Spiritueller Impuls – Der Heilige Ephräm der Syrer – Theologe und Dichter

Der heilige Ephräm der Syrer kam um das Jahr 306 im syrischen Nisibis in einer christlichen Familie zur Welt. Papst Benedikt XVI. sagte in der Generalaudienz am 28. November 2007 über Ephräm: «Er war der bedeutendste Vertreter des Christentums syrischer Sprache, und es gelang ihm, auf einzigartige Weise die Berufung des Theologen mit jener des Dichters zu verbinden.

Er bildete sich und wuchs heran an der Seite des Bischofs Jakobus von Nisibis (303–338); mit ihm gemeinsam gründete er die theologische Schule seiner Stadt. Nach seiner Diakonweihe nahm er intensiv am Leben der christlichen Ortsgemeinde teil, bis Nisibis im Jahr 363 in die Hände der Perser fiel. Ephräm emigrierte nun nach Edessa, wo er seine Tätigkeit als Prediger fortsetzte. In dieser Stadt starb er 373 als Opfer der Pest, mit der er sich bei der Pflege der Pestkranken angesteckt hatte.»

Ephräm der Syrer (306–373) wird im Osten und im Westen verehrt.

 

Eine besondere Rolle in Ephräms Werken nimmt die Jungfrau Maria ein. Immer wieder bestaunt er in seinen Marien­liedern das Mysterium des Wirken Gottes, wie es in Maria zum Ausdruck kommt. Ephräm schreibt:

Niemand weiss, wie er nennen soll
Deine Mutter, o Herr!
Nennt er sie «Jungfrau»
– ihr Kind steht dagegen;
«Vermählte», keiner hat sie erkannt.
Wenn aber schon deine Mutter
unbegreiflich ist – wer kann dich fassen?

Der heilige Ephräm der Syrer wird im Osten und Westen verehrt. Papst Benedikt XV. erhob ihn 1920 zum Kirchenlehrer. Viele Hymnen und Gebete wurden in andere Sprachen übersetzt. Das eindrückliche Gebet am Ende der Gottesdienste in der grossen Fastenzeit im byzantinischen Ritus wird Ephräm dem Syrer zugeschrieben:

Herr und Gebieter meines Lebens,
einen Geist des Müssiggangs,
des Kleinmuts, der Herrschsucht und
der Geschwätzigkeit gib mir nicht.
Einen Geist aber der Besonnenheit,
Demut, Geduld und Liebe gewähre mir,
deinem Knecht.

Ja, Herr, König, schenke mir, meine
Fehltritte zu sehen und meinen Bruder
nicht zu verurteilen; denn du bist
gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Das Bild zeigt einen Doppelschrein für den heiligen Ephräm den Syrer und den heiligen Yehnis Kame im Kloster al-Adra as-Surian im ägyptischen Wadi Na­troun, auf halbem Weg von Kairo nach Alexandria. Ephräm kam den Eremiten Pishoy (320 –417) besuchen, der in der Senke als Einsiedler lebte und zahlreiche Schüler um sich geschart hatte. Er steckte den Wanderstab in gebührender Entfernung von der Zelle des Pishoy in die Erde und blieb längere Zeit bei ihm.

Wie er wieder aus der Zelle des Pishoy kam, hatte der Stab Wurzeln geschlagen. Um den Tamarinden-Baum haben die Mönche des Syrer-Klosters ein Gebäude gebaut, das später eine Druckerpresse beherbergte. Vom 9. bis 14. Jahrhundert lebte in diesem Kloster eine syrische Mönchsgemeinschaft mit den koptischen Mönchen zusammen. Die Marienkirche neben der Zelle des Pishoy wurde im 12./13. Jahrhundert mit Wandmalereien mit koptischen und syrischen Inschriften ausgemalt.

Die reiche Kollektion an syrischen Handschriften in der Klosterbibliothek zog viele europäische Bibliophile an. Die wichtigsten Manuskripte befinden sich heute im Vatikan, in der Nationalbibliothek in Paris und im britischen Museum in London.

Hans Rahm

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