Jakob Eisler und Christoph Knoch – Über den Kuppeln von Jerusalem

Jakob Eisler und Christoph KnochÜber den Kuppeln von Jerusalem Stuttgart 2023. Verlag Verein für württembergische Kirchengeschichte Stuttgart ISBN 978-3-944051-66-6 (Hardcover CHF 28) ISBN 978-3-944051-67-3 (Softcover CHF 14) Bestellungen Deutschland: archiv@elk-wue.de Schweiz: info@voirol-buch.ch jeweils zuzüglich Porto und Verpackung.
Jakob Eisler und Christoph Knoch Über den Kuppeln von Jerusalem Stuttgart 2023. Verlag Verein für württembergische Kirchengeschichte Stuttgart ISBN 978-3-944051-66-6 (Hardcover CHF 28) ISBN 978-3-944051-67-3 (Softcover CHF 14) Bestellungen Deutschland: archiv@elk-wue.de Schweiz: info@voirol-buch.ch jeweils zuzüglich Porto und Verpackung.

Interview mit Pfarrer Christoph Knoch – Zwei Rundblicke ökumenisch vereint

 

Kürzlich ist eine ausserordentliche Jerusalem-Publikation erschienen: Unter dem Titel «Über den Kuppeln von Jerusalem» werden seltene historische Panorama-Aufnahmen aktuellen Bildern gegenübergestellt und kommentiert. Im Gespräch erzählt Mit-Autor Christoph Knoch, reformierter Pfarrer in Bern, wie dieses aussergewöhnliche Buchprojekt jetzt endlich realisiert werden konnte.

Lieber Christoph, du bist seit vielen Jahren eng mit dem Heiligen Land, mit Israel und Palästina, verbunden. Wie ist es dazugekommen?

Im Studierzimmer meines Grossvaters Theodor Zimmermann standen zahl­reiche Bücher über Jerusalem und das Heilige Land, auch die Panoramabilder von 1898, die ausgefaltet über drei Meter lang sind. Im ersten Semester an der Universität Tübingen habe ich vom Studienjahr in der Dormitio-Abtei erfahren. Da musste ich hin! 1979/80 nahm ich am ökumenischen Studienjahr der Jerusalemer Benediktiner-Abtei teil. Seither lassen mich Jerusalem und der Nahe Osten nicht mehr los.

Portrait Christoph Knoch

Vor wenigen Wochen ist nun ein Bildband mit dem Titel «Unter den Kuppeln von Jerusalem» erschienen. Wie ist es zu dieser besonderen Publikation gekommen?

1898 hat der Fotograf und Verleger Bruno Hentschel den «Rundblick vom Turme der Erlöserkirche» als Leporello mit elf Originalfotografien publiziert.

Dieses Buch erbte ich von meinem Grossvater. An der Universität Bern bin ich Professor Alex Carmel aus Haifa begegnet und habe mit ihm eine Neuauflage geplant. Leider starb er 2002. Zusammen mit Jakob Eisler, seinem letzten Assistenten in Haifa, haben wir nun das Buchprojekt zum 125-Jahr-Jubiläum der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche abgeschlossen. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. weihte die Kirche 1898 persönlich ein. Am gleichen Tag übernahm er das Grundstück für die spätere römisch-katholische Dormitio-­Abtei auf dem Zionsberg vom Sultan. Darum konnte 1907 auch vom Gerüst des Kirchturms der Dormitio ein fotografischer Rundblick erstellt und 1910 als auffaltbares Buch gedruckt werden. In unserem Buch sind nun beide Rundblicke ökumenisch vereint. In Grussworten vom Abt der Dormitio-Abtei und vom Propst der Erlöserkirche wird die enge ökumenische Zusammenarbeit der beiden deutschsprachigen Institutionen sichtbar. Dank zahlreicher Sponsoren – darunter auch der Schweizerische Heilig­land-Verein – liess sich die Publikation jetzt realisieren.

Wem möchtest du die Lektüre des Buches ganz besonders ans Herz legen?

Ich zitiere aus der ersten Buchbesprechung von 1899, die der Zürcher Pfarrer und Professor Konrad Furrer verfasst hat: «Wir haben also ein photographisches Rundbild vor uns, das zu erstellen es eines geschickten Meisters bedurfte (…) Sieh da eine orientalische Stadt, bei der einzelne Giebeldächer unter zahllosen platten Kuppeldächern wie erratische Findlinge erscheinen. Wie eng sind die Gassen, wie selten freie Plätze! Mächtig ragt die Kuppel der Grabeskirche über dem Häusergewirre empor. Fast nur zu hell hebt sich die marmorgetäfelte Plattform der Felsenmoschee, der einstige innere Vorhof, von dem weiteren Tempelplatze ab.»

In der Kombination der über 100 Jahre alten Aufnahmen mit jenen von 2022 wird einerseits die Konstanz der Jerusalemer Altstadt durch die Zeiten auf faszinierende Weise sichtbar, andererseits sind die Veränderungen unübersehbar. Das Buch ist für alle spannend, die sich für Jerusalem oder für die Geschichte der Fotografie interessieren.

Du hast viele Freunde in Israel und über deine Frau auch Verwandte. Wie wirkt sich das auf deinen Blick auf die Geschichte und das aktuelle Geschehen im Nahen Osten aus?

Jakob Eisler und ich hatten geplant, das Buch am 18. Oktober 2023 in Jerusalem vorzustellen. Das schreckliche Massaker der Hamas am 7. Oktober hat alles verändert. Die Sorge um Freunde und Verwandte beschäftigen Jakob und mich sehr. Schrecklich ist, dass so viele Menschen ihr Leben verlieren. Gefühlsmässig ist mir der Nahostkonflikt noch nie so nahegekommen wie jetzt.

Im Buch beschreiben wir die Gründung des «Jerusalemer Zweigverein des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas» (DPV) am 25. Januar 1897 in Berlin, in dem sich damals landes- und frei­kirchliche Protestanten, Katholiken, Grie­chisch-Orthodoxe, Armenier und Juden zusammengefunden haben. Während etlicher Jahre haben sie mitein­ander ihr Wissen über Jerusalem und Palästina ausgetauscht und vertieft – ob es je wieder gelingen wird, eine solch breite ökumenisch-interreligiöse Vereinigung ins Leben zu rufen?

Boris Schlüssel

 

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