Bethlehem

 

Unser Video über die Handwerkerschule.

Heilpädagogische Schule in Beit Sahour

Die Schule in Beit Sahour bei Bethlehem wurde 1995 von Sr. Rose Mesa von den „Franziskanerinenn von der Eucharistie“ gegründet. Verhaltensauffällige und traumatisierte Kinder zwischen vier und sechzehn Jahren erhalten hier einen individuell angepassten Schulunterricht.

Spätestens nach drei Jahren müssen sie stabilisiert in die reguläre Schule zurück. Einzelnen werden Lehrstellen in der salesianischen Handwerkerschule vermittelt. Ungefähr die Hälfte dieser Kinder sind Christen, die andere Hälfte Muslime.

Wir besuchten auf unserer Projektreise das Holy Child Program in Beit Sahour im Palästinensischen Autonomiegebiet. Familiäre Spannungen, politische Ungerechtigkeiten oder Todesfälle erschweren diesen jungen Menschen, dem offiziellen Schulunterricht konzentriert zu folgen.

Zwölf Personen (Lehrer, Sozialarbeiter, Familienberater und eine Krankenschwester) betreuen die 30 Kinder in dieser speziellen Schule mit viel Liebe und Hingabe. Mit Musik, Tanz, spielerischen Umgangsformen und dem geregelten Tagesablauf nehmen sie den Kindern viel Druck weg. Auch die Eltern werden in diesen Prozess einbezogen. In Gesprächen klärt der Familienberater die Ursache der Probleme. Die soziale und spirituelle Erziehung ist wichtig. Täglich beten die christlichen und muslimischen Kinder miteinander. Hinter dem Haus ist ein Platz, wo die Kinder für ihre lieben Verstorbenen einen Rosenstrauch pflanzen können. So lernen sie mit dem Tod und der Traurigkeit umzugehen.

Damit diese Schule bestehen kann – sie wird vom Staat nicht unterstützt, obwohl sie ihm eine wichtige Aufgabe abnimmt – ist das Holy Child Program auf Spenden angewiesen. Wir geben diesen Kindern eine Chance, damit sie einer lebenswerten Zukunft entgegengehen können.

Spendenvermerk: Holy Child Program

Kleinklassen in Palästina

In Palästina sind Schulklassen gross. Ein Lehrer betreut bis zu 50 Kinder. Man schätzt, dass in jeder Klasse fünf bis sieben Kinder mit Lernschwierigkeiten sitzen. Genaue Zahlen fehlen, denn es wurden noch keine entsprechenden Erhebungen gemacht. Die „SIRA School“ in Bethlehem hat bereits 1992 eine Schule für Kinder mit speziellen Bedürfnissen und Lernschwierigkeiten eröffnet. Momentan besuchen 70 Kinder aus Bethlehem, Beit Sahour, Beit Jala, aus Flüchtlingscamps und umliegenden Dörfern die Schule. Auf der Warteliste stehen nochmals 70 Namen.

Die Schülerinnen und Schüler sind zwischen 6 und 17 Jahre alt. Sie werden von ihren Eltern oder ihrer Schule angemeldet. SIRA führt Gespräche mit den Lehrpersonen und der Familie, macht verschiedene Tests und erstellt für jedes Kind einen individuellen Ausbildungsplan. Derzeit gibt es sieben Klassen mit je zehn Schülerinnen und Schülern. Die Klassenlehrerin unterrichtet alle Fächer ausser Englisch, Kunst, Musik und Religion. Der Unterricht folgt dem staatlichen Lehrplan und benützt selbst entwickelte Lernspiele. Eine Sozialarbeiterin begleitet die Kinder und Jugendlichen in der Schule, macht Hausbesuche und berät die Eltern. Ziel ist, die Kinder so zu fördern und zu öffnen, dass sie gestärkt in ihre Schulen zurückkehren können.

SIRA möchte gerne das Angebot mit Sprach- und Beschäftigungstherapien, Musikstunden und Gymnastik ausbauen. Doch für diese Teilzeitstellen fehlt das Geld. Denn fast die Hälfte der Familien kann die jährlichen Schulkosten nicht bezahlen, auch wenn diese längst nicht kostendeckend erhoben werden.

Die SIRA-Schule wird von der „Swedish International Relief Association“, einer schwedischen christlich-ökumenischen Stiftung, getragen. Diese zahlt die Lehrerlöhne, aber keine ausstehenden Schulgebühren und zusätzlichen Ausgaben. Die Schulleiterin und die Sozialarbeiterin sprechen deshalb unermüdlich Amtsstellen, Privatpersonen und Organisationen an. Denn sie sehen, dass das Engagement des Teams die Kinder und Jugendlichen weiter bringt. So wie der kleine Rafael, der grosse Konzentrationsschwierigkeiten hatte und keine sozialen Bindungen eingehen konnte. Nach drei Jahren war er bereit, in die ordentliche Schule zu wechseln, wo er sich sehr gut weiter entwickelt.

Wir finden, diese Kinder und ihre Lehrer verdienen mehr Förderung und möchten ihnen deshalb mindestens eine neue Teilzeitstelle ermöglichen.

Spendenvermerk: SIRA-Kleinklassen

Medizinische Nothilfe in Gaza

Mitte November 2012 stand der Gazastreifen während acht Tagen unter Beschuss israelischer Luftangriffe und Schiffsartillerie. Es entstanden massive Schäden an Gebäuden, an Infrastruktur und in Wohngebieten. UNAgenturen schätzen, dass 1,6 Millionen Menschen davon betroffen sind.

1700 Häuser erlitten Schäden, 300 davon wurden vollständig zerstört. Die Offensive traf Gaza-Stadt am schlimmsten. Hier wurde insbesondere die öffentliche Infrastruktur empfindlich getroffen: Gesundheitseinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Universitäten, Moscheen, Brücken, Forschungszentren, Sporteinrichtungen, Polizei und Regierungsgebäude usw. Grosse Schäden entstanden auch in den überfüllten Flüchtlingslagern im Norden. 12000 Menschen mussten die abgelegenen Grenzgebiete des Gazastreifen räumen. Sie wurden in Unterkünfte (UNRWA- und Hochschulen) verlegt und in zum Teil beschädigten Häusern von Verwandten untergebracht.

Rettungskräfte und Spitäler arbeiten täglich rund um die Uhr, um das Leben von Verletzten und Kranken zu retten. Krankenhäuser berichten über einen grossen Mangel an Medikamenten und medizinischen Utensilien. Für die medizinische Notfallversorgung arbeiten die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern unentgeltlich in Doppelschichten. Sie benötigen dringend Medikamente, Einwegspritzen, Spritzen, Zentrifugalröhrchen, Kochsalzlösungen und Operationshandschuhe, um all die Verletzten und Kranken versorgen zu können.

Seit letzten November haben sich die laufenden Unterhaltskosten (Strom, Wasser und Öl für den Betrieb der Generatoren) verdoppelt. Die Pontifical Mission for Palestine (PMP) leistet in Zusammenarbeit mit Near East Council of Churches (NECC) und Krankenhäusern in Gaza Stadt und Rafah wesentliche medizinische Hilfe und Versorgung für rund 20000 Menschen. Für diese dringende Hilfeleistung benötigt die PMP weitere finanzielle Unterstützung. Wir wollen dem Aufruf der PMP folgen und für die medizinische Nothilfe in Gaza Spenden sammeln.

 

Spendenvermerk: Nothilfe Gaza

Hilfe für Schülerinnen und Schüler in der Palmenstadt

Die Stadt Jericho hat 45 000 Einwohner. Hier leben, zusammen mit Pfarrer Pater Ibrahim Sabbagh OFM, auch knapp 300 Christen. Pater Ibrahim ist Schulleiter der Terra Sancta-School. Die Schule der Franziskaner besuchen 460 Schülerinnen und Schüler, etwa 6,9 Prozent Christen und 93,1 Prozent Muslime.

Baufälliges Schulgebäude

Die Schule führt einen Kindergarten, Primar-, Sekundarschule und Gymnasium. Die zwei letzten Klassen vor der Matura mussten bisher in einer anderen Schule absolviert werden. Das Schulgebäude aus den 50er-Jahren ist baufällig und bietet nicht mehr genügend Platz. Rechtzeitig auf das Schuljahr 2012/2013 kann das neue Schulgebäude bezogen werden. Es wurde mit Geldern aus der EU finanziert. Für die Inneneinrichtung jedoch muss die Terra Sancta-School selbst aufkommen.

Tiefe Lehrerlöhne

Die Schulkosten inklusive Schulkleidung und Bücher betragen pro Schüler im Jahr 580 Euro. Die Lehrerinnen und Lehrer erhalten im ersten Jahr des Schuldienstes ein Monatssalär von etwa 415 Euro. Mit den Jahren steigt dieses etwas an, doch eine Krankenversicherung oder Pensionskasse haben sie nicht. Der palästinensische Staat steuert nichts bei, hat aber ein grosses Interesse am Weiterbestehen der Schule. Gemäss Pater Ibrahim ist diese Schule, in der christliche und muslimische Kinder gemeinsam die Schulbank drücken, ein Ort des Friedens in der Heimat Jesu.

Probleme mit dem Schulgeld

Zahlreichen Familien ist es nicht möglich, das Schulgeld zu bezahlen. Es ist ihnen jedoch wichtig, dass sie ihre Kinder in eine gut geführte Schule schicken können. Die Zukunft jedes Landes liegt in den Händen der heutigen Kinder; deshalb ist eine solide Schulbildung von grösster Bedeutung.

 

Spendenvermerk: Schule in Jericho

Khan Younis, Gaza-Stadt: Ausbildungsbeitrag für angehende Elektriker

Das Ziel der vor Ort tätigen Hilfswerke und sozialen Institutionen in Gaza ist die Verbesserung der Lebensqualität. Mit hochwertigen Ausbildungen erhalten interessierte Männer und Frauen die Möglichkeit, produktive und kreative Mitglieder der Gesellschaft zu werden.

Das steigende Bedürfnis an qualifizierten Handwerkern im Gazastreifen hat Sami El-Yousef, Regionaldirektor der Pontifical Mission in Jerusalem, bewogen, uns das folgende Projekt zur Unterstützung zu empfehlen:

Qarrarah Vocational Training Center (VTC)

Das Ausbildungszentrum liegt in Khan Younis, ein Dorf etwa 20 Kilometer südlich von Gaza-Stadt. Es wurde 1982 gegründet, um dem Bedürfnis nach gut ausgebildeten Elektrofachkräften nachzukommen. Es bietet einen zweijährigen Elektronik- und Elektromotorenwickler-Kurs an. Die Teilnehmer sollten die Grundschule abgeschlossen und eine Aufnahmeprüfung bestanden haben. Die Lehrlinge sind zwischen 16 und 23 Jahre alt und stammen aus dem ganzen Gebiet des Gazastreifens. Neben den technischen Fächern werden sie auch in Physik, Mathematik und Englisch unterrichtet. Während der Lehrzeit nehmen sie in verschiedenen Werkstätten an Workshops teil, um sich mit dem Markt vertraut zu machen. Jährlich nimmt das Zentrum 22 bis 24 neue Auszubildende auf.
Das Ausbildungsprogramm berücksichtigt die aktuelle Marktlage. Deshalb wird mit Materialien gearbeitet, die gerade erhältlich und erschwinglich sind. Es ist besonders wichtig, dass die Lehrlinge lernen, mit dem zu arbeiten, was ihnen der Markt gerade bietet. So wird der Unterricht dynamisch angepasst. Gut ausgebildete Lehrkräfte vermitteln den jungen Männern das nötige Berufswissen, damit sie selbstständig arbeiten und aktiv beim Wiederaufbau mithelfen können. Möchten auch Sie, liebe Spenderinnen und Spender, junge Elektriker fördern?

Beit Sahour: Arabisch-orthodoxer Fussballclub

Überall auf der Welt sieht man Kinder mit den Leibchen ihrer Fussballidole herumrennen. Sie träumen von richtigen Fussballfeldern, von Lederbällen und von Menschen, die ihnen zujubeln, wenn sie ein Tor schiessen. Wenn man in Palästina durch die Souks spaziert, sieht man Stände mit gefälschten Messi- oder Ronaldo-Trikots, die von grossen offenen Kinderaugen bewundert werden. Doch haben diese Kinder wirklich die Möglichkeit, auf einem richtigen Feld mit einem richtigen Ball und mit gleich angezogenen Mitspielern ihre Träume auszuleben? Ja! Das gibt es.

Der „Arab-Orthodox Club-Beit Sahour“ wurde 1963 als Non Profit-Organisation für Jugendliche in Beit Sahour gegründet. Er zählt rund 2000 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 75 Jahren und ist zurzeit der grösste Club in der Gegend. Es werden verschiedene Sportarten wie Fussball, Tischtennis, Volleyball und Basketball angeboten. Für christliche Jugendliche, die es sich nicht leisten können, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und Sport zu treiben, dient dieser Verein als wichtiges Ventil. Der Verein veröffentlicht auch ein Magazin, das vierteljährlich erscheint.

Derzeit zählt der Club drei Fussballmannschaften, bestehend aus 60 Spielern und einem weiblichen Fussballteam mit 25 Teilnehmerinnen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren. Die Teams nehmen jährlich an zahlreichen Veranstaltungen und Turnieren teil und können sich mit Gleichaltrigen auf dem Fussballplatz messen. Leider müssen sie für die Kosten wie Transport, Teilnahmegebühren, Verpflegung usw. selber aufkommen; doch leisten können es sich die wenigsten. Vor allem die Transportkosten für alle Spieler können ins Geld gehen. Weitere Mittel braucht es für den Kauf oder die Reparatur von Fussballleibchen, Bällen, Trainingsgeräten und die Miete für das Fussballfeld.

Der arabisch-orthodoxe Club von Beit Sahour kann für seine Schützlinge jährlich bis 5000 USD aufbringen. Das reicht nicht, denn es sind rund 90 neue Trikots, Taschengeld für die Trainer und die Fahrer nötig. Diese bringen, betreuen und verpflegen die Kinder an Veranstaltungen.

Bethlehem: Familienzentrum der Franziskaner-Schwestern

Das Familienzentrum der Franziskaner Schwestern in Bethlehem wurde 2004 gegründet. Ihr Ziel ist es, Familien, die durch den jahrelangen bewaffneten Konflikt an einem Trauma leiden, mit Beratung und Arbeitsbeschaffung zu unterstützen und sie finanziell zu begleiten.

Das Familienzentrum hat Bildungsprogramme für Kinder geschaffen, und Familien wer den beim Wiederaufbau oder bei der Sanierung ihrer Wohnungen unterstützt. Schwester Maria Grech, Direktorin des Zentrums, hat sich an den Schweizerischen Heiligland-Verein gewendet. Sie bittet um Mithilfe bei der Sanierung vor allem von Wohnräumen von Bethlehemer Familien mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten.

Viele Wohnungen sehen desolat aus. Die hygienischen Verhältnisse sind schlimm und können Krankheiten auslösen. Im Vordergrund steht die Erfüllung von dringenden Grundbedürfnissen. Dank diesen Massnahmen können Wohnsituation und Hygiene verbessert werden.

Gleichzeitig wird Arbeit geschaffen in einem Gebiet, wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist. Zahlreiche Familien haben ihre Einkommensquelle verloren. Junge Arbeitskräfte (Maurer, Maler, Elektriker, Sanitärinstallateure, etc.), die sich mit Auswanderungsgedanken tragen, können zurückgehalten werden, in dem sie am Wiederaufbau und an der Sanierung von Wohnungen beschäftigt werden. Damit können sie sich ein kleines Einkommen für ihre teils grossen Familien sichern. Seit der Gründung des Familienzentrums konnten mit diesem Programm bereits 154 Handwerker beschäftigt werden.

Gaza: Atfaluna – Verein für gehörlose Jugendliche

Im Gazastreifen leben etwa 1,5 Millionen Menschen; es ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Über eine Million Menschen gelten als Flüchtlinge. Besonders schwierig ist die Lebenssituation für körperlich Behinderte.

Verein „Atfaluna“ gegründet

1992 wurde „Atfaluna“ gegründet; der Verein bietet hörbehinderten Jugendlichen eine Chance, sich in der Gesellschaft zu integrieren, um eine Zukunft fern von Isolation zu finden.

„Atfaluna“ hat Modellcharakter

für den Nahen Osten. Er betreibt neben einem Schul- und Ausbildungszen trum Programme zur Erwirtschaftung eines eigenen Einkommens, Sprach- und Sprechtherapien. Er bietet medizinische und soziale Dienste an für Hörgeschädigte und ihre Familien. Direktor Nabil Elsharif hat uns ein Projekt für im Gazastreifen lebende Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahre ans Herz gelegt. Empfohlen hat uns diese Institution die Pontifical Mission in Jerusalem, mit der wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten.

Eine Folge des Krieges

Viele Kinder verlieren ihre Hörkraft durch die Detonationen während der israelischen Bombardements. Hörgeschädigte Jugendliche begegnen vielen Problemen, auf die sie ihre herkömmliche Schulbildung und Erziehung nicht vorbereiten kann.

In der ersten Phase finden Gruppengespräche und Hausbesuche statt, um Unterrichtsmassnahmen für die Jugendlichen abzusprechen. Anschliessend führen Audiologen, Erzieher, Berater und Psychologen mit den Jugendlichen und ihren Eltern Workshops durch. Die Themen: Bildung und Sozialkompetenz sowie die Gefühls- und Verhaltenswelt der pubertierenden Jugendlichen.

In der zweiten Phase finden folgende Aktivitäten für die hörbehinderten Jugendlichen statt: Interaktive Workshops und Vorlesungen, fokussiert auf Emotionalität, Verhalten, Psychologie und soziales Verhalten, Stärkung des Hygienebewusstseins, Gesundheitspflege. Die Projekte dauern insgesamt vier Monate.

Geld für die Finanzierung

Um diesen Unterricht zu realisieren, benötigt „Atfaluna“ finanzielle Unterstützung für die beratende Vorarbeit, Sozialarbeiter, Unterrichtseinheiten in fliessender palästinensischer Gebärdensprache, ausgebildete Begleitpersonen, Projektkoordinatoren, Ausrüstung und Raummiete, Verpflegung, Drucksachen und Transport.

Mit geringen Mitteln ist es möglich, grosse Resultate zu erzielen.

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