Vom Kampf gegen Polio und die Folgen dieser verheerenden Krankheit

In den 1980er Jahren verbreitete sich Polio in ganz Ägypten, besonders stark in den Dörfern und in Oberägypten. In fast jeder Familie lebte ein angestecktes Kind. Dank einer jahrelangen und sehr engagierten Impfkampagne durch das Hilfswerk JBA gibt es in der Provinz Minia keine Neu­erkrankungen mehr. Doch Menschen mit poliobedingten körperlichen Beeinträchtigungen haben es weiterhin schwer. Ein Bericht von Osama Isaac, Direktor der JBA, die den Betroffenen vor Ort hilft.

 

Menschen mit poliobedingten körperlichen
Beeinträchtigungen haben es weiterhin schwer.

Das Hilfswerk Jesuit & Brothers Asso­ciation for Development (JBA) in Minia, gegründet 1966 von ehemaligen Jesuitenschülern, kümmert sich seit bald 40 Jahren um Menschen, die aufgrund von Kinderlähmung körperlich eingeschränkt sind. Am Anfang standen Untersuchungen, Operationen, Medikamente und Physiotherapie im Vorder­grund. In einem zweiten Schritt schickte die JBA Gesundheits-Fachkräfte in die Dörfer, um Kinder mit Behinderungen zu erfassen, ihre Bedürfnisse zu dokumentieren und sie eng auf ihrem Weg zu begleiten.

Psychologische, soziale und berufliche Rehabilitation
Von Beginn an legten die Jesuiten­gemeinschaft und JBA besonderen Wert auf die psychologische, soziale und berufliche Rehabilitation der an Polio erkrankten Frauen und Männer. Minia, Stadt und Provinz mit 5,9 Millionen Menschen und dreiviertel so gross wie die Schweiz, gilt als Armenhaus Ägyptens. Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen erfuhren oftmals Benachteiligungen, wurden von der Gesellschaft und ihren Gemeinschaften vernachlässigt und ausgegrenzt.

JBA hat in Minia ein rollstuhlgängiges Ausbildungszentrum für Menschen mit körperlichen Behinderungen gebaut. Bereits über 2000 Personen konnten am Rehabilitationsprogramm mit Alpha­betisierungskursen und Berufsausbildungen teilnehmen. Ein wichtiger Beitrag, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, ein wichtiger Schritt auch, sie in ihren Heimatdörfern zu integrieren, wo sie aufgrund ihrer gewonnenen Fähigkeiten oft erstmals Wertschätzung erfahren. Der Weg jedoch ist steinig: 98 Prozent
der Menschen mit Be­einträchtigung haben in der Provinz Minia keine Beschäftigungsmöglichkeiten, und 70 Prozent leben in armutsbetroffenen Familien.

Über 2000 Menschen konnte im Rehabilitationszentrum geholfen werden.

Seit 2000 keine neuen Ansteckungen Wir brauchen in der Gesellschaft eine veränderte Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen. Deswegen sind weiterhin Aufklärungskampagnen nötig. Auch ist es nach wie vor wichtig, die Bevölkerung für Krankheiten wie Polio zu sensibilisieren. So führen wir immer wieder Impfkampagnen durch mit dem Ziel, möglichst alle Kinder zu erreichen. Seit dem Jahr 2000 wurden in Minia denn auch keine neuen Ansteckungen mehr gemeldet. Das gibt uns Mut, weiterzukämpfen für die vielen von Polio betroffenen Frauen und Männer, die als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft wahrgenommen werden wollen.

Osama Isaac, Minia / Oberägypten

Vermerk für Ihre Spende: JBA – Erfahrung mit Polio

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