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Wir wollen auch in Zukunft Brücken schlagen

Mitte September fand bereits zum 112. Mal die Generalversammlung des Schweizerischen Heiligland-Vereins statt, dieses Mal in Luzern. Im Mittelpunkt stand zum einen der Besuch des melkitischen Erzbischofs von Galiläa, Georges Bacouni, zum andern ein grosser Wechsel: nach 29 Jahren wechselte das Präsidium.

Thomas Bieger, bilanzierte, dass sich der Verein in den letzten 30 Jahren stark verändert hätte, indem er sich von einem Mitgliederverein zu einem Spenderverein entwickelt hätte. Der scheidende Präsident wünschte sich, «dass die Selbstverständlichkeit in diesem Verein, mit der unentgeltliches Engagement geleistet wird, weiter geht und dass so die Lebensfreude des Evangeliums ausgestrahlt wird.» Zugleich wies er darauf hin, dass der Schweizerische Heiligland-Verein auch in Zukunft eine Brücke von der Schweiz in den Nahen Osten und vom Nahen Osten in die Schweiz schlagen möge.

Als Nachfolger von Thomas Bieger wurden die Theologen Ludwig Spirig-Huber, Bern, und Andreas Baumeister, Liestal, als Copräsidenten gewählt. Abbé Pascal Burri, Montreux VD, ersetzt Pfarrer Beat Marchon, St. Antoni FR, der sich 16 Jahre im Vorstand des SHLV engagierte.

Die Spendeneingänge blieben 2016 nach dem vorangegangenen Rekordjahr 2015 fast stabil. Der Verein konnte über eine halbe Million Franken – 400 000 Franken aus dem Karwochenopfer und 100 000 Franken aus freien Spenden – an 34 kirchliche Initiativen in Palästina, Israel, Libanon, Syrien, Ägypten und Irak verteilen. Die Mehrzahl dieser Projekte sind von katholischen Ordensfrauen und Ordensmännern, sowie Gemeinschaften aus orientalischen Kirchen, die mit der römisch-katholischen Kirche uniert sind, in den Bereichen Bildung, Diakonie und Pastoral initiiert. Zu allen Projektpartnerinnen und Projektpartner unterhält der Vorstand des Vereins persönliche Kontakte, die auf der alle zwei Jahre stattfindenden Projektreise gepflegt und erweitert werden. 2017 konnten die Partnerinnen und Partner im Libanon besucht werden (vgl. dazu die Berichte im Heft 2/2017).

Als Gast konnte der Erzbischof des griechisch-katholisch Erzbistums Akko/Galiläa Monsignore Georges Bacouni begrüsst werden. Er erzählte über die Lebenssituation der Christinnen und Christen im Nahen Osten und insbesondere in Israel. «Wir sind eine Minderheit in einer Minderheit. Einerseits in einem jüdischen Staat, andererseits als christliche Araberinnen und Araber in einer muslimischen Mehrheit. Bischof Bacouni warb für die Unterstützung des «Christian Family Centers» in Haifa, für das in der laufenden Herbstaktion 2017 des Schweizerischen Heiligland-Vereins Geld gesammelt wird, mit den Worten: «Die grösste Herausforderung für unsere Zukunft sehe ich darin, unsere Familien zu stärken – durch eine kompetente Beratung in Ehe- und Erziehungsfragen.»

Nicht vergessen, woher wir kommen

Ludwig Spirig-Huber im Gespräch mit Andreas Baumeister, dem neuen Copräsidenten des SHLV

Andreas Baumeister, «Alles bleibt anders». Wäre das ein Motto, mit dem Sie Ihre neue Copräsidentschaft beim SHLV beschreiben könnten?

Nach fast 30-jähriger Präsidentschaft von Thomas Bieger ist Kontinuität sicher ein wichtiger Wert, um das Vertrauen der Spender, der Bischöfe und der Projektpartner zu behalten. Wie Thomas Bieger ist auch mir wichtig, dass der SHLV ein kirchlich verankerter Verein bleibt, in dem Freiwilligenarbeit gross geschrieben wird, damit jeder gespendete Franken möglichst vollumfänglich den hilfsbedürftigen Menschen im Nahen Osten zugute kommt, für den er bestimmt ist.

Und, was wird anders?

Der SHLV verwandelt sich im Moment von einem Mitgliederverein zu einem Spenderverein. Das hat mit gesellschaftlichen Veränderungen zu tun. Unterstützung wird weniger einer Organisation als konkreten Engagements gegeben. Dem passen wir unsere Kommunikation an: in unserer Zeitschrift, auf unserer Website und bei unseren Auftritten im Karwochenopfer und bei der Herbstaktion in der kirchlichen Öffentlichkeit.

Worin sehen Sie die Kompetenz des SHLV?

Der SHLV unterstützt seit 112 Jahren christliche Initiativen in den Ländern des Heiligen Landes – in Palästina, Israel, Libanon, Syrien, Irak und Ägypten. Wir helfen kirchlichen Projekten etwa von Ordensgemeinschaften, welche von den grossen Hilfswerken nicht berücksichtigt werden und zu denen wir persönlich Kontakt halten.

Was liegt Ihnen als Copräsident in den nächsten Jahren besonders am Herzen?

Dass wir die verschiedenen, personellen Ressourcen jedes Vorstandsmitgliedes für unsere Arbeit noch besser nutzen. Etwa bei der Evaluation von neuen Projekten oder beim Ausbau unserer Tätigkeit in der Romandie oder im Tessin.

Was motiviert Sie, sich als Co-Präsident zu engagieren?

Vor 35 Jahren durfte ich ein Jahr an der Dormitio in Jerusalem Theologie studieren. Die Erfahrungen damals haben mich für die Vielfalt der Kirchen und Religionen im heiligen Land sensibilisiert. Seither ist mir besonders bewusst, wie sehr die Christinnen und Christen aller Denominationen in den Ursprungsländern des Christentums unsere Hilfe besonders benötigen. Diese Unterstützung erfolgt auch in unserem ureigenen Interesse, damit wir unsere Wurzeln nicht abschneiden und nicht vergessen, woher wir kommen.

Hilfe für Menschen im Ursprungsgebiet des Christentums

Co-Präsident Andreas Baumeister erklärt die Arbeit des Schweizerischen Heiligland-Vereins

Seit letztem Herbst steht der Baselbieter Theologe Andreas Baumeister an der Spitze des Schweizerischen Heiligland-Vereins. Mit dem Karwochenopfer und weiteren Spenden unterstützt der Verein in Zusammenarbeit mit christlichen Partnern Hilfsprojekte im Nahen Osten.

Herr Baumeister, was gehört zum Heiligen Land?

Andreas Baumeister: Für uns sind es die Ursprungsländer des Christentums. Das Heilige Land umfasst nicht nur Palästina und Israel, sondern auch Ägypten, Libanon, Syrien und den Irak.

Was motiviert Sie dazu, sich im Heiligland-Verein zu engagieren?

Vor 35 Jahren habe ich an der Dormition Abbey in Jerusalem studiert, das zeigte mir die Vielfalt der Kirchen und Religionen im Heiligen Land. Seither ist mir bewusst, wie sehr Christinnen und Christen im Nahen Osten unsere Hilfe benötigen. Ich engagiere mich aus einer tiefen Verbundenheit mit dieser Region.

Christinnen und Christen bilden eine kleine Minderheit im Heiligen Land. Welche Rolle spielen sie heute?

Das Christentum droht in Palästina zu verschwinden, weil vor allem die Jungen nach Europa und in die USA zur Ausbildung gehen und nicht mehr zurückkommen. Aber die Bildungseinrichtungen und diakonische Initiativen der Ostkirchen und von einheimischen Ordensgemeinschaften werden weiterhin präsent sein. Ihre Hilfe richtet sich an alle bedürftigen Menschen, unabhängig von der religiösen oder ethnischen Herkunft.

Auf welcher Seite engagiert sich Ihr Verein im Palästinakonflikt?

Unser Verein ist neutral und pflegt Kontakte zu Projektpartnerinnen und -partnern in Palästina und Israel. Weil sich die Lage der Menschen in Palästina, das unter israelischer Militärverwaltung steht, stetig verschlechtert, engagieren wir uns aber vor allem für Sozial-, Bildungs- und Arbeitsprojekte, die der palästinensischen Bevölkerung zugutekommen. Diese ist in der aktuellen politischen Situation die Hauptleidtragende dieses tragischen Konflikts.

Der Palästinakonflikt scheint unlösbar – welchen Sinn hat da die Arbeit des Vereins?

Seit über 100 Jahren ist der Heiligland-Verein in einer Region präsent, in der ständig Unfrieden, Gewalt und Intoleranz herrschen. Wir unterstützen Initiativen unserer orthodoxen Schwesterkirchen und von Ordensgemeinschaften, die sich trotz aller Gewalt und ohne Aussicht auf ein Ende des Nahostkonflikts ganz konkret für Kinder, Jugendliche oder alte Menschen einsetzen. Ja, es sind Tropfen auf den heissen Stein. Aber Diakonie, die Hilfe für den notleidenden Nächsten, gehört zu unserer christlichen Identität. Da kann man nicht fragen, ob man die Gesellschaft damit verändert.

An wen geht die Unterstützung des Heiligland-Vereins?

Unsere Partnerinnen und Partner sind zwar christliche Institutionen, aber die Hilfe, die sie leisten, kommt allen bedürftigen Menschen in der Region zugute. Christliche Privatschulen werden mehrheitlich von muslimischen Schülerinnen und Schülern besucht. Diese erleben dort eine positive Beziehung zum Christentum.

Wie vergewissern Sie sich, ob Ihre Projektpartner vertrauenswürdig sind?

Wir wählen kleine, überschaubare und zeitlich befristete Projekte aus. Unsere Auswahl beruht auf persönlichen Kontakten, schriftlicher Korrespondenz und auf Besuchen vor Ort. An unserer Generalversammlung am 17. September in Aesch BL wird uns Bischof Antiba aus Südsyrien besuchen.

Wann reisen Sie selber wieder ins Heilige Land?

Nächstes Jahr planen wir eine Projektreise nach Ägypten. Wir wollen unsere Projekte in El Minia, in Mittelägypten besuchen, aber auch Vertreter der koptischen Kirche und des Islam treffen sowie Schweizer Einrichtungen in Kairo und Alexandria zu einem Austausch besuchen. An dieser Reise können nicht nur unsere Mitglieder, sondern alle interessierten Personen teilnehmen. Der Heiligland-Verein bietet seit jeher auch Pilgerreisen ins Heilige Land an. Zum Beispiel die Reise von unserem langjährigen früheren Vizepräsidenten Pfarrer Josef Zwyssig (Buochs) nach Israel und Palästina, die allerdings schon ausgebucht ist.

Interview: Christian von Arx, www.kirche-heute.ch

Spendenkonto des Schweizerischen Heiligland-Vereins:
Postkonto 90-393-0, IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0

Co-Präsident

Andreas Baumeister (Liestal) ist 57, verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder. Er studierte Theologie in München und Jerusalem und leitete Bibelschulen in Nazareth und Istanbul. Nach langjähriger Arbeit in der Redaktion der Zeitschrift «Ferment» und im Verlagswesen wechselte er in die Seelsorge: Seit zwei Jahren ­arbeitet er als Pastoralassistent im Seelsorgeverband Angenstein und absolviert bis Ende Juni die Berufseinführung im Bistum Basel. Seit September 2017 ist er Co-Präsident des Schweizerischen Heiligland-Vereins, zusammen mit Ludwig Spirig-Huber (Bern). Ab Herbst
soll Andreas Baumeister den Verein allein leiten.

Karwochenopfer

Wie jedes Jahr rufen die Schweizer Bischöfe zum Karwochenopfer auf. Dieses wird in den Gottesdiensten von Karfreitag oder Ostern eingezogen. Der Ertrag – im Jahr 2017 waren es rund 800 000 Franken – geht je zur Hälfte an den Heiligland-Verein und an die Kustodie der Franziskaner. Nach Auskunft von Andreas Baumeister fliessen beim Heiligland-Verein 93 Prozent des Spendenertrags in Hilfsprojekte, 7 Prozent in die Verwaltung. Für das Jahr 2018 hat der Verein 19 Projekte in sechs Ländern ausgewählt. Weitere Informationen auf der Webseite www.heiligland.ch, die sich ab 23. April in neuer Gestaltung präsentieren wird.

Wirkungsvoll?

Der Schweizerische Heiligland-Verein besteht seit über 100 Jahren. Jede Karwoche wird ein Kirchenopfer für den Verein aufgenommen. Was geschieht mit den Spenden? Ist ihr Einsatz wirkungsvoll?

Nach eigenen Angaben bezweckt der Heiligland-Verein die Förderung von «solidarischen Beziehungen zu den Menschen in den Ursprungsländern des Christentums. Er unterstützt vor allem in Israel, Palästina, im Libanon, in Syrien, Ägypten und im Irak gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialhilfe».

1901 als «Verein schweizerischer Jerusalempilger» gegründet, führt er auch heute noch Reisen durch, die den Teilnehmenden Begegnungen mit Menschen im Nahen Osten ermöglichen und so zur Verständigung beitragen. «Begegnen, Beten, Spenden», sind die drei Säulen, auf denen der Verein ruht. «Wir setzen uns für kleine Initiativen ein, die gerne von grossen Hilfswerken vergessen gehen», bemerkt der neue Co-Präsident Ludwig Spirig-Huber.

Jeweils in der Karwoche wird in den Pfarreien für den Heiligland-Verein und die Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes das Karwochenopfer eingezogen. Davon fliessen 450 000 Franken direkt an den Heiligland-Verein. Die Spenden sind ein Segen.

Ludwig Spirig-Huber, den Katholik*innen in der Region Bern bestens bekannt als ehemaliger Kommunikationsverantwortlicher der Katholischen Kirche Region Bern, sagt mit Stolz: «Lediglich 7% der Spenden werden für Verwaltung und Administrationsaufwendungen verwendet. 93% fliessen direkt in kleine, aber effiziente Projekte in den Ursprungsländern.»

Ein solches Projekt ist beispielsweise ein Kinderheim in Jabboulé im Libanon. Unweit der syrischen Grenze, etwa 30 km nördlich von Baalbek, betreiben die Soeurs de Notre Dame ein Kinderheim mit Schule. Syrische Flüchtlingskinder finden dort Aufnahme und ein neues Zuhause. Einer davon ist der junge Mann Charbel, der nach seiner Konversion den Namen des Nationalheiligen des Libanons angenommen hat.

Er erzählt, dass er in Syrien im Krieg, die Andersgläubigen zu hassen gelernt habe. Sie seien Abtrünnige, Menschen, die man töten müsse. Hier in Jabboulé habe er gelernt, dass dies ganz anders sei. Er habe Frieden in seinem Herzen gefunden.

Rahel, eine 15-jährige Libanesin, fand ebenfalls Aufnahme im Heim der Soeurs de Notre Dame. Ihr christlicher Vater wurde schwer krank und konnte sich nicht mehr um die Tochter kümmern. Rahel sagt, dass sie in der Schule ihre moslemischen Mitschüler*innen schätzen gelernt habe. Sie schloss mit Sunniten und Schiiten Freundschaften. So schaffe es das Kinderheim, erzählt Ludwig Spirig-Huber, religionsübergreifend Verständnis zu fördern.

Dies sei dem Verein ganz wichtig. In vielen der unterstützten Projekten des Vereins geschehe dies. Ein Blick auf die Liste der Projekte 2016 ist eindrücklich. Unter den 19 aufgeführten Empfängern der Spenden befinden sich eine Handwerkerschule der Salesianer in Bethlehem, die Sozialarbeit des Armenisch-katholischen Patriarchats von Kilikien oder des Koptisch-katholischen Bistums in Mina in Ägypten. Diese Sozialinitiativen werden mit Spenden zwischen 5000 und 20 000 Franken direkt gefördert.

Der Heiliglandverein stehe unter der direkten Kontrolle der Schweizerischen Bischofskonferenz: «Wir haben ein gutes Einvernehmen», sagt Spirig-Huber. Die grossen Flüchtlingsströme ermöglichen es auch, so Spirig-Huber, Betroffenen aus den unterstützten Ländern hier in der Schweiz zu begegnen. Begegnung heisst so nicht nur reisen, sondern auch Vorträge und Diskussionsabende in Pfarreien, wenn diese gewünscht werden. Mit den beiden neuen Co-Präsidenten Ludwig Spirig-Huber und Andreas Baumeister will der Verein in eine neue Phase treten.

Die neu gestaltete Zeitschrift «HeiligesLand», in der verschiedene Projekte vorgestellt werden, eine übersichtliche Homepage und mehr Transparenz in der Wirkungsgeschichte des Vereins sind Teil dieses Aufbruchs. «Uns ist zudem eine vermehrte Vernetzungsarbeit wichtig», hält Spirig-Huber fest, «mit ähnlich kleinen Hilfswerken tauschen wir uns aus.

Synergien sollen so genutzt werden.» Die administrativen Kosten können nur tief gehalten werden, weil der ganze Vorstand ehrenamtlich arbeitet: «Bezahlt wird unsere Geschäftsstelle mit ihren Aufwendungen.» Begegnen, Beten und Spenden seien Säulen der Solidarität: «Das dies keine leere Worte bleiben, dazu will der Heiligland-Verein beitragen», bekräftigt Ludwig Spirig-Huber mit Überzeugung.

Jürg Meienberg, von www.kathbern.ch

112. Generalversammlung 2017 des Schweizerischen Heiligland-Vereins am Montag, 18. September 2017 im RomeroHaus Comundo in Luzern

Am 18. September 2017 fand die ordentliche Generalversammlung des Schweizerischen Heiligland-Vereins im RomeroHaus in Luzern statt. Nach 29 Jahren trat Thomas Bieger als Präsident zurück. Thomas Bieger bilanzierte, dass sich der Verein in den letzten 30 Jahren stark verändert hätte, indem er sich von einem Mitgliederverein zu einem Spenderverein entwickelt hätte. Der scheidende Präsident wünscht sich, „dass die Selbstverständlichkeit in diesem Verein, mit der unentgeltliches Engagement geleistet wird, weiter geht und dass so die Lebensfreude des Evangeliums ausgestrahlt wird.“ Thomas Bieger fordert, dass der Schweizerische Heiligland-Verein auch in Zukunft eine Brücke von der Schweiz in den Nahen Osten und vom Nahen Osten in die Schweiz schlagen müsse.

vlnr. Die neu gewählten Co-Präsidenten Ludwig Spirig-Huber und Andreas Baumeister, mit Bischof Georges Bacouni und dem scheidenden Präsidenten Thomas Bieger, an der GV am 18. September in Luzern.
Als Nachfolger von Thomas Bieger wurden die Theologen Ludwig Spirig-Huber und Andreas Baumeister als Copräsidenten gewählt. Abbé Pascal Burri, Moderator der Seelsorgeeinheit La Riviera-Pays d’Ent-Haut aus dem Bistum Lausanne, Genf, Freiburg ersetzt Pfarrer Beat Marchon, Moderator der Seelsorgeeinheit Sense Mitte, der 16 Jahre sich im Vorstand engagierte.

Die Spendeneingänge blieben 2016 nach dem vorangegangenen Rekordjahr 2015 fast stabil. Der Verein konnte über eine halbe Million Franken an 34 kirchliche Initiativen in Palästina, Israel, Libanon, Syrien, Ägypten und Irak überweisen. Die Mehrzahl dieser Projekte werden von katholischen Ordensfrauen und Ordensmännern, sowie Gemeinschaften aus orientalischen Kirchen, die mit der römisch-katholischen Kirche uniert sind, in den Bereichen Bildung, Diakonie und Pastoral geleitet. Zu allen Projektpartnerinnen und Projektpartner unterhält der Vorstand des Vereins persönliche Kontakte, die auf der alle zwei Jahre stattfindenden Projektreise gepflegt und erweitert werden. 2017 konnten die Partnerinnen und Partner im Libanon besucht werden.

Als GV-Gast konnte der Erzbischof des griechisch-katholisch melkitischen Erzbistums Akko/ Galiläa Monsignore Georges Bacouni begrüsst werden. Er referierte über die Lebenssituation der Christinnen und Christen im Nahen Osten und insbesondere in Israel, die gerade auch in Israel nicht immer spannungsfrei sei. „Wir sind eine Minderheit in einer Minderheit. Einerseits in einem jüdischen Staat, andererseits als christliche Araberinnen und Araber in einer muslimischen Mehrheit.“ Er bedankte sich für die Unterstützung des Christian Family Centers in Haifa, das in er mitinitierte und  für das die Herbstaktion 2017 des Heiligland-Vereins Geld sammelt.

 

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Interview
Mit GV-Gast, Mgr. Georges Bacouni
Mit Thomas Bieger

Pressemitteilung
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Français cath.ch

Das «Holy Child Program» vermittelt Kindern in Palästina Halt

Luzern/Beit Sahour, 2.1.17 (kath.ch) Bethlehem ist eine Stadt, die unter dem anhaltenden Konflikt zwischen Israel und Palästina leidet. Konkret sind es immer Menschen, die leiden. Das vom schweizerischen Heiligland-Verein unterstützte «Holy Child Program» in Beit Sahour kümmert sich um traumatisierte Kinder und Jugendliche und begleitet palästinensische Familien.

Martin Spilker

Bethlehem ist von einer Mauer durchschnitten, die als nicht zu übersehende Grenze zwischen Israel und Palästina errichtet wurde. Die Angst vor dem Wiederaufflammen bewaffneter Konflikte und die Unsicherheit eines seit Jahren anhaltenden politischen Konflikts prägen an diesen Orten den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner.

90 Prozent finden feste Grundlage
In der mit Bethlehem zusammengewachsenen Stadt Beit Sahour bietet eine 1995 gegründete Schule franziskanischer Schwestern verhaltensauffälligen oder traumatisierten Kindern und Jugendlichen Ausbildung und eine Tagesstruktur. Auf einer Reise des Heiligland-Vereins erhielten die Besucher Einblick in das «Holy Child Program». Sie sind zwischen 4 und 12 Jahre alt, wenn sie in die Schule eintreten. Maximal drei Jahre können sie hier verbringen.

In dieser Zeit gelinge es zu 90 Prozent, den Kindern und Jugendlichen eine feste Grundlage vermittelt zu haben, so dass sie wieder in die Normalschule zurückkehren können oder in einer anderen sozialen Einrichtung einen Anschluss finden, erläuterte der Direktor Iskander Khoury. Er weist darauf hin, dass für die 30 zur Verfügung stehenden Plätze ein anspruchsvolles Aufnahmeverfahren gilt. Denn: Wer ins «Holy Child Program» aufgenommen wird, soll drei Jahre bleiben können und Halt finden. Finanziert wird das Angebot durch Spenden, das Netzwerk der Schwesterngemeinschaft und, soweit möglich, Beiträge der Eltern.

Eine Schule für Christen und Muslime
Die Gründerin, Schwester Rose Mesa von der Gemeinschaft der «Franziskanerinnen von der Eucharistie», hat der Einrichtung eine franziskanische Lebensform gegeben: Kinder und Lehrpersonen verbringen den ganzen Tag miteinander. Am Morgen werden ein Gebet gesprochen und religiöse Lieder gesungen, von den muslimischen Schülerinnen und Schülern wie von den Christen. Umgekehrt besuchen alle Kinder und Jugendlichen auch den muslimischen Religionsunterricht, der genauso auf dem Lehrprogramm steht wie der christliche.

Missioniert wird aber nicht, betont der Direktor. Vielmehr versteht sich die Organisation als «Botschaft des internationalen Zusammenlebens», wie es Iskander Khoury nennt. Neben dem Christentum und Islam wird den Kindern auch der jüdische Glaube nahegebracht. Die Schule will die heutige Gesellschaft in der Region abbilden und das Miteinander vorleben.

Individuelle Lernprogramme
Die Ausbildung im «Holy Child Program» wird in der altersmässig stark gemischten Gemeinschaft ganz individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder und Jugendlichen ausgerichtet.  Vor gut einem Jahr verbrachte die Schweizer Theologin Monika Schmid zwei Monate in Palästina und engagierte sich in dieser Zeit auch im «Holy Child Program». Sie zeigte sich im Gespräch mit kath.ch beeindruckt von der liebevollen Betreuung und der Zusammenarbeit der christlichen und muslimischen Fachkräfte.

Beim Unterricht für die teils lernbehinderten Kinder wird grosser Wert auf musische und handwerkliche Betätigung gelegt. Monika Schmid hat mit den Kindern und Jugendlichen musiziert. Das war für die Schüler und die Lehrpersonen neu, hat der Schule umgekehrt den Impuls gegeben, auch Musiktherapie ins Angebot aufzunehmen. Monika Schmid ist Pfarreibeauftragte in St. Martin in Illnau-Effretikon im Kanton Zürich und pflegt mit der Pfarrei weiterhin einen direkten Kontakt zur Schule in Beit Sahour.

Angebote auch für Mütter und Väter
Zum Unterricht und Therapie hat die Schule ihre Tätigkeit auf die Unterstützung von Eltern ausgeweitet. Mütter und Väter kämen aufgrund ihrer Erlebnisse genauso an Grenzen wie die Kinder, so der Direktor. Regelmässige Treffen sollen Frauen dabei unterstützen, mit dem Druck, dem sie in der Grossfamilie ausgesetzt sind, umzugehen. Im Austausch untereinander und mit den anwesenden Sozialarbeiterinnen können Probleme und Herausforderungen des Alltags besprochen und Lösungen gefunden werden.

Sich Zeit nehmen für sich selbst und damit sich und der Familie etwas Gutes tun. Das «Holy Child Program» war nach eigenen Angaben die erste Einrichtung, die Müttergruppen organisierte. Die Teilnehmerinnen nehmen aber nicht nur Hilfestellungen für sich selbst mit. Sie tragen ihre Erkenntnisse auch in ihre Stadtteile und Dörfer und werden zu Auskunftspersonen für andere Mütter. Die Ehemänner hätten zwar erst Vorbehalte gezeigt, ist zu erfahren. Doch die Erfolge haben sich herumgesprochen. – Und in Nablus wurde bereits eine Vätergruppe gegründet.

© Katholisches Medienzentrum, 02.01.2017
Die Rechte sämtlicher Texte sind beim Katholischen Medienzentrum. Jede Weiterverbreitung ist honorarpflichtig. Die Speicherung in elektronischen Datenbanken ist nicht erlaubt.

Hier gelangen sie zu unserem Projekt

Am 10.04.2017 wurde auf Radio Life Channel folgender Beitrag zum Holy Child Programm ausgestrahlt: Hier gelangen Sie zur Adiodatei

Karwochenopfer 2017

Christen im Heiligen Land – unsere Geschwister

Die Schweizer Bischöfe schreiben in ihrem Aufruf fürs diesjährige Karwochenopfer, mit dem auch Projekte des Schweizerischen Heiligland-Vereins wesentlich unterstützt werden: «Mit dem Karwochenopfer, zu dem der Schweizerische Heiligland-Verein und die Franziskanerkustodie seit vielen Jahren einladen, zeigen wir die tiefe Verbundenheit mit unsern Schwestern und Brüdern in den Ursprungsländern des Christentums. Wir rufen auch in dieser Karwoche die Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz zur Solidarität mit den orientalischen Christinnen und Christen auf. Wir wollen mit Spenden und Gebeten den einheimischen Kirchen und ihren Institutionen in ihren sozialen, pastoralen und katechetischen Tätigkeiten beistehen. Jede Spende ist willkommen!»
Weiter ermutigen sie zu Reisen in die Region des Nahen Ostens: «Wir möchten Sie ermutigen, auf Pilger- und Begegnungsreisen mit Ihren Pfarreiangehörigen und Gruppen die reichen Schätze der Ostkirchen kennenzulernen und bei Begegnungen mit unsern orientalischen Geschwistern Einsicht in ihre Lebenssituation zu gewinnen.»

Vermerk für Ihre Spende: Karwochenopfer 2017, Postkonto 90-393-0

Medienmitteilung zur GV und den Vortrag vom 19. Sept. 2016

In Bethlehem den wahren Gott bezeugen

«Indem wir in den von Israel besetzten Gebieten aus der Vergebung und in der Liebe Gottes zu leben versuchen, stellen wir uns quer zur vorherrschenden Haltung.» Dies erklärte P. Dany El Hayek von der Handwerkerschule in Bethlehem. Zusammen mit P. Daniel Bassali, dem Direktor dieses Werkes der Salesianer, war er Gast an der Generalversammlung des Schweizerischen Heiligland-Vereins am Montagabend in der Missione Cattolica Italiana in Zürich.

Rund 170 Jugendliche besuchen die einzige Berufsschule im Westjordanland, wo sie in drei Jahren eine von 10 verschie­denen Berufslehren machen können. Die grosse Mehrheit sind Muslime. Getreu den erzieherischen Idealen ihres Ordens­gründers Don Bosco versuchen die Salesianerpatres das von Gott in jeden Menschen gelegte Gute und den Sinn für die Liebe zu fördern. Christliche Liebe sei, den Andern, auch den feindlichen Andern, so zu lieben, wie er ist, ohne ihn zuerst gutreden zu wollen. P. Dany El Hayek erklärte, dass der Islam nicht Gut und Böse unterscheide, sondern Legitim und Illegitim gemäss dem im Koran festgehaltenen Gesetz. Als Christen sind wir aus der in Jesus Christus erfahrenen Liebe Gottes aufgerufen, den wahren Gott der Vergebung und der Liebe zu bezeugen.

Die Berufsausbildung soll den Jugendlichen einen gesicherten Lebensunterhalt für ihre Familien ermöglichen. Die Berufe gehen von Elektrikern über Megatroniker bis zu Automechanikern. Leicht haben es die Absolventen nicht, es gibt wenige Arbeitsplätze vor allem in der Gegend von Hebron. Viele versuchen in Israel Arbeit zu finden, wobei die Sicherheitsmauer mit ihren Checkpoints viel Geduld beansprucht. Vor allem die Christen versuchen, den vielfältigen Problemen durch Emigration zu entfliehen.

Rund 40 Prozent des Schulgeldes bringen die Familien selber auf, den grossen Rest erbetteln die Salesianerpatres in Europa. Auch der Schweizerische Heiligland-Verein unterstützt die Handwerkerschule in Bethlehem seit Jahren. Im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz organisiert der Verein das Karwochenopfer, das in allen katholischen Pfarreien und Ordensgemeinschaften der Schweiz vor Ostern aufgenommen wird. Die Hälfte kommt den von der Bischofskonferenz genehmigten Projekten in Israel, Palästina, Libanon, Syrien, Irak und Ägypten zu Gute, die andere Hälfte wird über die Kustodie der Franziskaner im Heiligen Land eingesetzt. Bei leicht steigender Tendenz kamen 2015 rund 855’000 Franken zusammen.

Neben dem Karwochenopfer sammelt der Heiligland-Verein auch unter dem Jahr Geld für kirchliche Projekte in den Ländern der ersten Christen. Der Vorstand stellte der Generalversammlung die neue Ausrichtung der Kommunikationsarbeit vor, die weniger die Mitgliederwerbung als die Information über die Projektarbeit ins Zentrum stellen will. Die Erneuerung des Vorstandes stand ganz im Zeichen des Neuaufbruchs in der Kontinuität. Einstimmig wiedergewählt wurden Präsident Pfr.  Thomas Bieger, Walter Arnold, Pfr. Beat Marchon und Ludwig Spirig-Huber. Den Rücktritt gaben Pfr. Josef Zwyssig, langjähriger Vizepräsident und Pilgerreisenverantwortlicher, P. Gottfried Egger OFM, Kommissar der Franziskaner im Heiligen Land, und der bald 80jährige Jakob Hertach, der seit rund zehn Jahren die Zeitschrift gestaltet hat. Neu in den Vorstand gewählt wurden Andreas Baumeister als neuer Vizepräsident, Diakon Didier Berret, Br. Louis Bischof OFM und Hans Rahm.

Schweizerischer Heiligland-Verein, Hans Rahm, Luzern, 28. September 2016
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Barmherzigkeit konkret

Das Karwochenopfer 2016 stärkt die palästinensische Gesellschaft dort, wo Hilfe am nötigsten ist: Bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und bei der Handwerkerausbildung.

Dass Schüler stolz auf ihre Schule sind, ist in Palästina der Normalfall. Doch so viel Begeisterung wie bei den Schülern des „Holy Child Program“ in Beit Sahour bei Bethlehem ist dennoch aussergewöhnlich. Hier lernen und spielen bis zu 30 Mädchen und Buben zwischen vier und 16 Jahren, die die reguläre Schule nicht besuchen können. Man trifft dort etwa den neunjährigen Jacoub Samir Pisaat, der sieben Jahre seines Lebens meist in Spitälern verbrachte. Von jüdischen Israelis wurde ihm eine Leber gespendet, doch nach all den Spitalaufenthalten fand er keinen Platz in einer Schule und sass ein Jahr lang zuhause herum, bis er in Beit Sahour seine Tür in die Zukunft fand. Gut eine Stunde dauert für ihn jeden Morgen die Fahrt von Jatta am Südende des Westjordanlandes bis Beit Sahour – freilich nur, falls die israelische Besatzungsmacht keine ausserordentlichen Checkpoints errichtet hat. „Ich stehe gerne um fünf Uhr auf, denn ich habe viele Freunde hier – und ich hoffe, nach einem Jahr in eine normale Schule gehen zu können“, erklärt er.

Die meisten der 30 Kinder, die im Programm aufgenommen werden, haben Konzentrationsschwierigkeiten aufgrund der äusserst schwierigen politisch-ökonomischen Situation. Hoher Druck am Arbeitsplatz und Existenzängste führen in einzelnen Familien zu häuslicher Gewalt. Traumatisierend können aber auch Begegnungen mit israelischen Soldaten sein.

Susan Elias begann im Programm als Lehrerin und ist nun wissenschaftliche Beraterin im Team. „Am Anfang wollte ich mit diesen Schülern aufgeben und kündigen“, erinnert sie sich. „Aber dann begann ich die Arbeit zu mögen. Mittlerweile glaube ich, sie hilft mir selbst viel. Wenn man die Kinder liebt, will man ihnen mehr geben. Wenn man die Eltern mag, will man ihnen noch mehr helfen.“ In der Elternarbeit ist unter anderem Hanni Schnydrig tätig, die Nichte des Babyspital-Gründers Ernst Schnydrig. „Bevor Eltern und Kinder Probleme lösen wollen, müssen sie an ihrer Beziehung zueinander arbeiten“, bringt sie einen der wesentlichen Eckpfeiler des aus den USA stammenden Ansatzes „The incredible years“ auf den Punkt. „Das klingt einfach, ist aber in der Wirkung höchst faszinierend.“

Stets ist das zwölfköpfige Team sehr aufmerksam: Könnte ein Hausbesuch nötig sein? Erfahrungsgemäss sprechen Mütter offener, wenn sie sich in den eigenen vier Wänden befinden.
Dem Programmdirektor Iskandar Khoury ist echte Begeisterung anzumerken: „Die Kinder kommen hoffnungslos zu uns, und wir geben ihnen Hoffnung. Sie sollen einen guten Weg finden, nicht damit jemand sie benützt und für schlechte Ziele missbraucht.“

Ein wichtiges Element ist das gemeinsame Gebet der christlichen und muslimischen Kinder. Die Christen machen dabei das Kreuzzeichen, die muslimischen flechten einen Koranvers ein, und zusammen wird im kleinen Gemeinschaftsraum vor der Muttergottes-Ikone viel gesungen. Kein Verstecken, sondern ein Miteinander-Teilen des Kostbaren, wie es für europäische Schulen durchaus modellhaft sein könnte.

Gerne würde Khoury die Kapazitäten des Hauses ausbauen, doch die Finanzlage stellt ihn schon jetzt immer wieder vor Herausforderungen: „Etwa CHF 6000 kostet ein Kind pro Jahr, und von der Autonomiebehörde bekommen wir nur knapp ein Drittel“, berichtet er. Darum unterstützt der Schweizerische Heiliglandverein mit dem Karwochenopfer das Programm.

Manche der Kinder kommen später an die Technische Schule der Salesianer in Bethlehem, die ebenfalls vom Heiliglandverein Hilfe erfährt. Tagsüber besuchen 139 Knaben bzw. junge Männer die Schule; abends kommen 147 bereits berufstätige Männer, um sich weiterzubilden. „Ich sage unseren Schülern immer wieder, dass sie hier sind, nicht um Steine zu werfen oder zu demonstrieren, sondern um etwas Richtiges zu lernen und um sich auf das Berufsleben vorzubereiten. Wir üben hier bereits eine Kultur des Friedens ein, wo alle einander respektieren. Niemand muss hier Christ werden, aber die Werte Respekt, Frieden und Würde gelten hier für alle“, sagt der Leiter, Pater Daniel Barsali. Die Schule fülle eine Lücke in Palästina, wo als „richtige“ Ausbildung weithin nur das Studium gelte – mit der Folge, dass an Handwerkern vielfach Mangel herrsche. 20 Lehrer bilden die Schüler zu Drehern, Automechanikern, Elektrikern, Mechatronikern und Schreinern aus. Auch für die Salesianer liegen dabei die Hauptschwierigkeiten in der Finanzierung: Die Schüler müssen in der Regel nur 40% der Ausbildungskosten von jährlich CHF 1800 bezahlen, in Härtefällen noch deutlich weniger, so dass die Schule grossteils von Spenden finanziert werden muss. Zudem betreiben die Salesianer eine Bäckerei, in der fünf Angestellte 2500-3000 Brote täglich backen und damit unter anderem auch 80 Familien gratis versorgen. Während der 42-tägigen Belagerung Bethlehems im Frühling 2002 stellte diese Bäckerei für viele die Nahrungsmittelversorgung sicher.

Bethlehem – „Brothausen“: Nicht nur Arbeit und Brot geht von dort aus, sondern, entgegen aller bedrückenden Nachrichten, auch Friede und Heil. Und das ist auch ein Teil der Botschaft der Heiligen Woche.

Auf unserer Startseite sind zu den beschriebenen beiden Projekten Videos von kleinfilm zu sehen, die man für die Pfarreiarbeit auch herunterladen kann.

Zum Autor:
lic.theol. Christoph Klein (www.kleinfilm.jimdo.com) produziert Videofilme vor allem im theologischen Bereich und hat so auch eine Gruppe des Heiliglandvereins Anfang März einige Tage lang begleitet. Er lebt in Altstätten SG.

Bildlegende:
Im Elektriker-Abendkurs in der Technikschule der Salesianer in Bethlehem; Bild von Christoph Klein

Schule für Handwerker in Bethlehem – Schule fürs Leben

Zürich/Bethlehem, 23.3.16 (kath.ch) Eine grosse Herausforderung in dem nur bedingt anerkannten Staat Palästina ist das Bildungssystem. Verschiedene christliche Organisationen und Hilfswerke bieten hier Unterstützung an. Die technische Schule der Don-Bosco-Salesianer in Bethlehem ist ein solches Projekt, das im Rahmen des Karwochenopfers vom Schweizerischen Heiligland-Verein unterstützt wird.

Von Martin Spilker

Berufsleute mit handwerklichen und technischen Fähigkeiten sind gefragt in Palästina. Doch mangelt es an Ausbildungsplätzen. Die Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos, die weltweit in 77 Ländern tätig ist, führt in den Räumlichkeiten ihres früheren Internats in Bethlehem eine technische Schule.

Perspektiven bieten
Aber es sind nicht die Ordensleute, die dort Feinmechaniker, Elektrofachleute oder Mechatroniker ausbilden. Die Salesianer, sie sind seit 1836 in Bethlehem, lassen Berufsfachleute aus der Region den Unterricht erteilen, sagt Pater Daniel Bassali, Rektor des Zentrums. Die Aufgabe der Ordensleute ist es – ganz im Sinn des Gründers Johannes (Don) Bosco – den jungen Leuten einen Platz zur Verfügung zu stellen, der ihnen neue Perspektiven öffnet.
Denn viele junge Menschen haben nach Abschluss der Schule keine Perspektiven: Weiterbildende Schulen sind teuer, Berufsausbildungen rar; die Jugendarbeitslosigkeit in Palästina ist hoch. In der technischen Schule der Salesianer bezahlen die Schüler 40 Prozent der Unterrichtskosten. Für den Rest kommt der Orden auf.

Offen für alle
Von den gut 150 jungen Leuten, die bei den Salesianern in Bethlehem ausgebildet werden, sind rund 15 Prozent Christen. «Unsere Ausbildungsplätze sind offen für alle», sagt der aus Ägypten stammende Bassali. Dass der grösste Teil der Schüler Muslime sind, spielt bei den Salesianern keine Rolle. Umgekehrt hält der Orden mit seiner Herkunft nicht zurück: In jedem Unterrichtsraum hängt ein Kreuz und ein Bild von Don Bosco. – Noch nie habe es deswegen eine kritische Bemerkung gegeben, weiss Bassali.
Die christliche Basis der Bildungseinrichtung wird auch im Stundenplan deutlich: Nebst der theoretischen, fachlichen und praktischen Ausbildung erhalten die Lernenden jeden Tag einen ethischen Impuls von zehn Minuten. «Wir wollen den jungen Menschen eine gute berufliche Ausbildung ermöglichen, ihnen aber auch eine Grundlage für ein friedliches Zusammenleben auf der Basis des Evangeliums mitgeben», sagt der Salesianer-Pater. So gehe es darum, Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit oder Friedfertigkeit zu vermitteln.

Ateliers für eigene Produkte
Die technischen Ausbildungen werden zurzeit ausschliesslich von jungen Männern besucht. Man sei daran, auch Lehrgänge für junge Frauen zu entwickeln, so der Rektor. Geprüft werden zurzeit Kurse für Zeichnen und Wirtschaft.
In den kunsthandwerklichen Ateliers – dem «Artistic Centre» – sind bereits Frauen tätig. Hier werden aus Olivenholz Figuren und Anhänger geschnitzt oder Kreamikarbeiten für den Verkauf hergestellt. Diese Produkte gehen direkt vor Ort in den Verkauf und werden auch exportiert.
Nebst den in Palästina gefragten Ausbildungsplätzen ist die technische Schule in Bethlehem auch Arbeitsplatz für 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und das heisst, so Bassali, «ein Auskommen für 16 Familien in der Gegend». So vermitteln die Salesianer in Bethlehem bis heute, wenn auch unter wechselnden Voraussetzungen, was bereits für Don Bosco Motivation für seine Tätigkeit mit Strassenkindern in Turin im vorletzten Jahrhundert war: Um glücklich zu sein, braucht der Mensch Hoffnung. (ms)

Homepage der Salesianer in Bethlehem (in englisch)

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