Ausbildung von Krankenschwestern – trotz allem
Nahostreisende ringen schon mal um Fassung, wenn sie von ihren Reiseerlebnissen in Syrien erzählen, sich an Begegnungen erinnern, Fotos oder Filme anschauen. Die Bilder und Berichte, die uns seit drei langen Jahren erreichen, sind einfach unerträglich.
Aleppo war vor dem fürchterlichen Konflikt eine pulsierende Metropole. Die Stadt mit Vororten hatte 2010 rund 2,5 Millionen Einwohner. Sie war damit nach Damaskus die zweitgrösste Stadt des Landes. Aleppo ist eine der ältesten Städte in der Region und liegt strategisch wichtig zwischen Mittelmeer und Euphrat. Sie war bekannt für einen sehr alten, wunderschönen Souk, für filigrane Baukunst, ausgezeichnete Seifen und feine Stickereien, für vielfältige Handwerkskunst, gutes Essen und Gastfreundschaft. Inzwischen sind in der Stadt zahlreiche Fabriken, Betriebe und Verwaltungen, aber auch Kirchen, Moscheen und soziale Einrichtungen zerstört.
Der melkitische Erzbischof Jean-Clément Jeanbart ist dankbar, dass die meisten „seiner“ Schulen und Berufsschulen weiterhin geöffnet sind, darunter auch die Schwesternschule.
Es fehlen Krankenschwestern
Aleppo brauchte dringend mehr Krankenschwestern. Denn es gab in der Stadt lediglich eine öffentliche Schwesternschule für 600 Auszubildende. So startete im Sommer 2009 die „Ecole infirmière“ (IFSI = Institut de Formation aux Soins Infirmièrs). Für den Unterricht konnten ausgezeichnete Fachleute (Mediziner, Apotheker usw.) gewonnen werden, die den 60 Schülerinnen ein breites und fundiertes Berufswissen vermitteln. Die Ausbildung ist staatlich anerkannt.
Momentan besuchen, trotz der schwierigen Umstände, 36 Personen den Unterricht. Sie sind nicht nur motiviert, sondern wissen auch um die Wichtigkeit und Notwendigkeit ihrer Ausbildung, gerade jetzt, aber auch für die Zukunft. Auch die Lehrpersonen sind weiterhin bereit, die Unterrichtsmodule in der gewohnten Qualität durchzuführen. Die Schulleitung selber ist stark besorgt, da die finanzielle Situation besorgniserregend aussieht. Gemäss Budgetplanung hätte die Schule nach vier Jahren selbsttragend funktionieren sollen. Erzbischof Jeanbart kann und will die Schwesternschule nicht schliessen. Auf der einen Seite sind die motivierten Schülerinnen und engagierten Ausbildner, die trotz Sicherheitsrisiko weiterhin kommen, auf der andern Seite sieht er den dringenden Bedarf an Pflegepersonal. Deshalb gelangt er an uns mit der Bitte um Hilfe bei der Überbrückung dieses finanziellen Engpasses.
Denn eigentlich hat er noch genügend andere Sorgen: regelmässige Lebensmittelpakete für 1500 in Pfarreizentren untergebrachte Familien, finanzielle Unterstützung von weiteren 400 Familien ohne Einkommen, Dispensarien, Unterbringung von rund 100 vertriebenen Familien (hauptsächlich Muslime) und Schulgebühren für Kinder und Studierende.
Spendenvermerk: Krankenschwestern für Aleppo