Ausbildung von Handwerkern in Bethlehem
Eine Handwerkerschule erwartet man vielleicht nicht gleich in Bethlehem. Doch die Salesianerpatres sind Visionäre und haben bereits 1967 eine solche Schule am Geburtsort Jesu eröffnet.
Die „Salesian Technical School“ in Bethlehem bietet zwei Bildungswege an. Eine reguläre dreijährige Berufsausbildung für technisch-handwerkliche Berufe, die mit dem staatlich anerkannten Abschlussdiplom Tawjihi abgeschlossen wird, und für frühe Schulabgänger und Berufsleute weiterbildende technische Abendkurse im „Vocational Training Center“.
Die jungen Männer können die folgenden Berufe erlernen: Mechaniker-Dreher CNC, Elektriker (ein- und dreiphasig), Auto-Mechatroniker, Industrie-Elektroniker, Schreiner. Die Quote der bestandenen Abschlussprüfungen liegt bei 85%. Seither wurden schon knapp 30‘000 junge Menschen aus der Region zu kompetenten Handwerkern ausgebildet.
Die ersten Salesianerpatres trafen 1891 in Bethlehem ein. Sie errichteten die Herz-Jesu-Kirche, gründeten ein Zentrum für Kunsthandwerk und das Internationale Krippenmuseum und gaben so jungen Menschen eine Arbeitsmöglichkeit. Das 2005 gegründete „Salesian Artistic Center“ ist eine Kunstschule und bildet, in Zusammenarbeit mit der italienischen NGO „VIS“ (Volontariato Internazionale per lo Sviluppo) Frauen und Männer im alten palästinensischen Kunsthandwerk (Olivenholz, Perlmutt und Keramik) aus. Ihre Arbeiten, hergestellt mit traditionellen Materialien und Instrumenten, können im „Salesian Artistic Center“ vor Ort gekauft werden.
Im Verlaufe der Jahre kamen weitere Werke dazu: Das Jugendcenter mit 200 Buben und Mädchen, die Scouts (Pfadfinder) mit 120 Mitgliedern, die Schule mit 150 Schülerinnen und Schülern und vor allem die Bäckerei, die gegen 600 bedürftige Familien gratis mit Brot versorgt. Die Kirche ist spirituelles Zuhause für fast 200 einheimische Christen. Ihre Arbeit ist aktuell, dynamisch, lebhaft, nah bei den Menschen. Die Patres stammen aus Ägypten, Italien, Indien, Libanon und Vietnam.
Im letzten Schuljahr besuchten 140 junge Männer die Handwerkerschule und 147 die Abendkurse. Das ist beachtlich, wenn man weiss, dass in dieser Region die Ansicht vorherrscht, dass nur ein Studium eine „richtige“ Ausbildung sei. Was zur Folge hat, dass vielerorts ein Mangel an Handwerkern besteht.
Die Schulkosten pro Auszubildenden liegen bei 1‘800 Franken, erhoben werden 700 Franken pro Schüler bzw. 500 Franken pro Kursteilnehmer. Da tatsächlich aber nur rund 40% der Kosten bezahlt werden können, sind die Salesianer auch auf Spenden angewiesen. Der Schweizerische Heiligland-Verein kennt ihre Arbeit und unterstützt sie deshalb seit Jahren mit 20‘000 Franken aus dem Karwochenopfer. Dank dem schuleigenen Stellenvermittlungsbüro können die bestens ausgebildeten jungen Männer nach Abschluss gleich arbeiten. Die Handwerkerschule ist aber auch Arbeitgeberin für 20 Mitarbeitende und Berufsfachleute aus der Region.
Der grösste Teil der Lernenden sind Muslime, doch das spielt bei den Salesianern keine Rolle, die Ausbildungsplätze sind für alle offen. In jedem Unterrichtsraum hängen ein Kreuz und ein Bild von Don Bosco – es hat deswegen aber noch nie eine kritische Bemerkung gegeben. Jeden Tag gibt es einen ethischen Impuls von zehn Minuten, denn sie möchten den jungen Menschen neben der guten beruflichen Ausbildung auch eine Grundlage für ein Zusammenleben auf der Basis des Evangeliums mitgeben und Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit und Friedfertigkeit vermitteln.
Die rasanten technischen Fortschritte machen auch vor den an der Salesian Technical School angebotenen Berufen nicht Halt. Sie erfordern ein stetes Anpassen und Weiterentwickeln sowohl der Lehrmittel, der Unterrichtsmethoden als auch ein Aktualisieren des Maschinenparks und der technischen Installationen. So sind momentan nicht nur neue Kurse im Bereich Solartechnik geplant, sondern werden auch – erstmals – Lehrgänge für junge Frauen in den Bereichen Zeichnen und Wirtschaft entwickelt.
Zunächst aber muss das Computer-Labor aufgerüstet werden. Von den 32 PC’s sind 20 baldmöglichst zu ersetzen; ihre Lebensdauer ist erreicht, ebenso die Kapazitätsgrenze. Denn es sollten neue Lern- und Trainingsprogramme installiert werden können, die für die Ausbildung nötig sind.
Auch die Abteilung „Autotronik“ bedarf einer Aktualisierung. Damit die Lernenden den heutigen Bedürfnissen entsprechend ausgebildet werden können, braucht es neue technische Geräte. So fehlen aktuelle Diagnose-Tools und Apparate für mechanisch-elektronische Simulationen. Nach Anpassung der Ausbildungsprogramme erhalten die zukünftigen Automobil-Mechatroniker eine optimale und zeitgemässe Ausbildung, sodass sie bestens für den Arbeitsmarkt gerüstet sind.
Wir wollen die Salesianer dabei unterstützen und danken für jede Spende zugunsten der Handwerkerschule von ganzem Herzen.
Spendenvermerk: Handwerkerschule Bethlehem