Hilferufe aus dem Libanon
Die Lage im Libanon ist dramatisch. Die israelische Armee greift vermutete Stellungen der Hisbollah mit massiven Waffen an, im Südlibanon, aber auch in Beirut und in der Bekaa-Ebene. Die schiitische Hisbollah beschiesst seit Oktober 2023 Dörfer in Nordisrael. Die UNIFIL-Friedenstruppen, die von der UNO seit 1978 zur Beobachtung im Südlibanon stationiert sind, geraten selbst ins feindliche Feuer. Von den christlichen Dörfern im Südlibanon hören wir in den Nachrichten kaum etwas. Sie werden angegriffen, weil Hisbollah-Milizen von ihren Olivenhainen aus Raketen abschiessen. Wenn die israelische Bomben-Antwort kommt, sind sie schon wieder verschwunden.
Zwei unserer langjährigen Projektpartner im Libanon haben uns dringend gebeten, ihnen und den geflüchteten Menschen zu helfen.
Pfarrer Maroun Ghafari schreibt uns aus Alma-Chaab im Südlibanon:
Liebe Freundinnen und Freunde vom Schweizerischen Heiligland-Verein 90 Prozent unserer Leute sind in andere Dörfer und Städte geflohen, die Mehrheit in die Hauptstadt Beirut. 80 Prozent brauchen dringend Hilfe. Die Schüler, die im Schuljahr 2023/24 Online-Kurse belegt haben, ziehen es vor, im Schuljahr 2024/25 an ihren neuen Wohnorten zur Schule zu gehen, auch wenn es nur vorübergehend ist. Jeden Tag erhalten wir Anrufe von Eltern, die um Unterstützung für das Schulgeld und die anderen schulischen Bedürfnisse bitten. Bisher konnten wir sie in den hiesigen Schulen dank des Heiligland-Vereins unterstützen. Auch die vertriebenen Lehrerinnen und Lehrer sind in einer ausweglosen Lage.
Die 10 Prozent, die das Dorf nicht verlassen haben, darunter auch der Schreibende, erdulden und erleiden Tag für
Tag die zerstörerischen Auswirkungen dieses Krieges. Wir erhalten regelmässig Lebensmittelpakete von unserem Erzbischof und von anderen Organisationen. Die libanesische Regierung hat nichts gemacht für die im Dorf Ausharrenden oder für die Vertriebenen. Einige Wohltäter helfen mit kleinen Summen für Medikamente oder Lebensmittel. Der Transport zwischen Alma-Chaab und der nächstgelegenen Stadt Tyr ist nicht ohne Risiko.
Die zerstörten elektrischen Leitungen zu reparieren ist gefährlich. Diesel, zum Betreiben der beiden Strom-Generatoren und der Pumpe für den Brunnen, ist sehr teuer geworden. Ohne Elektrizität und Wasser wird das Leben in Alma-Chaab unmöglich. Wir hoffen, dass unser Hilfeschrei bei Ihnen Gehör finden wird. Ich vergesse nie, den Spenderinnen und Spendern
des Schweizerischen Heiligland-Vereins zu danken für all das Gute, das Sie weiterhin tun, damit wir ausharren
und in unserem Heiligen Land bleiben können.
Msgr. Maroun Y. Ghafari
Mutter Jocelyne Joumaa von der Gemeinschaft der melkitischen Schwestern in Jabboulé in der Bekaa-Ebene schreibt:
Liebe Freundinnen und Freunde vom Schweizerischen Heiligland-Verein Die Lage im Libanon ist in diesen Wochen und Monaten mehr als kritisch. Das Areal des Klosters in Jabboulé im Norden Libanons an der libanesisch-syrischen Grenze beherbergt jetzt achthundert Flüchtlinge. Weitere Menschen kommen aus den benachbarten Dörfern in der Bekaa-Ebene, die bombardiert werden. Ich schicke euch einige Fotos, die diese Katastrophe dokumentieren. Unsere Schule ist geschlossen, die Strassen sind zerstört, sodass die Menschen sich nicht fortbewegen können, die Lebensmittel sind knapp. Wir helfen so gut es geht, indem wir unsere Wintervorräte an Lebensmitteln verteilen.
Wir brauchen dringend Hilfe, um die Kinder und Frauen zu ernähren, die bei uns Zuflucht suchen. Wir danken euch für eure Grosszügigkeit. Verbunden im Gebet und in Christus.
Mutter Jocelyne
Vermerk für Ihre Spende:
Humanitäre Hilfe für Libanon
Nachtrag
Am 18. Oktober hat die israelische Armee die Einwohner von zwanzig Dörfern längs der Grenze im Südlibanon zur Evakuierung aufgerufen. Dazu gehört auch Alma-Chaab. Der arabischsprachige Sprecher der Armee erklärte: «Jede Person, die sich in der Nähe von Mitgliedern, Einrichtungen oder Waffen der Hisbollah aufhält, bringt ihr Leben in Gefahr.»
Pfarrer Maroun Ghafari hat uns geschrieben, dass vier Häuser in seinem Dorf am 25. und 26. September 2024 von massiven Luftangriffen vollständig zerstört wurden. Die verbliebenen Einwohner, auch er, haben daher am 27. September beschlossen, das Dorf zu verlassen trotz der Ungewissheit, ob sie je zurückkehren können und was mit ihren Häusern, der Kirche und den Schulen geschehen wird.