Kirchliches Begegnungszentrum in Haret Assaraya einrichten

Damit die christliche Bevölkerung zurückkehrt

Der Erzbischof von Lattaquieh, Msgr. Georges Khawam, bittet den Schweize­rischen Heiligland-Verein um Hilfe für den Ausbau des neuen Begegnungszentrums in Haret Assaraya im Westen Syriens, damit es für Treffen genutzt werden kann. Und, um die geflohene christliche Bevölkerung zu ermutigen, in ihr Dorf zurückzukehren.

Unterhalb der Ruine der Kreuzritter­festung «Crac des chevaliers» lebten im Dorf Haret Assaraya bis vor dem Krieg zahlreiche christliche Bauernfamilien. Das Dorf wurde im Syrienkrieg massiv zerstört und 20 000 Bewohnerinnen und Bewohner, sowohl Christen wie Muslime, flohen zu Verwandten in die umliegenden Täler oder ins Ausland.

Kirche und Pfarrhaus neu aufgebaut

Die melkitische griechisch-katholische Kirche konnte die Kirche und das Pfarrhaus mit der Hilfe des Hilfswerks «Kirche in Not» wieder aufbauen, aber die christliche Bevölkerung wagt es immer noch nicht, wieder ins Dorf zurückzukehren. Der Erzbischof von Lattaquieh, Msgr. Georges Khawam, bittet nun den Schweizerischen Heiligland-Verein, ihm zu helfen, das neu gebaute Begegnungszentrum der Kirche so einzurichten, dass es für Versammlungen und Treffen genutzt werden kann.

Jugendgruppen möchten die kirchlichen Gebäude für Begegnungen ab sofort nutzen. Anfang September will eine Frauengruppe dort ein regionales mehrtägiges Treffen veranstalten. Es braucht Betten für die elf Zweierzimmer sowie Tische, Stühle und Geräte für den Gemeinschaftsraum. Die Möbel sollen in örtlichen Schreinereien hergestellt werden.

 

Das Dorf Haret Assaraya liegt unterhalb der Kreuzfahrerfestung «Crac des chevaliers».

 

Nachfahren der Kreuzritter

Neben dem ursprünglich christlichen Dorf Haret Assaraya hatten sich Mitte des 20. Jahrhunderts turkmenische Farmer auf dem gegenüberliegenden Hügel niedergelassen. Sie unterscheiden sich durch ihren muslimischen Glauben, ihre Sprache und ihre Sitten wesentlich von den griechisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Hirtenbauern. Die christliche Bevölkerung sind Nachfahren der Kreuzritter, die im 12. Jahrhundert die Festung unterhielten. Das lässt sich nur schon an ihren hellen blauen Augen, den rötlichen Haaren und den grossgewachsenen Männern erkennen.

 

 

Die Christinnen und Christen sind gutmütige, gastfreundliche und friedliche Leute, die in einfachen Verhältnissen leben. Lange Zeit waren sie abgeschnitten von den modernen Entwicklungen in der Bezirkshauptstadt Homs. Vor über fünfzig Jahren liessen sich viele Bewohnerinnen und Bewohner zu einer Auswanderung in die Vereinigten Staaten überreden. In Allentown und Houston liessen sie sich als Siedler nieder.

Feindliche Übergriffe auf Christen

Beim Aufflammen der Kämpfe im 2011 schlugen sich die nun in der Überzahl befindlichen Muslime auf die Seite der regierungsfeindlichen Aufständischen. Ausländische Kämpfer kamen nach Haret Assaraya und übernahmen die Kontrolle über das Dorf. Sie errichteten Kontrollposten und überwachten, wer aus dem Dorf oder ins Dorf wollte. Anti­christliche Gefühle wurden geschürt und es gab mehr und mehr Übergriffe auf die christliche Minderheit.

 

Haret Assaraya wurde 2015 grösstenteils von der syrischen Armee zerstört. Mit Hilfe des kirchlichen Hilfswerks «Kirche in Not» konnte die Kirche und das Pfarrhaus neu aufgebaut werden. Nun soll über weiteren neu errichteten Gebäuden ein kirchliches Begegnungszentrum eingerichtet werden.

 

Die beiden melkitischen Priester wurden in einem vorgetäuschten Prozess wegen angeblicher Kontakte zu den feindlichen Regierungstruppen angeklagt und durften schliesslich nicht mehr in ihrer Pfarrei tätig sein. Das Dorf wurde verbar­rikadiert. Die Mudschaheddin erliessen Kleiderregeln und verboten Kontakte zu Nachbarn. Diese Situation dauerte fast vier Jahre.

2015 forderte die Regierungsarmee die Falangisten auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Nach deren Weigerung wurde die Region angegriffen. Die Häuser wurden zerstört, geplündert und angezündet. Hunderte von Personen wurden getötet, viele wurden gefangengenommen. Die jungen Leute flohen in die Ebene. Sie liessen alles zurück. Haret Assaraya wurde zur Geisterstadt. In den westlichen Medien blieb diese Tragödie unerwähnt.

Kirchliche Initiative, damit die Menschen zurückkehren

Die Zeit nach dem Angriff war ebenso hart. Kaum bewohnbare Häuser, wenig kultivierbares Land. Geringe Zukunftsaussichten für die Familien, keine Arbeit für die Jugend. Die Familien wurden auseinandergerissen, in die Vereinigten Staaten oder nach Europa auszuwandern schien vielen die einzige Möglichkeit, um zu überleben.

Zahlreiche Menschen wurden abhängig von der humanitären Hilfe der UN, die periodisch durchkam. Aus den noch umkämpften Landesteilen kamen viele Binnenflüchtlinge in die Region. Am Dorfeingang unterhält die syrische Armee noch immer einen Kontrollposten. Die christliche Bevölkerung wagt es weiterhin nicht, in ihre Häuser und auf ihre Weiden zurückzukehren.

 

 

Ihnen will das melkitische Erzbistum beim Aufbau einer neuen Existenz helfen und sie ermutigen, zurückzukehren. Auf dem Land, das der Kirche gehört, wurden 15 Geschäfte errichtet, die zu günstigen Bedingungen gemietet werden können. Über den Geschäften wurden helle Gemeinschafträume erbaut. Damit diese nun für Gruppenaktivitäten, Treffen und Lager genutzt werden können, müssen sie mit dem Nötigsten möbliert werden. Die Einrichtungskosten sind mit knapp USD 12 000 veranschlagt. Danke für Ihre Mithilfe!

Hans Rahm

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