Die Handwerkerschule in Bethlehem

«Wir wollen unser Angebot modernisieren und weiterentwickeln»

 

Auch die Handwerkerschule der Salesianer in Bethlehem, die der Schweizerische Heiligland-Verein seit vielen Jahren unterstützt, litt unter den Auswirkungen der Pandemie. Der Leiter der Schule, Pater Lorenzo Saggiotto, berichtet im folgenden Beitrag, wie die Handwerkerschule der Krise und einem sich wandelnden Arbeitsmarkt begegnet.

Die Pandemie hatte auch in Bethlehem schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen, weil sie den Pilgertourismus zeitweise vollständig zum Erliegen brachte. Dies hatte auch Folgen für die Handwerkerschule der Salesianer: im Schuljahr 2019/2020 konnten fast 90  Prozent der Familien der Auszubildenden kein vollständiges Schulgeld bezahlen, weil sie ökonomisch vom Pilgertourismus abhängig sind.

Finanzielle Löcher aus eigener Kraft gestopft

Trotzdem beschloss die Schulleitung, auch den Schülern, die nicht in der Lage waren das Schulgeld zu bezahlen, einen Abschluss zu ermöglichen. Einen Teil der fehlenden Schulgelder konnten wir dank Spenden internationaler Hilfs­organisationen ausgleichen. Dennoch mussten wir finanzielle Löcher auch aus eigener Kraft stopfen, etwa durch die Einnahmen in unserer Bäckerei.

Die Anzahl der eingeschriebenen Schüler für das Schuljahr 2020/2021 betrug nur die Hälfte des Durchschnitts der letzten Jahre. Die Aktivitäten der Handwerkerschule mussten immer wieder unterbrochen werden, da positive Fälle bei Schülern und Lehrkräften festgestellt wurden. Dank der Impfungen entspannte sich in den letzten Monaten des Schuljahres die Situation. Auch die finanzielle Lage verbesserte sich im zurückliegenden Schuljahr, weil die meisten Auszubildenden mehr als 70 Prozent der Schulgebühren bezahlen konnten.

 

Trotz fehlendem Schulgeld konnten alle Schüler im Coronajahr ihre Ausbildung abschliessen.

 

In den ersten Monaten 2020 hatte der Provinzialrat der Salesianer im Nahen Osten damit begonnen, eine Umstrukturierung der Bethlehemer Bildungseinrichtung in Erwägung zu ziehen, um auf den sich wandelnden palästinen­sischen Arbeitsmarkt zu reagieren. Eine Analyse der Einschreibetrends der letzten fünf Jahre zeigte, dass das Interesse an einer mehrjährigen technischen Ausbildung abnimmt, während das Interesse der über 16-Jährigen an einer einjährigen Berufsausbildung, die vom Arbeitsministerium anerkannt ist und einen Zugang zum Arbeitsmarkt bietet, zunimmt. Dies hat auch mit den eingeschränkten finanziellen Ressourcen der Familien der Schüler zu tun.

Um die anhaltende unstabile Situation zu überwinden, benötigt die Handwerkerschule weiterhin finanzielle Unterstützung, um einerseits die Qualität der angebotenen Ausbildungsgänge zu verbessern und um andererseits das Angebot sowie die Teilnehmerzahlen zu erhöhen sowie benachteiligte und armutsbetroffene Familien bei der Zahlung des Schulgeldes zu entlasten. Um unsere Angebote zu optimieren, überarbeiten wir die Lehrpläne im Hinblick auf eine marktorientierte Perspektive und führen eine Studie durch, wie wir den vorhandenen Maschinenpark und die Schulungsausrüstungen modernisieren können.

Die Handwerkerschule überarbeitet ihre Lehrpläne, um ihre Schüler noch besser für den Arbeitsmarkt
auszubilden.

 

Zukunftsweisendes Ausbildungs­modul

Ein zukunftsweisendes Ausbildungsmodul in unserer Handwerkerschule ist ein Kurzzeitkurs, den wir mit einer lokalen Organisation zusammen durchführen, in dem die Teilnehmenden ihre allgemeinen Schreinerfähigkeiten verbessern können. Eine Teilnehmerin an diesem Kurs ist etwa Balques (32 Jahre) aus Beit Sahour. Sie lernte hier in Bethlehem zuerst Goldschmiedin und organisierte mit einer Freundin einen Markt für lokale Unternehmerinnen. Sie besucht einen Kurs im «Vocational Training Center», denn sie möchte das Sortiment in ihrem Epoxidharz On­lineshop erweitern, indem sie diese Produkte mit Holzkreationen kombiniert.

Lehrerfortbildung an der Handwerkerschule

 

Reem Al-Araj (47 Jahre) ist Mutter von vier Kindern und führt mit neun Frauen aus ihrem Dorf ein Geschäft, wo sie aus recyceltem Holz, aus Plastik und anderen Materialen Stühle, Tische und Dekorationsgegenstände herstellen. Ihr Betrieb konnte sich eine Lasermaschine beschaffen. Reem lernte die Bedienung der Lasermaschine mit Hilfe des Internets, Übung und viel Geduld und verbessert nun im Schreiner-Workshop ihre Fähigkeiten in der Verarbeitung von Holz.

Pater Lorenzo Saggiotto, Bethlehem

Spendenvermerk:  Handwerkerschule in Bethlehem

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