Sozialdienst für Armutsbetroffene in Bourj Hammoud

Der armenische Stadtteil von Beirut, Bourj Hammoud, hat unter den Bombardements der israelischen Luftwaffe schwer gelitten. Die Leiterin des Sozialdienstes der armenisch-katholischen Kirche, Annie Kalloust, erzählt im Interview mit Christine Erard, was es jetzt dort vor allem braucht.

 Der armenische Stadtteil Bourj Hammoud in Beirut hat unter den Bombardements der israelischen Luftwaffe sehr gelitten.
Der armenische Stadtteil Bourj Hammoud in Beirut hat unter den Bombardements der israelischen Luftwaffe sehr gelitten.

 

Christine Erard: Annie Kaloust, wie ist die Situation im Augenblick in Ihrem konkreten Umfeld in dem armenischen Stadtteil Bourj Hammoud in Beirut?

Annie Kaloust: Das Quartier um Bourj Hammoud ist seit Jahren überbevölkert und dicht bebaut. Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise und den Folgen des Krieges von Israel gegen die Hisbollah wächst die Armut weiter rasant. Mangelnde Hygiene begünstigt das Ausbreiten von Krankheiten.

Was heisst das für die Bewohnerinnen und Bewohner von Bourj Hammoud?

Die Bevölkerung benötigt dringend Nahrungsmittel. Fleisch kann sich niemand mehr leisten. Also essen die Leute Kohlenhydrate wie Kartoffeln oder Nudeln, die billiger sind, was aber zu einer einseitigen Ernährung führt. Unterernährung, vor allem bei Kindern, ist ein grosses Problem.

Wie kommen Sie mit den Menschen in Not in Ihrem Umfeld in Kontakt?

Im Allgemeinen kommen die Leute auf der Suche nach Hilfe in unsere Pfarrei. Sie legen ihre medizinischen Berichte, Laborkosten oder andere Rechnungen und Belege für Güter des täglichen Bedarfs vor.

Wie unterstützen Sie als Sozialdienst die Menschen vor Ort?

Als Sozialdienst hören wir uns die Probleme der Leute an und weisen ihnen einen Betrag zu, der sich nach der Höhe ihrer Auslagen richtet.

Welche Personen nutzen Ihre Angebote?

Die Menschen, die unsere Angebote nutzen, sind überwiegend vernachlässigte ältere Menschen oder junge Leute mit hohen Krankenhauskosten.

 

 

Können Sie anhand von drei konkreten Beispielen erzählen, wie Ihre Hilfe wirkt?

Die zwölfjährige Maribelle ist elternlos. Ihr Vater und ihre Mutter haben sie bei ihrer Grossmutter zurückgelassen. Sie kann nicht die Schule besuchen, weil sie keine Papiere hat, um sich zu registrieren. Wir haben sie in das Waisenhaus der Armenier in der Region Jbeil geschickt und unterstützen sie mit Geld, Kleidung und Essen. Angesichts der schwierigen Lage ist Maribelle aber zu ihrer Grossmutter zurückgekehrt. Wir betreuen auch eine Mutter, die an Diabetes erkrankt und erblindet ist. Sie lebt mit ihrem ebenfalls kranken Sohn in einem kleinen Zimmer. Wir schicken ihr Insulin und Nahrungsmittel. Zudem unterstützen wir eine Grossmutter mit vier elternlosen Enkelkindern. Wir machen bei ihr regelmässig Hausbesuche und unterstützen die Familie finanziell.

Welche Art von Hilfe benötigt Ihr Sozialdienst am dringendsten?

Wir brauchen Geld für Spitalaufenthalte und Medikamente, die sehr teuer sind. Unser Quartier hat unter den Bombardements der israelischen Luftwaffe sehr gelitten, weil in unserer Nachbarschaft viele Schiiten leben, welche die Hisbollah unterstützen.

Vielen Dank für Ihre Auskünfte, Frau Kaloust.

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