Projektupdate – Für ein friedliches Zusammenleben im Irak

Vom Herbst 2021 bis Sommer 2022 sammelte der Schweizerische Heilig­land-­Verein für das Fokus-Projekt «Für ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen im Irak». Mit dem Sammelbetrag unterstützen wir Entwicklungs- und Bildungsprojekte, die sich für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen christlichen und muslimischen Gemeinschaften einsetzen. Diese Hilfe wird koordiniert vom kleinen Schweizer Hilfswerk Basmat al-Qarib mit Sitz in Fribourg unter der Leitung von Lusia Shammas und ihrem Ehemann Naseem Asmaroo, dem chaldäischen Priester in der Schweiz.

Die Sammelaktion «Im Fokus 2021» hat das erfreuliche Ergebnis von fast 33 000 Franken eingebracht. Eine Reise­delegation unter der Leitung von Lusia Shammas übergab im Februar 2022 eine erste Tranche an Hilfsgeldern in Höhe von 20 000 Franken, im Herbst erfolgte die Überweisung des Rest­betrags. Je 10 000 Franken erhielten Pater Meyassar B. Moussa, Pfarrer der chaldäischen Pfarrei in Bagdad, und die gemeinnützige Vereinigung Al-Amal (die Hoffnung) in der Region Mossul. 2023 erhielten diese beiden Gruppen nochmals je 10 000 Franken, wobei Basmat al-Qarib aus eigenen Mitteln die Spenden des Heiligland-Vereins aufstockte.

Ende März 2023 hat uns Lusia Shammas in Yverdon von der aktuellen Situation im Irak und der willkommenen Unterstützung des Heiligland-Vereins berichtet. Sie ist Seelsorgerin an zwei Fachhochschulen in der Romandie und Armeeseelsorgerin bei der Schweizer Armee. Auch an der Generalversammlung des Vereins Basmat al-Qarib Mitte März erhielten wir wertvolle Einblicke in die Arbeit des Vereins.

 

Pater Meyassar B. Moussa (zweite Person von links) koordiniert die Hilfe in Bagdad.
Pater Meyassar B. Moussa (zweite Person von links) koordiniert die Hilfe in Bagdad.

 

Basmat al-Qarib unterhält kein Büro im Irak. Lusia und Naseem kennen das Land und haben Kontakte zu vertrauenswürdigen Personen und Orga­nisationen. Sie arbeiten vor Ort mit Frauen und Männern zusammen, die sie gut kennen und die wiederum anderen helfen. Die bescheidenen finanziellen Mittel werden für bedürftige Menschen verwendet, damit diese wieder auf eigenen Füssen stehen können. Die wirtschaftliche und politische Lage im Irak ist nach wie vor sehr schwierig. Die langen Kriegsjahre und die Terrorherrschaft des IS von Juni 2014 bis Juli 2017 haben viele Menschen entwurzelt und vertrieben. Die Coronapandemie hat zahlreiche aufkeimende Initiativen erstickt und vielen Familien ihren Vater oder ihre Mutter entrissen, die für den Lebensunterhalt gesorgt hatten. Das Bankenwesen ist unzuverlässig und wegen der Sanktionen werden sogar Zahlungen innerhalb Europas zurückgewiesen, sobald das Wort Irak erwähnt wird.

 

Berichte von Pater Meyassar B. Moussa in Bagdad über die Hilfe für von der Corona­pandemie betroffenen Familien

«Ich bin Mutter von drei Kindern und durch die Pandemie in eine Notsituation geraten. Ich glaube, dass Gott eingreift, um unsere Schwierigkeiten zu lösen. Dennoch konnte ich meine Tränen nicht zurück­halten, als sich bei mir, einer Muslimin, ein Christ meldete, um mir Hilfe beim Kauf von Schulmaterial und Kleidung für meine Kinder anzubieten. Das zeigt mir, dass unser Gott eins ist und dass er uns liebt, wenn er uns Menschen schickt, die sich um uns kümmern. Meine Kinder senden Ihnen Frieden.»

«Ich bin Frau D., die Ehefrau von Z., der an dem Corona­virus gestorben ist. Ich möchte Ihnen meinen Dank und meine Liebe für die Hilfe aussprechen, die Sie mir in der schwierigsten Zeit meines Lebens gegeben haben. Ich war verzweifelt, besonders nachdem ich meinen Mann verloren hatte. Meine
Arbeit im Kinderheim war ein Neuanfang, der mir half, mein Leben zu meistern und meinen Kindern näher zu kommen.»

«Ich heisse Laith und war schwer am Coronavirus erkrankt. Jetzt geht es mir wieder gut. Ich danke Ihnen, dass Sie mir bei meiner Rückkehr ins Leben geholfen haben. Ich brauchte dringend jeden Dinar, um eine Operation durchführen zu können. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie glücklich ich bin, mit meiner Frau zusammen zu sein, die sonst niemanden hat. Wir danken Gott und danken Ihnen für Ihre Liebe.»

 

Zeugnisse aus dem Bericht der Organisation Al-Amal

 

Die Antragstellerin Hanan berichtete bei einem Besuch von Lusia vor Ort über den Ausbau ihres kleinen Supermarktes.

 

Die Antragstellerin Hanan, die Hilfe von Basmat al-Qarib und vom irakischen Al-Amal-Team erhalten hat, berichtete bei einem Besuch von Lusia vor Ort über den Ausbau ihres kleinen Supermarktes, dank dem sie nun ihre Familie ernähren kann. Sie möchte ihr Angebot erweitern und damit auch Kunden von ausserhalb ihres Wohnorts gewinnen.

 

Dler beginnt mit dem Zukauf neuer Waren, um sein Geschäft zu vergrössern.

 

Dler beginnt mit dem Zukauf neuer Waren, um sein Geschäft zu vergrössern. Im Rahmen des gewährten Zuschusses kann er nun seinen Lieferantenstamm erweitern und sein Geschäft neu ausstatten. Das wird zusätzliche Kunden anziehen.

 

Abdulah hat sich immer gewünscht, sein eigenes Geschäft eröffnen zu können, aber ihm fehlte das nötige Eigenkapital.

 

Abdulah hat sich immer gewünscht, sein eigenes Geschäft eröffnen zu können, aber ihm fehlte das nötige Eigenkapital. Deshalb hat ihn das Al-Amal-Team für die Finanz-Unterstützung ausgewählt. Damit konnte er sein kleines Geschäft gründen, das sich auf den Verkauf von Torshi, in Essig ein­gelegtes Gemüse, spezialisiert hat, eine beliebte Speise in der Ninive-Ebene. Er ist jetzt Eigentümer des Ladens, in dem er vorher als Tagelöhner gearbeitet hat, und sichert mit dem Einkommen den Lebensunterhalt für sich und weitere Familienmitglieder.

Trotz grassierender Korruption und anhaltender politischer Unsicherheit wünschen sich viele Menschen im Irak einen Neuanfang. Sie wollen ihr Leben in die eigenen Hände nehmen und sind dankbar für jede moralische und finanzielle Unterstützung. Dieses Anliegen unterstützen die beiden Partner von Basmat al-Qarib.

Der Besuch von Papst Franziskus im März 2021 im Irak wurde von Christen und Muslimen der verschiedenen Glaubensrichtungen begrüsst. Der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako freute sich über den begeisterten Empfang und die Gastfreundschaft der Bevölkerung. Im Süden traf der Papst den schiitischen Grossayatollah Ali al-Sistani, der unterstrich, dass Christinnen und Christen im Irak willkommen sind und dass sie die gleichen Rechte wie alle anderen Menschen im Land haben sollen. In Ur, der geschichtsträchtigen Stadt der Chaldäer, erinnerte der Papst an Abraham, den Stammvater der drei monotheis­tischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.

Wir danken Basmat al-Qarib für die freundschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie macht in einem schwer erschütterten Land im Kleinen Aufbrüche möglich und hält die Hoffnung von bedürftigen Menschen am Leben, dass eine bessere Welt möglich ist. Liebe Spenderinnen und Spender, danke für Ihre ermutigende Unterstützung.

Hans Rahm

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