Im Fokus – «Damit die Flamme der Hoffnung nicht erlischt!»

Unter schwierigsten Verhältnissen halten die Schwestern von Jabboulé in der Bekaa-Ebene an der libanesisch-syrischen Grenze die Flamme der Humanität und Nächstenliebe am Brennen. Der Libanon steht vor dem Staatsbankrott. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt bereits unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, steigt rasant. Mehr als eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge leben in einem Land mit sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Zehntausende von Menschen ohne Zukunft hausen in Palästinenserlagern im ganzen Land.

 

Während viele Menschen das Land Richtung Europa und Nordamerika verlassen, bekräftigen die Schwestern von Jabboulé ihr Engagement für das libanesische Volk: «Was dem Libanon am meisten fehlt, mehr als Wasser, mehr als Strassen, mehr als Elektrizität, sind Menschen, die sich voll und ganz für das Gemeinwohl einsetzen und die auf allen Ebenen zusammenarbeiten, um die vielfältigen Probleme dieses Landes zu lösen», betont Sr. Jocelyne Joumaa, die Oberin der Gemeinschaft.

Durch die Coronakrise
In der Coronakrise halten die Schwestern und die Lehrerinnen und Lehrer der beiden Schulen in Jabboulé und Jdeideh den Schulbetrieb weiterhin am Laufen. Während der Ausgangssperre erfolgte der Unterricht auf den verschiedenen Stufen per WhatsApp, damit die Schülerinnen und Schüler keinen Schulstoff verpassten.

Einige Schwestern fahren regelmässig in die umliegenden Dörfer und verteilen Lebensmittelpakete an arme Familien. Jede Woche können sie, dank der Unterstützung lokaler Wohltäter, in Beirut neue Vorräte abholen. Damit können sie jedes Paket so zusammenstellen, dass es den Bedürfnissen der Familien entspricht. Dabei hilft ihnen eine von Vertrauenspersonen vor Ort erstellte Liste.

Ein Land kommt nicht zur Ruhe
«Seit der Coronakrise haben die Grossdemonstrationen im Land zunächst nachgelassen,» erzählt Sr. Jocelyne. Mit der katastrophalen Wirtschafts- und Finanzkrise nehmen sie aber wieder zu. Inzwischen haben so viele Menschen ihre Arbeit verloren und kein Einkommen mehr, dass die Verarmung bereits bei über fünfzig Prozent liegt. Die Menschen schreien vor Hunger. «Anfangs Juni hat der Bildungsminister das Ende des Schuljahres angekündigt, weil Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken oder sie den Schulbesuch ihrer Kinder nicht mehr bezahlen können,» erzählt die Ordensfrau.

Die Schwesterngemeinschaft im Wirtschaftsstrudel
Der Zerfall der libanesischen Währung bedroht auch die wirtschaftliche Existenz der Schwestern. «Das Geld, das wir heute in den Händen halten, verliert so schnell an Wert, dass es morgen nur noch einen Bruchteil wert ist,» berichtet Sr. Jocelyne. Eine weitere Schwierigkeit sind die hohen Lebenshaltungskosten. «Wir sind mit einem exorbitanten Preisanstieg konfrontiert,» erzählt die Oberin. «Die Supermärkte schreiben die Produkte gar nicht mehr an, weil sich die Preise von einem Tag auf den andern ändern.»

Leuchttürme in der libanesischen Bildungslandschaft
Bisher ist es den Schwestern gelungen, ihre beiden Schulen am Leben zu erhalten. «Wir sorgen für eine qualitativ hochwertige Bildung, damit auch Kinder aus bescheidenen Familienverhältnissen eine Zukunft haben,» erklärt Sr. Jocelyne. «Insbesondere katholische Schulen sind Leuchttürme der Hoffnung, weil sie sich für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben in einer zerrissenen Gesellschaft einsetzen.» Dennoch nimmt der Druck auf die Schwestern immer mehr zu. Seit mehreren Jahren haben sie keine Zuschüsse mehr vom Bildungsministerium erhalten und die Eltern sind mittlerweile nicht mehr in der Lage, die Schulgebühren für ihre Kinder aufzubringen.

Spendengelder können die Schulen retten
All dies bringt die Schwestern in Gefahr. In diesem Jahr haben sie noch keine Lehrerinnenlöhne zahlen können, was auch die Existenz der Familien der Lehrpersonen bedroht. «Wenn wir unsere beiden Schulen schliessen müssten, würden mehr als 800 Familien unserer Schüler versprengt. 90 Lehrpersonen würden arbeitslos und statt ihnen zu helfen, in ihrer Region zu bleiben, würden wir uns mitschuldig machen, dass sie in die Stadt ziehen oder in den Westen immigrieren müssten», erklärt Sr. Jocelyne. Deswegen bitten die Schwestern von Jabboulé um finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Sicherung der Lehrerinnengehälter. Damit die Schulen weiterbestehen können, für die Kinder und Jugendlichen in der Bekaa-Ebene, für die Lehrerinnen und Lehrer, für die Eltern und die Schwestern.

Spendenvermerk: Lehrerinnenlöhne für Jabboulé

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