Papierlosen Kindern in Aleppo helfen
„Ein Name – eine Zukunft“ heisst das Projekt für Kinder in Aleppo, die ohne Identität und ohne Zugang zu einer öffentlichen Grundversorgung und dem Bildungssystem in Aleppo auf der Strasse leben. Ein Zeichen der Hoffnung für über 2000 Kinder, von denen viele von Opfern von Vergewaltigungen und Missbrauch geboren wurden, die von dschihadistischen Rebellen begangen wurden.
Als die Dschihadisten Ende 2016 nach vier Jahren Krieg die Altstadt von Aleppo verliessen, blieben etwa 3000 Kinder und Jugendliche und ihre Mütter zurück. Wie in so vielen anderen Gebieten in Syrien und im Irak, die vom IS besetzt waren und wieder verlassen werden mussten, blieben die Kinder und Frauen, die Verbindungen zur Miliz hatten, sich selbst überlassen. Heute leben sie im Osten der Stadt, der immer noch grösstenteils zerstört ist, in notdürftigen Unterkünften.
Ohne Registrierung kein Zugang zur Grundversorgung
„Die erste Hilfe, die wir für diesen Kinder geben, ist ihre Anmeldung bei den Behörden. Bisher konnten wir 25 namenlose Kinder staatlich registrieren und ihnen damit eine Identität geben. Der Prozess geht sehr langsam voran, weil die Kinder befürchten von den staatlichen Sicherheitsstellen befragt zu werden“, erzählt Bruder Firas. Ohne diese Registrierung hätten die Kinder keinen Zugang zur Grundversorgung und zum Bildungssystem des Landes.
Bruder Firas ist ein syrischer Franziskanerpater aus Hama. 2004 wurde er zu einem Einsatz in die katholische Pfarrei in Aleppo geschickt. Von 2011 bis 2014 studierte er in Rom Bibeltheologie, bevor er nach Syrien zurückkehrte und während des Syrienkrieges an der Seite seiner Landsleute blieb. In diesem Jahr ist er Referent an unserer GV am 16. September in Fribourg.
Es gäbe Kinder, die seit Jahren nicht mehr zur Schule gingen, erzählt er. In bestimmten Gegenden gäbe es für sie nur den Koran – keine Mathematik, keinen Geschichtsunterricht, keine Geographie oder Kunsterziehung. „Deswegen versuchen wir nun in speziellen Kursen für diese Kinder die“ Bildungslücken zu schliessen. Wir unterstützen auch Jugendliche, die schwere körperliche Arbeit verrichten müssen oder unter Gewalt leiden. Wir bieten Physiotherapie für Menschen mit Beeinträchtigungen. Und wir arbeiten mit Psychologinnen und Psychotherapeutinnen zusammen.“
Bischof und Grossmufti von Aleppo als Schutzherren
Die Initiative „Ein Name – eine Zukunft“ wird unterstützt vom Bischof von Aleppo, Monsignore Abou Khazen, und dem Grossmufti von Aleppo, Mahmoud Akkam. „Das Ziel unseres Projektes,“ berichtet der Bischof, „ist das Vertrauen der Kinder in die Zukunft wiederherzustellen. Einige Kinder, die ich kennengelernt habe, waren so traumatisiert, dass sie nicht sprechen konnten. Nachdem wir sie in unserem Zentrum willkommen geheissen haben, haben sie das Vertrauen ins Leben zurückgewonnen, ihr Blick hat sich verändert, das Lächeln ist in ihre Gesichter zurückgekehrt. Für mich und meinen Freund, den Grossmufti, ist es eine grosse Freude zu sehen, wie diese Menschen wieder aufblühen. Es ist ein Versprechen auf eine Zukunft, wo der Horizont auf einmal hell aufleuchtet, der so lange schwarz und dunkel geblieben ist.“