«Kein Wasser stillt ihren Durst» von der syrischen Schriftstellerin Najat Abed Alsamad

 

Najat Abed Alsamad schildert in ihrem preisgekrönten Roman das Schicksal einer jungen Drusin, die sich den traditionellen Regeln ihrer Eltern und Verwandten vehement widersetzt und auf einem langen Weg ihre Freiheit erkämpft.

 

Schon früh weiss Hayat, dass sie die patriarchalen Regeln und Vorstellungen ihrer Eltern nie akzeptieren wird. Es ist nicht nur die Enge im zu kleinen Haus in Damaskus, wo sie mit fünf Schwestern, zwei Brüdern, einem prügelnden Vater und einer verständnislosen Mutter aufwächst. Das Ende ihrer Kindheit bedeutet für Hayat zugleich ein vorweggenommener Abschied: „Als ich meine Menstruation bekam, war es vorbei mit der Freude, im Nachbarhaus oder sonst wo zu spielen (…) Ich distanzierte mich von meiner Familie und wanderte mit meinen Gedanken hoch über den Wolken durch den Himmel.“

Doch trotz dieser frühen Erkenntnis kann Hayat sich nicht gemäss ihrer Vorlieben und Sehnsüchte entwickeln. Nach dem Schulabschluss möchte sie unbedingt ihrem Bruder nach Beirut folgen und studieren, doch ohne sie zu fragen, wird sie mit einem Mann verheiratet, den sie zuvor nur dreimal gesehen hat: Khalil, ein Cousin ihres Vaters, „ein vierzigjähriger verdrießlicher großer Mann in einem mattbraunen Anzug und glänzenden Schuhen.“

Von Volker Kaminski

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