Alma-Chaab im Südlibanon – Mutige Rückkehr in ein zerstörtes Dorf

Der Krieg, der durch den Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, hatte auch in weiten Teilen des südlichen Libanons 
dramatische Auswirkungen. Père Maroun Ghafari, der maronitische 
Pfarrer von Alma-Chaab, berichtet von der schwierigen Situation 
der Binnenflüchtlinge, die allmählich in ihr grösstenteils zerstörtes 
Dorf zurückkehren.

«Vor zwei Tagen verteilten wir Decken und Bettwäsche sowie Schulmaterial», schreibt uns Msgr. Maroun Ghafari kurz vor Ostern, «da kam eine Frau von etwa siebzig Jahren mit ihrem Enkel und bat um eine Decke für sein Bett.» Das Haus der Familie war durchsucht und geplündert worden, als sie das Dorf verlassen mussten. Père Maroun gab der mittel­losen Witwe hundert Dollar, in der Hoffnung, dass es ihr hilft, Bettwäsche zu kaufen. «Das ist die Situation von über 200 Familien bei uns», so der Pfarrer von Alma-Chaab, ganz in der Nähe der israe­lischen Grenze.

Nur noch 40 Häuser bewohnbar

Einige Wochen zuvor hatte uns der maronitische Geistliche, mit dem der SHLV seit vielen Jahren zusammenarbeitet, über die zaghafte Rückkehr der Binnenflüchtlinge in das Dorf im Südlibanon berichtet: «Wir sind am 18. Januar zurückgekommen und haben 85 völlig zerstörte Häuser angetroffen, ebenso viele waren ausgebrannt oder fast vollständig zerstört.» Rund 200 weitere Gebäude waren durch israelischen Beschuss schwer beschädigt worden. Nur noch 40 bewohnbare Häuser standen den Rückkehrenden als Unterkünfte zur Verfügung. «Wir leben in den intakten Häusern oder bei Verwandten, oder wir haben ein, zwei Zimmer notdürftig repariert, um uns vor Regen und Kälte zu schützen», so Père Maroun.

 

Auch Kirchen und Pfarreiräume zerstört

Auch die Infrastruktur wurde stark beschädigt: gekappte Stromleitungen, ausgebrannte Dieselgeneratoren, die von der Gemeinde betrieben wurden, Strassen voller gefährlicher Schlag­löcher oder völlig zerstörte Verkehrsverbindungen. Zusammen mit aller landwirtschaftlichen Ausrüstung der Pfarrei wurde auch der Traktor, der von SHLV-Spendengeldern angeschafft worden war (HL 4/2022), durch militärische Luftschläge total demoliert. «Ich kann Ihnen Fotos schicken», schreibt Msgr. Ghafari, «die Sie tieftraurig machen werden, genauso wie uns die Wirklichkeit hier tieftraurig macht!» Schliesslich berichtet er von den grossen Schäden an Kirchen, Pfarrhäusern und Pfarreizentren verschiedener Denominationen. Seine Bibliothek und sein Pfarrbüro wurden vollständig zerstört, viele Pfarrei-Akten wurden beschädigt oder gingen verloren. Immerhin, freut sich der Pfarrer, seien die Schulgebäude intakt geblieben!

Fest entschlossen zu bleiben

«Wir haben Hilfe in jeglicher Beziehung dringend nötig», schreibt Père Maroun und betont, dass jede Unterstützung die Situation der Zurückgekehrten stabilisieren hilft und weitere Binnenflüchtlinge ermutigt, nach Alma-Chaab zurückzukehren. Einmal mehr drückt der engagierte Geistliche die tiefe Dankbarkeit – von ihm und seiner Gemeinde – für die finanzielle Hilfe des SHLV aus – und er unterstreicht seine unbedingte Hoffnung in die Zukunft der so unglaublich geprüften Gemeinschaft: «Die Mehrheit von uns ist fest entschlossen, als glühende Verfechter des Friedens und der Liebe zum Miteinander in unserem Heiligen Land zu bleiben!»

Boris Schlüssel

 

Vermerk Spende: Alma-Chaab

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