Bauen für eine neue Zukunft

«Es war notwendig, der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen»

 

Der Name ist Programm: Bauen, um zu bleiben. Aleppo, die einst so lebendige Millionenstadt im Norden Syriens mit ihrer illustren Geschichte und ihrem traumhaft schönen Bazar – sie wurde grossflächig in den ver­gangenen Jahren zerstört. Nun wird vieles wiederaufgebaut. Mit dabei ist auch das Bistum Aleppo unter Erzbischof Jeanbart. «Built to stay», «Auf­gebaut um zu bleiben» ist der treffende Name für dieses grosse Projekt.

 

Was stimmt nun? «Die Lage in Syrien ist verheerend», heisst es im Artikel von SHLV-Präsident Andreas Baumeister auf Seite 8. Oder stimmt das, was der Erzbischof von Aleppo, Msgr. Jeanbart, den die Situation in seiner Stadt an das Gleichnis vom Senfkorn denken lässt? Wohl beides. In einer solchen Situation, wie sie die Menschen in Syrien leben müssen, kann trotzdem vieles wachsen. Solche Initiativen unterstützt der Schweizerische Heiligland-Verein. Doch das soll unseren Blick nicht trüben. Weiterhin ist die Lage im Land «verheerend». Zudem verlassen auch immer mehr Christinnen und Christen das Land, in dem Paulus seine Bekehrung erlebte, in dem (sehr wahrscheinlich) das Matthäus-Evangelium geschrieben wurde, das Land, in dem Menschen, die an Christus glaubten, zum ersten Mal als «Christen» bezeichnet worden waren.

 

Leider nicht möglich: ein Spaziergang durch Aleppo

Es wäre schön, wenn wir mit Erzbischof Jeanbart durch Aleppo streifen und all das besichtigen könnten, das im Rahmen von «Built to stay» erarbeitet und aufgebaut wird. Es wäre spannend, könnten wir all die Menschen treffen, die sich im Rahmen dieser Projekte engagieren, und es wäre beeindruckend, Frauen und Männer und Kinder zu begegnen, denen so geholfen werden kann. Und sicher würde Erzbischof Jeanbart uns auch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit dieser wunderbaren Stadt Aleppo zeigen … doch das meiste ist zerstört: neben den vielen Wohnungen auch zum Beispiel die uralte Omajadenmoschee mit ihrem markanten Minarett oder der weltberühmte Suk … Ein solcher Gang durch die Stadt ist nicht möglich.

Ja, in dieser verheerenden Lage bauen Menschen vieles auf, um zu bleiben, nicht um wegzugehen. Dank dem Mut und dem Vertrauen von Menschen wie Erzbischof Jeanbart und seiner Helferinnen und Helfer.

Begonnen im Jahre 2015 …

«Built to stay» begann im Jahre 2015, also mitten in der Zeit des Krieges. Zwei Jahre später zog Erzbischof Jeanbart eine erste Bilanz.

Und Jean-Clément Jeanbart ist zuversichtlich. «Built to stay», «Aufgebaut um zu bleiben» will Zeichen setzen. Und tut dies auch. Denn, so Erzbischof Jeanbart selbstkritisch, «bisher haben wir Priester und Seelsorger uns darauf beschränkt zu reden, dass Christinnen und Christen und ihr Land Syrien nicht verlassen sollten». Aber nun sei der Zeitpunkt gekommen zu handeln, damit die Menschen und insbesondere die Christinnen und Christen in diesem Land eine Zukunft hätten, die es ihnen erlaubt zu bleiben. «Seit Beginn des Krieges im Jahre 2011 haben wir ihnen beim Überleben zu helfen versucht.» Doch all ihr Engagement hätte es nicht vermocht, die Gefahr für Leib und Leben zu bannen. «Es war notwendig, etwas anderes zu tun und der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen.»

Klare Ziele genannt

Die Gruppe von Priestern und Laien rund um den Erzbischof einigte sich zu Beginn ihrer Arbeit auf unter anderem folgende Ziele:

–  Sammlung von möglichst vielen Mitarbeitenden
–  Durchführung einer Informations- und Sensiblisierungskampagne
–  Mithilfe von Think Tanks und Forschung die tatsächlichen Bedürfnisse zu ermitteln
–  Sofortiger Start der dringendsten Projekte wie dem Wiederaufbau von Häusern, aber auch das Wiedereröffnen von Betrieben und Werkstätten
–  Baldige Errichtung eines Notfonds und Schaffung eines Solidaritätfonds
–  Erstellung eines Plans für mittelfristig bedeutende Entwicklungsprojekte: Wohnungen. Bildungseinrichtungen, Kooperativen und soziokulturelle Zentren, medizinische Kliniken und Apotheken.

Breit abgestützt und sorgfältig aufgegleist: das ist die Aktion «Built to stay» von Aleppo.

Drei Phasen, die dritte nach dem Krieg

Drei Phasen kenne der Plan, so der Erzbischof. Begonnen hätten sie mit einem Berufsausbildungsprojekt im Baugewerbe. Der Bereich des Wiederauf baus sei der einzige, der Arbeitsplätze schaffen konnte. Schreiner, Hüttenarbeiter, Elektriker, Klempner und Aluminiumarbeiter: diese fünf Kurse werden momentan mit grossem Erfolg geführt. Auch das zweite Projekt kommt Handwerkern zu Gute: sie erhalten kleine, zinslose Kredite. So können sie wieder zu Arbeit kommen und sind nicht mehr von Almosen anderer abhängig. Erzbischof Jeanbart schreibt: «Diese erste Phase wurde dank der Unterstützung verschiedener Hilfsorganisationen in der Schweiz und den USA weitgehend realisiert.»

In einer zweiten Phase, die momentan läuft, soll eine Art Day Medicare Center, also eine Tagesklinik, eröffnet werden. «Ein medizinisches Versorgungsprogramm», so Erzbischof Jeanbart, «wird heute dringend benötigt.» Daneben wird auch der Aufbau eines Kommunikationszentrums vorangetrieben werden, der die Christinnen und Christen mit ihrem Hintergrund verbinden will, sie somit ermutigen will, in diesem religiös (früher) sehr vielfältigen Land zu bleiben.

Und in einer dritten und letzten Phase, die aber erst nach dem Ende des Kriegs beginnen kann, sollen verschiedene Wohnhäuser für junge Famlien gebaut werden und es sollen Schulen wiederhergestellt werden.

«Built to stay» – Menschen werden ermutigt, in Aleppo zu bleiben

Einblick in eine Realität, die verheerend und doch hoffnungsvoll ist

Wir konnten nicht durch Aleppo laufen, konnten keine Menschen, die sich mit «Built to stay» vielfältig für den Wiederauf bau der Stadt einsetzen treffen. Aber wir konnten dank Jean-Clément Jeanbart doch einen Einblick erhalten in eine Realität in Syrien, die der SHLV – und damit Sie als Spenderinnen und Spender – mittragen, durch Beten, Begegnen und Spenden als die drei Säulen der Solidarität, wie es die Schweizer Bischöfe in ihrem Brief zum Karwochenopfer 2018 geschrieben haben.

 

Spendenvermerk: Bauen, um zu bleiben, Aleppo

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