Nicht verrückt, aber mutig!

«Wir Schwestern seien verrückt, wenn wir blieben!» Das sagte vor rund eineinhalb Jahren Sœur Jocelyne Joubaa von den Schwestern «Unserer Lieben Frau vom guten Dienst» aus Jabboulé in der libanesischen Bekaa-Ebene. Eine Delegation des Schweizerischen Heiligland-Vereins traf sich im März 2017 in Beirut (Libanon) mit Sœur Jocelyne (inzwischen Mère Jocelyne), mit der damaligen Mère Pascale Khadra und mit zwei Jugendlichen, die im Orphelinat von Jabboulé lebten.

Es wurde damals eine eindrückliche Begegnung mit diesen vier ganz starken Persönlichkeiten. Wie geht es ihnen nun heute? Die Schwestern sind geblieben. Mère Jocelyne Joumaa berichtet aus Jabboulé, eines steht fest: Verrückt sind sie nicht geworden, aber sie sind auch weiterhin mutig mit ihrem Einsatz für eine bessere Welt.

Grüsse aus Jabboulé, hinten in der Mitte Mère Jocelyne

«Unsere Region – die Bekaa-Ebene ganz in der Nähe der libanesisch-syrischen Grenze – ist momentan befriedet. Die Berge, die rund um die Bekaa-Ebene liegen, sind dank des Einsatzes der libanesischen Armee von terroristischen Gruppen des ‹Islamischen Staates› befreit. Doch wir leiden weiterhin unter den Folgen dieses schrecklichen Krieges im nahen Syrien. Unser ländlicher Raum steht nach wie vor unter immensem wirtschaftlichem Druck durch diesen Krieg. So können die Landwirte infolge der Schliessung der Grenze zu Syrien keine Exporte tätigen, was die Region immer ärmer macht.»

Von Zeit zu Zeit fahren wir mit den Kindern in einem Bus in die Natur hinaus, um dort gemeinsam zu wandern. So können sie auch viele neue Dinge entdecken …

Der Krieg ist also – hoffentlich für lange, lange Zeit – nicht mehr präsent im libanesischen Hinterland, doch seine Folgen sind allgegenwärtig, prägen den Alltag der Menschen wie auch der Schwesterngemeinschaft und ihrer Schule mit dem Orphelinat. So nähmen, sagt Mère Jocelyne, die Anfragen von Eltern, die für ihre Kinder einen Platz in einem oder gar beiden dieser Institutionen suchen, ständig zu. Sie könnten nicht mehr alle Anfragen positiv beantworten.

Trotzdem: in der Schule der Schwestern kann sehr gut gearbeitet werden, alle Jugendlichen, die in diesem Jahr ihren Abschluss angestrebt hatten, hätten bestanden. So auch Charbel, der im Vorjahr bereits abschliessen konnte. Charbel erzählte bei seinem Treffen mit dem SHLV in Beirut aus seinem Leben. Er ist Syrer und kam auf der Flucht vor dem Krieg mit seinen Eltern in die Bekaa-Ebene. Er studiere nun, so Mère Jocelyne, in der Nähe von Jabboulé an einer High School. Auch Rachel, die zweite damalige Schülerin von Jabboulé, die die Delegation des SHLV im März 2017 in Beirut getroffen hatte, konnte ihren damaligen Traum verwirklichen: sie studiert nun an einem Gymnasium in Beirut und lebt wieder in ihrem Elternhaus.

Vor kurzem seien die beiden ins Or­phelinat für einige Tage zurückgekehrt, beiden – so hat sich Mère Jocelyne überzeugen können – ginge es sehr gut.

Doch der Betrieb an der Schule geht weiter. «Von Zeit zu Zeit fahren wir mit den Kindern in einem Bus in die Natur hinaus, um dort gemeinsam zu wandern. So können sie auch viele neue Dinge entdecken …». Überhaupt: die Kinder erhalten eine gesunde und ausgewogene Ernährung, allfällige Arztkosten werden ihnen bezahlt – und jetzt hat der Winter in der hochgelegenen Ebene begonnen: es kann sehr kalt werden, die Ausgaben für Strom und Brennstoff sind hoch.

Der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt die Schule und das Orphelinat in Jabboulé mit grosser Überzeugung! «Ihre Hilfe ist unerlässlich und ermöglicht es uns, in der Bekaa-Ebene zu bleiben und uns um die Kinder und Jugendlichen zu sorgen, die uns anvertraut sind!», bedankt sich Mère Jocelyne Joumaa.

 

Spendenvermerk: Schule und Waisenhaus, Jabboulé

 

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