Xavier Abu Eid – «Rooted in Palestine»
Rooted in Palestine
In seinem Buch «Rooted in Palestine» gibt der Autor einen spannenden Überblick über die Geschichte der palästinensischen Christinnen und Christen von 1917 bis 2004, wie viele von uns ihn so nicht kennen. Abu Eid erinnert daran, dass Palästina vor der Balfour-Erklärung 1917 keine internen Grenzen kannte. Alle Religionen hätten damals freien Zugang zu ihren heiligen Stätten gehabt. Das Land habe sich damals, vergleichbar mit dem Rest der Region, in Richtung nationale Unabhängigkeit bewegt.
Das änderte sich mit der Balfourdeklaration 1917. Der damalige britische Premierminister Arthur James Balfour habe das britische Mandatsgebiet Palästina Menschen versprochen, die nicht in diesem Land gelebt hätten. Die darauffolgende zionistische Einwanderung und die Jahrzehnte später folgende Nakba (die Vertreibung der Palästinenserinnen und Palästinser) sowie die Gründung des Staates Israel 1948 bedeuteten auch für die palästinensischen Christinnen und Christen eine Katastrophe. Über 50 Prozent der palästinensischen Christinnen und Christen wurden über Nacht zu Flüchtlingen. Familien wurden getrennt, christliche Einrichtungen geschlossen, darunter viele Kirchen. 1948 hätten die meisten Christinnen und Christen nicht in Bethlehem oder Ramallah gelebt wie heute, sondern in Westjerusalem, Jaffa, Akko, Nazareth, in den Dörfern Galiläas. Und sie wurden als Christen nicht anders behandelt als andere Palästinenserinnen und Palästinenser.
Abu Eid betont, dass Christen als Palästinenser in allen Phasen der Geschichte im 20. Jahrhundert Teil der palästinensischen Nationalbewegung waren, einschliesslich Teil des bewaffneten Widerstands. Eine Minderheit von ihnen sah jedoch in der Gewalt eine Abkehr von der christlichen Botschaft. Die gewaltfreien Aktionen im überwiegend christlichen Beit Sahour im Westjordanland während der beiden Intifadas sind Beispiele für einen erfolgreichen friedlichen Widerstand christlicher Palästinenser.
Die meisten der ins Ausland emigrierten Kirchenführer standen an der Seite ihrer vertriebenen palästinensischen Gläubigen und betonten ihr Recht auf eine Rückkehr. Manche von ihnen vertraten rein religiöse Ideen. Ihnen lag mehr am Schutz der heiligen Stätten als an den Menschen, die dort lebten. Anderen ging es vor allem um westliche Pilgerinnen und Pilger. Von 1948 bis 1967 waren jedoch die meisten Pilger arabische Christen. Heute haben diese nicht die Freiheit, ins Heilige Land zu kommen. Diese Abriegelung ist ein weiterer Punkt, der das nationale Wachstum und die natürliche Struktur der Christen in der Region unterwandert. Ein weiterer Aspekt ist die Frage von der Rückerstattung kirchlichen Eigentums vor 1948. Abu Eid betont: Wenn eine Kirche ihr Land jüdischen Organisationen überlässt, sendet sie die Botschaft an ihre Gemeinde aus: «Es gibt für uns hier keine Zukunft».