Südlibanon – Das Drama des Krieges vor Augen

Der maronitische Erzbischof Charbel Abdallah von Tyrus dankt den Spenderinnen und Spendern des Schweizerischen Heiligland-Vereins für die Nothilfe für die vertriebenen Menschen im Südlibanon.

 

Erzbischof Charbel Abdallah schreibt:

«Ich spreche Ihnen meinen tiefsten und herzlichsten Dank in meinem Namen und im Namen aller Gläubigen in meiner Diözese aus. Wir durchleben aufgrund des am 7. Oktober 2023 ausge­brochenen Krieges seit mehr als sechs Monaten eine schwierige Zeit, ohne dass es auch nur den Hauch einer Lösung gibt. Wir sehen das Drama des Krieges jeden Tag, sei es durch die teilweise oder ganz zerstörten Häuser in unseren Dörfern oder angesichts der Menschen, denen das Nötigste fehlt.

Rückkehr in die zerstörten Häuser nicht möglich
Rückkehr in die zerstörten Häuser nicht möglich

 

Was wir jeden Tag fürchten, sind die Gegenschläge gegen die mobilen Raketenwerfer, die nicht weit von unseren Häusern entfernt in Stellung gehen. Seit Beginn des Krieges sahen sich viele Menschen in unserer Diözese gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und in sicherere Gebiete in der Diözese Tyrus oder sogar weiter entfernt von ihrem Daheim, in der Region um Beirut Schutz zu suchen.

Wir sehen täglich, wie sich die Situation weiter verschlechtert, ohne dass es irgendwelche Initiativen gäbe, um die Lage zu beruhigen, damit die Menschen in ihre Häuser zurückkehren und ihr Leben, das sie vor dem Krieg hatten, wieder aufnehmen könnten.

Viele Kinder können nicht am Schul­unterricht teilnehmen, da sie keinen Zugang zum Internet haben, um dem Unterricht online zu folgen. Die meisten Eltern sind nicht in der Lage, das nötige Schulgeld zu bezahlen, weil sie keine geregelte Arbeit haben. Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass es im nächsten Schuljahr (2024/2025) keine Klassen mehr geben wird, selbst wenn das Online-­System aufrecht erhalten werden würde, denn der Alltag wird immer komplizierter.

 

Koordination der Nothilfe
Koordination der Nothilfe

 

Die Bauern im Südlibanon wagen es wegen der unsicheren Lage nicht, auf ihre Felder zu gehen und den Boden zu bearbeiten, da sie jederzeit von Scharfschützen beschossen werden könnten. Dies verheisst für das nächste Jahr nichts Gutes, da die Menschen, die dieses Frühjahr ihre Böden nicht bestellen können, in der nächsten Saison nichts ernten werden. Dies wird die verheerende Wirtschaftskrise weiter verschärfen, welche wir im Libanon seit fünf Jahren durchmachen.

In der Erzdiözese koordinieren wir weiterhin die Arbeit der Komitees, die wir in den verschiedenen vom Krieg betroffenen Pfarreien gegründet haben, um bedürftige Familien mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen oder dringend benötigte Medikamente zu beschaffen, vor allem zur Behandlung chronischer Krankheiten. Bei unserer Arbeit sind wir hauptsächlich auf finanzielle Unterstützung aus dem Ausland angewiesen, damit wir das Leben in unseren Gemeinden aufrechterhalten können.

Pfarrer Maroun Ghafari ist ein grosser Kämpfer gegen den Krieg und seine Folgen. Er ist ein aussergewöhnlicher Seelsorger, der immer für seine Pfarreiangehörigen in Alma-Chaab da ist. Am Sonntag vor einem Monat war ich bei ihm, um mit ihm die Messe zu feiern. Ich lasse ihn nicht allein.

 

Bitte versichern Sie sich meiner Gebete im Herrn für alle Ihre Anliegen. Vereint in Christus!

+ Erzbischof Charbel Abdallah

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